Wilde Orgeln

Wilde Orgeln
Wilde Orgeln

Wenn Philipp und Florian musizieren, erleben Zuhörer:innen ein akustisches Abenteuer. Sie füllen als Duo „ZaZa“ nicht etwa konventionelle Locations wie Bars oder Stadthallen, sondern: Kirchen. Zum Einsatz kommen dabei Orgel und Saxophon. Wer denkt, ihre Auftritte wären Rentnerbespaßung, der irrt. Mit ihrem modernen musikalischen Ansatz, der von Jazz und Pop über Filmmusik bis hin zu Bob Marley reicht, begeistern sie Jung und Alt gleichermaßen. Die räumliche und klangliche Wirkung der Gotteshäuser verleiht ihrer Show das gewisse Etwas. Wir fragten nach, wie sie auf diese ungewöhnlichen Ideen kamen, lernten, was eine gute Orgel ausmacht und erfuhren von einer absoluten Traum-Kirche auf Island.

Wie habt ihr euch kennengelernt und seit wann macht ihr zusammen Musik?

Kennengelernt haben wir uns während des Musikstudiums in der ehemaligen FH Lausitz in Sachsendorf. Wir hatten uns schon am ersten Studientag bestens unterhalten. Das war der Startpunkt für unsere Freundschaft sowie die regelmäßige Zusammenarbeit in unterschiedlichen Musikprojekten während und nach dem Studium.

In welcher Kirche bekamt ihr die Idee, mit Jazz, Pop und Reggae in Gotteshäusern aufzutreten?

Die Erleuchtung dazu kam uns in der kleinen Kirche St. Peter im Rosenthal in Kärnten/ Österreich. Dort waren wir mit Freunden im Rennradurlaub … die Kirche stand direkt neben dem Haus der Freunde, wo wir den Urlaub verbrachten. Sie stand immer offen. Eines Tages gingen wir rein und einer aus der Truppe begann zu singen – andere setzten mit ein ... Da kam uns dann die Idee: Es war der wahnsinnig schöne Raumklang und Hall, der uns im Grunde so faszinierte. Wir fragten uns: Wie wird die gemeinsame Musik von Saxophon und Orgel klingen? Wir mussten es ausprobieren ...

Wie übt ihr für eure Auftritte, habt ihr zuverlässigen Zugriff auf eine Orgel?

Wir proben sehr regelmäßig und haben dankenswerterweise direkten Zugang zur Klosterkirche in Cottbus. Der dortige Pfarrer Gürtler und die Kantorin Frau Drogan ermöglichen uns das Üben in dieser wunderschönen Kirche. Auch in Frankfurt/Oder können wir regelmäßig in der Gertraudenkirche spielen. Unser Eindruck ist, dass es auch eine große Freude darüber gibt, dass die Orgeln bespielt werden. Denn das Schlimmste für solch ein Instrument ist, wenn es nicht benutzt wird!

Was macht eine gute Orgel aus?

Dass die Intonation sauber ist und alle Register funktionieren und gut klingen. Dass sie eine Tastatur hat, die nicht laut klappert, eine reguläre Größe hat und nicht sehr klein ausfällt. In einer kleinen Dorfkirche haben wir das tatsächlich einmal erlebt, die Tastatur war viel kleiner als üblich, und somit war das Spielen darauf eine echte Herausforderung! Und viele Register ermöglichen es, die Musik klanglich vielfältig zu gestalten!

Wenn ihr zusätzlich zu Saxophon und Orgel ein weiteres Instrument in eure Konzerte einbauen könntet, welches wäre es und warum?

Wir verwenden bei manchen Stücken eine Cajon (spanische Sitztrommel) und bedienen uns auch der sogenannten Bodypercussion. Wir imitieren damit also weitestgehend das Schlagzeug, wenn wir der Aufassung sind, dem Song tue etwas zusätzlicher „Drive“ gut. Melodie- und Harmonieinstrumente wünschen wir uns keine weiteren. Unsere beiden Instrumente zusammen ergeben derart viele klanglichen Möglichkeiten, dass wir viele weitere Jahre brauchen werden, bis wir das alles auch nur ansatzweise ausgeschöpft haben.

Welche Rolle spielt der Glaube an das Christentum für euch als Musiker – und für euch als Menschen?

Kirchen sind für uns Orte des Glaubens, des Rückzugs und der inneren Einkehr. Der christliche Glaube ist unsere Prägung, die wir beide in unseren Familien in Kinder- und Jugendjahren erfahren haben. Die christlichen Werte sind für uns Maßgabe und Orientierung im menschlichen Miteinander. Nun schaffen wir aus dieser Erfahrung heraus neue Verknüpfungen. So gibt es in unserem Programm keine geistlichen Choräle, die sonst in Kirchen gesungen und gespielt werden, aber zum Beispiel Reggaesongs von Bob Marley – der Mann war gläubiger Christ!

Welche Bedeutung steckt hinter eurem Namen?

Als wir auf Konzerttournee waren, blätterten wir in einem alten Buch meines Großvaters Jonny, dort stießen wir auf den Begriff Zaza. Er bedeutet „Oase“ in der Sprache einer kleinen ethnischen Minderheit auf dem afrikanischen Kontinent. Sowohl Klang des Wortes als auch Bedeutung haben uns sofort überzeugt!
Welche Kirche war die bisher schönste, in der ihr spielen durftet und welche weitere steht ganz oben auf euer Bucket List? Wir spielen wirklich überall gern! Jede Kirche hat ihren Reiz, jede Orgel ihren eigenen Klang, jede Kirche ihren einzigartigen Raumklang. Besonders mögen wir Kirchen, die schlicht und bescheiden gestaltet sind.
Sehr gern spielen würden wir in der Hallgrimskirkja auf Island. Die Kirche steht direkt in Reykjavik, ein modernes Kirchengebäude mit einer tollen Orgel! Als ich (Philipp) dort vor 15 Jahren lebte, war ich noch kein Berufsmusiker, verdingte mich als Barista und war Gletscherführer. Nun die Rückkehr, nach so vielen Jahren und der zurückliegenden Professionalisierung – wie schön wäre dort ein Konzert mit ZaZa!

Nächstes Konzert: 08.10. 16 Uhr: Kirche St. Maria Friedenskönigin Cottbus

www.duozaza.com 

Foto: Marlies Kross