CO2mmentar: Nachhaltigkeit beginnt im Kopf

CO2mmentar: Nachhaltigkeit beginnt im Kopf
CO2mmentar: Nachhaltigkeit beginnt im Kopf

Februar. Am späten Nachmittag gehe ich joggen, nur in Sportsachen und einer dünnen Strickjacke – bei etwas über 11 °C. Es scheint, als hielte der Frühling endlich Einzug. Das mag besonders die Frostbeulen unter uns erleichtern, mich macht es aber ebenso nachdenklich.

Es ist Sonntag. Nach einer langen Woche versuche ich in der Abendluft mal abzuschalten. Auch um diese Uhrzeit dominiert der Autoverkehr die städtische Geräuschkulisse. Doch weiter draußen findet man zwischen Feldern und Kiefern Ruhe und kann den Sonnenuntergang genießen, in dem die Wolken aus den Kühltürmen des Kraftwerks Jänschwalde bläulich erscheinen. Was mir auf meinem Weg begegnet, macht mich nachdenklich – ob wir es nicht besser können.

Manchmal wünschte ich, es wäre nicht mehr als ein sorgloser Sonntag. Aber das gibt die Gesamtsituation aktuell nicht her.

Es ist der 23. Februar. Es ist Bundestagswahl. Als ich zurückkehre, erscheinen bereits die ersten Hochrechnungen. Politik gehört zu einem der vielen Themen, über die ich viel nachdenke.
Das mit dem Nachdenken hat vor etwa drei Jahren angefangen, als ich ein fantastisches Buch geschenkt bekam: „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ von Dr. Eckart von Hirschhausen. Der Titel könnte nicht treffender sein, denn es hält uns den Spiegel vors Gesicht und zeigt den Einfluss unseres Verhaltens auf die Erde. Und – weitaus wichtiger – die daraus wiederum resultierenden Konsequenzen für uns alle. Es geht um das Leben und den Tod, um Essen und Trinken, um Zeit und Vergänglichkeit, um Brauchen und Verbrauchen und um einen ganz zentralen Zusammenhang:

Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde.

Ich glaube, ich habe damals zum ersten Mal erkannt, dass die Erde unser aller Zuhause ist, unser einziger Lebensraum.

Ich war schon immer ein Naturmensch – lieber draußen als drinnen. Es ist das eine, über die Veränderung unseres Lebensraumes theoretisch Bescheid zu wissen – dieses Buch aber war der Eimer voll eiskaltem Wasser, den jemand mir eines sonnigen Frühlingstages geradewegs über den Kopf schüttete. Der Klimawandel hatte mich gepackt und hielt mich fest im Griff. Erstmals kam er mir real vor, greifbar, omnipräsent.

Warum gerade der Klimawandel unter all den genannten Themen? Ich denke, er war für mich schlicht am einfachsten zu begreifen und stellte die akuteste Gefahr dar.

In meinem Denken manifestierte sich die Idee zur Nachhaltigkeit. Rückblickend würde ich sagen, dass es eine enorme Bereicherung war und ist, sich so ausgiebig mit dem Thema zu befassen.

Doch beim Klimawandel sollte es nicht bleiben. Es ist ja so, bei großen Themen, dass man immer tiefer gräbt, um Antworten zu finden, sich am Ende aber meist weitere Fragen ergeben. Allen weiteren, tiefergehenden Fragen voran: Warum wird über so etwas in der Schule nicht gesprochen? Wie kann man erwarten, dass eine Generation die Welt voranbringen und ihr aus sämtlichen Missständen helfen soll, wenn man dieser die Augen für die Probleme nicht öffnet? Bis heute, bis fast ans Ende meiner Schulzeit, habe ich noch nie im unterrichtlichen Kontext ernsthaft über kontroverse Themen diskutiert – ist das nicht eine der wichtigsten Fähigkeiten, die einem auf den Weg gegeben werden sollten? Dass die Wahrheit lieber besessen als gesucht wird, merkt man bereits.

In der Gesellschaft ist es erstaunlich still geworden. Mich, bei der ständig die Alarmglocken ringen, wenn es um die Erderwärmung geht, macht das fassungslos. Der Fokus hat sich verschoben. Und insgesamt wird vor allem viel geschwiegen. „Klimawandel“ wollen viele nicht mehr hören – das liegt auch daran, dass es oft unvorteilhaft kommuniziert wird.

