Anime und Manga: KI statt Mangaka?

Anime und Manga: KI statt Mangaka?
Anime und Manga: KI statt Mangaka?

Wir haben selbst mal mit Leonardo AI, auf Basis derselben Attribute, den Hauptcharakter von Cyberpunk: Momotaro in farbigem Anime-Design nachgestellt. Der klare Nachteil dieses Bildes: Während in Rootports Acrylmalerei-ähnlichen Bildern die verwaschenen Farben fehlerhafte Details (wortwörtlich) vertuschen, funktioniert das bei solch klarer Linienführung nicht.)

Angenommen du hast eine gute Story und willst die als Manga verwirklichen, kannst aber nicht zeichnen. Was machst du? Genau vor dieser Frage stand ein, unter dem Pseudonym „Rootport” bekannter, japanischer Autor und fand schlussendlich in Künstlicher Intelligenz die Lösung.

Rekordzeit
So generierte er mit Hilfe von Midjourney in innerhalb von sechs Wochen 9.000 Bilder und setzte eine Auswahl davon zu einer Geschichte von 108 Seiten zusammen. Per Hand gezeichnet, wäre Selbiges kaum in unter einem Jahr zu schaffen. Und dank dem Verlag Shinchōsha wurde der damit erste KI generierte Manga ab diesem Frühling auch in physischer Form unter dem Namen „Cyberpunk: Momotaro” erhältlich.

Comic statt Manga
Doch auch wenn diese Tat das Potenzial von KI aufzeigt, könnte ein Blick in das tatsächliche Werk doch für ein bisschen Ernüchterung sorgen. Statt dem ikonischen schwarz-weiß Stil mit klaren Linien von klassischen Mangas, gleicht dieses nämlich eher einem aus Acrylmalereien bestehendem westlichen Comic.

Illusion
Das hat laut Rootport aber auch einen Grund. Was die KI nämlich noch nicht kann, ist, konstant dieselben Dinge zu erstellen. Der Hauptcharakter von Cyberpunk: Momotaro beispielsweise wurde mit den Attributen „pinke Haare”, „asiatischer Junge”, „Cyberpunk”, „College-Jacke” und „Manga” erstellt - wie die KI diese zusammen mixt, bleibt aber unvorhersehbar. Deswegen sollen (farblich) sehr markante Eigenschaften, wie dort die pinken Haare, von den z.B. unterschiedlichen Gesichtszügen ablenken.

Wirklichkeit
Trotzdem reichte das Endprodukt aus, um neben anderen Beispielen für mächtig Unruhe zu sorgen. Ob ein Programm, mit dem die Erstellung von Animecharakteren automatisiert wird, ein Video, indem KI von alleine eine Englische Synchro erstellt oder Netflix, die in einem Anime-Musikvideo bereits KI für die Hintergründe einsetzten und in den Credits jegliche menschliche Beteiligung lediglich als „AI (+Human)” angaben - neue KI-Anwendungen lassen Fans um die Originalität der Werke fürchten und Beschäftigte um ihre Jobs bangen.

Zweischneidiges Schwert
Denn so wie für viele andere Branchen birgt KI auch hier neben den Nachteilen, die vor allem den Wegfall von Arbeitsplätzen und den Verlust von Emotionalität betreffen, viel zu viele Vorteile, um einfach ignoriert zu werden. So könnte gerade die durch Überarbeitung berüchtigte Anime- und Manga-Branche von beschleunigten Produktionsprozessen, wie automatisiertem Inbetweening, das in Animes die Anzahl an zu zeichnenden Szenen senkt, indem KI die, für eine flüssige Bewegung notwendigen, Bilder erzeugt, profitieren.

Stütze, nicht Autopilot
Dafür müssen aber gerade die großen Studios in Verantwortung treten und nicht wie in dem Beispiel von Netflix KI nutzen, um Arbeitsplätze zu ersetzen, sondern damit geschultes Personal nicht nur effizienter, sondern auch in höherer Qualität arbeiten zu lassen. Das angesprochene Anime-Musikvideo „The Dog and the Boy” von Netflix beispielsweise hat auf MyAnimeList aus rund 800 Bewertungen einen Score von gerade mal 5,6/10 Sternen erhalten - an Arbeitskräften zu sparen, war hier also eher keine gute Idee.

Künstlerischer Wert
…den haben – selbst seine eigenen – von KI generierten Bilder auch für Rootport nicht. Er entsteht laut ihm aber dadurch, dass es erst durch diese Bilder möglich war, seine ursprüngliche Idee bzw. Geschichte zum Ausdruck zu bringen. Zeichnen kann er schließlich nicht. Und so sollte KI auch schlussendlich eingesetzt werden. Um Mangaka & Co. mehr Freiheit zu geben, sich zu verwirklichen, Beschäftigten mehr Zeit zu geben, um auf die Details zu achten - wodurch die Fans am Ende auch durch höhere Qualität profitieren dürften.

Wer selbst mal ein bisschen herumexperimentieren oder ähnlich wie Rootport sogar einen ganzen Manga mit KI erstellen will, kann tatsächlich oft einigermaßen konstante Charaktere erstellen, indem diesem beim Eingeben der Prompts in Bild-KIs einen Namen gibt oder, falls bei der jeweiligen KI möglich, bereits erstellte Bilder als „Anleitung” nutzt.

Diese Dame haben wir mit Leonardo AI erstellt, wobei wir der abgebildeten Frau lediglich die Eigenschaften braune Haare und den fiktiven Namen „Mikoto Sakura” gegeben haben:

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