Klimawandel – das ist ein fast schon geflügeltes Wort für einen gar nicht mal so beflügelnden Sachverhalt. Doch dahinter steckt mehr als nur die Auseinandersetzung mit der Erderwärmung. Wir können nicht über Energiepreise reden und dabei klimarelevante Technologien aus dem Spiel lassen. Warum? Weil Wind- & Solarenergie günstig sind und immer effizienter werden.

Wir können nicht über den Welthunger und Lebensmittelpreise reden, ohne die Tierhaltung zu erwähnen, die mit ihrem enormen Platzbedarf für den Futteranbau einer gerechteren und nachhaltigeren Ernährung im Weg steht. Wir können nicht über Wohlstand reden und dabei die zahlreichen Menschen in anderen Ländern vergessen, die einen hohen Preis für unseren Lebensstil zahlen.

Und dann, irgendwann, bemerkt man:

Everything is connected.

Ein Satz, der alle Aktivisten untereinander vereint. Denn schlussendlich geht es immer um die Zukunft oder darum, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Ein Stückchen gerechter, ein Stückchen wohltemperierter, ein Stückchen friedlicher.Ein Satz, der alle Aktivisten untereinander vereint. Denn schlussendlich geht es immer um die Zukunft oder darum, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Ein Stückchen gerechter, ein Stückchen wohltemperierter, ein Stückchen friedlicher.

Meistens erscheint es unbequem, als müssten wir alle viel einbüßen. Durch die Ländergrenzen, denen wir uns einander zuschreiben, hindurch, vergessen wir leicht, wie abhängig wir alle voneinander sind. Es ist unter den Menschen wie zwischen Erde und Mensch – jedem einzelnen geht es gut, wenn es allen gut geht und es kann nur dann allen gut gehen, wenn wir uns dafür einsetzen. Dazu gehört dann eben auch, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, die weit entfernt und kaum greifbar scheinen. Sieht man etwas genauer hin, erscheinen viele Zusammenhänge simpler, wenngleich sicher nicht einfach.

Wir sind nicht zu Nachhaltigkeit verdammt, denn wir alle haben das Potential zu erkennen, dass diese Idee uns weit voranbringen kann.

Nach einem langen Dialog zum Thema Klimaschutz und Veganismus wurde ich einmal gefragt: „Ist das nicht total deprimierend?“ Ich musste schmunzeln, denn ich glaube, wenn es etwas gibt, was wir alle brauchen können, dann ist es Optimismus. Wir, die sich für die Zukunft einsetzen und die immer wieder aktiv nach der Wahrheit suchen, schütteln wohl oft den Kopf über das Weltgeschehen – es ist niemandem zu verdenken, nur in den Sand stecken sollten wir ihn nicht – die Zukunft ist es wert, um sie zu kämpfen. Gemeinsam können wir am meisten bewegen.Verfolgt man die vielfältigen Themen, die verschiedenste Menschen unserer Gesellschaft bewegen, ein Stück weiter, findet man oft gemeinsame Ursprünge. Wir sind so viel stärker, wenn wir verstehen, dass uns mehr verbindet als uns teilt.

Wäre ich damals, vor drei Jahren, gefragt worden: „Was ist dein Lieblingsthema, wofür möchtest du dich einsetzen?“, so hätte ich wohl ohne Zögern: „Klimaschutz.“ geantwortet.
Heute würde ich sagen: „Zukunft.“

Und es bereitet mir ungemein Freude, diese Botschaft zu teilen.

Zum Weiterlesen gerne mal die folgenden zwei Bücher angucken:

  • Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben von Dr. Eckart von Hirschhausen
  • Weltuntergang fällt aus!von Jan Hegenberg

Über Mathilda: Klimaschutz gehört zu den wichtigsten Themen unserer Zeit. Während dies vielen bewusst sein dürfte, macht man sich im Alltag selten aktiv Gedanken darüber. Mit dem Ziel, das zu ändern, informiert Mathilde zusammen mit Freunden über Klima- und Umweltschutz – und das obwohl sie selbst noch Schülerin ist. Dabei will sie anderen nicht ihre Meinung aufdrücken, sondern ganz im Gegenteil Anreize schaffen, sich selbst ein Bild von den Dingen zu verschaffen …