Fotos fürs Fabelalbum

Fotos fürs Fabelalbum
Fotos fürs Fabelalbum

Ksenia Dabow und Heiner Stephan teilen eine gemeinsame Leidenschaft: die Fotografie. Jedoch geht es den beiden nicht um gewöhnliche Bilder. Vor ihre Linsen kommen Steampunker und Fabelwesen in magischen Kulissen. Für sie schlüpfen Menschen in Kostüme und zeigen doch ihr wahres Gesicht. Im Doppelinterview erzählen sie von angeregten Fantasien in der märchenhaften Lausitz.

Was kam zuerst: Eure Leidenschaft zur Fotografie oder euer Faible für Kostüme?

Ksenia: Während meines Studiums entwickelte sich beides parallel. Mich faszinierte die Fotografie – und aufgrund meiner Leidenschaft für Gaming und Fantasy wollte ich durch meine Bilder Geschichten erzählen und andere daran teilhaben lassen. Ich bin der Überzeugung, dass man, um sich in eine märchenhafte Welt zu versetzen, nicht unbedingt ein Fashion-Model oder Schauspieler sein muss. Sowohl Menschen aus der Fantasy-Szene als auch solche, die nicht Teil dieser Szene sind, können sich in meiner Arbeit wiederfinden, unabhängig von der Konfektion oder dem Alter.
Heiner: Zur Fotografie kam ich schon sehr zeitig mit einer Rollfilmkamera. Seitdem ist dieses Hobby zu meinem ständigen Begleiter geworden. Über die Sportfotografie ging es dann zur inszenierten Fotografie, als eine Turnerin mich unbedingt als Hochzeitsfotografen wollte. Das Faible für Kostüme hat sich dann über die Cosplayfotografie und auch über ein einjähriges Kalenderprojekt mit dem Showballett Uniques 2016 entwickelt.
Aber ich bin nicht ausschließlich in der inszenierten, „kostümierten“ Fotografie unterwegs, sondern fotografiere auch gern Landschaften, Straßenszenerien und bin seit vielen Jahren beim Turnier der Meister dabei.

Wen würdet ihr als eure Vorbilder bezeichnen?

Ksenia: Die polnische Künstlerin und Modedesignerin Agnieszka Osipa fand ich schon immer wahnsinnig faszinierend. Inspiriert von der slawischen Kultur – einschließlich Musik und traditioneller Kleidung – sowie einer kriegerischen Ästhetik sind Agnieszkas Kostüme von der Dunkelheit osteuropäischer Märchen durchdrungen. Ihre Kopfbedeckungen, Rüstungskorsetts, Roben und Accessoires wie Handschuhe und Strumpfbänder folgen im Allgemeinen auffällig monochromatischen Farbthemen wie Gold, Weiß, Schwarz und Silber.
Heiner: Hier hat es mir der Fotokünstler Stefan Gesell mit seinen teils grotesk-skurrilen Inszenierungen angetan, der früh das Potenzial der digitalen Fotografie in diesem Bereich erkannt hat. Tatsächlich gab er auch den einzigen Workshop, den ich jemals besucht habe.
Immer wieder gern treffe ich mich auch mit Altmeister Gerd Rattei. Neben seinem faszinierenden Lebenswerk beeindruckt mich, dass er sich selbst im fortgeschrittenen Fotografenalter die Neugierde und Lust am Fotografieren bewahrt hat.

Welche Inspirationsquellen regen eure Fantasie besonders an?

Ksenia: Meine Fantasie wird besonders durch Videospiele, Bücher und Musik angeregt. Diese Dinge bergen eine Fülle an kreativen Impulsen und lösen komplexe Gedankenflüsse in mir aus. Jedes Mal entdecke ich etwas Neues und entwickle Ideen weiter oder lasse mich von bestimmten Szenen inspirieren, die ich vertiefe.
Heiner: Hier kann man sicherlich die sozialen Medien nennen, die ja immer wieder für neue Ideen gut sind. Durch das Projekt „steampunk trifft Alte Meister“, von welchem ich ein Teil bin, habe ich mir auch Anregungen aus der Renaissancemalerei gezogen. Aber viele Ideen entstehen tatsächlich spontan hinter der Kamera.

Ihr könntet theoretisch überall Fotografen sein. Warum fiel eure Wahl auf die Lausitz?

Ksenia: Vor drei Jahren führten mich familiäre Ereignisse in die Lausitz, und seitdem erkunde ich intensiv diese Region, entdecke ständig neue Orte, die ich unbedingt fotografieren möchte. Die Lausitz ist für mich wie ein verborgener Rohdiamant mit zahlreichen versteckten Ecken. Die geografische Lage ist ideal, da es nur einen Katzensprung von Berlin, Leipzig, Dresden entfernt ist, und auch bis nach Prag ist es nicht weit. Ich denke, die Lausitz hat in Zukunft gute Chancen was Wirtschaft und Kultur angeht.
Heiner: Ich habe hier studiert, meinen beruflichen, familiären und sozialen Lebensmittelpunkt und fühle mich hier pudelwohl! Schade finde ich aus meiner Sicht, dass den zahlreichen Leuchttürmen, die hier mit großem Engagement organisiert (… und fotografiert) werden, wie z.B. dem Elbenwald Festival, dem Turnier der Meister oder dem Springermeeting, nicht die mediale, überregionale Präsenz eingeräumt wird, die sie verdient haben und die unserer Region guttun würde.

Welche Projekte stehen bei euch in nächster Zeit an?

Ksenia: Es stehen zahlreiche Projekte in der Pipeline. Meine Planungen erstrecken sich nie nur auf ein Projekt oder ein Outfit. Ich sprühe förmlich vor Ideen und Kreativität. Mein Ziel ist es, eine Vielzahl atemberaubender Outfits zu kreieren, die sich an Märchen, Legenden und vielleicht sogar etwas Esoterischem orientieren, wie zum Beispiel Figuren aus Tarot-Karten. Langfristig plane ich eine Ausstellung zu diesem Thema und freue mich darauf, andere Künstler zu treffen.
Als besonderes Highlight arbeite ich bereits an meinen Outfits für das faszinierende Elbenwald Festival, das 2024 wieder in Cottbus stattfindet. Im vergangenen Jahr war ich bereits als Künstlerin dabei und wurde auch für das kommende Jahr eingeladen, um in meinen Outfits mit den Besuchern des Festivals zu interagieren. Ich kann es kaum erwarten, viele Gleichgesinnte zu treffen.
Heiner: Zum einen werde ich weiterhin mit meinem 135 mm-Objektiv im Spreewald unterwegs sein. Dann wird es im Frühjahr ein weiteres großes Shooting zum Projekt „steampunk meets DAMPFROSS“ geben, diesmal mit überregionalen Artisten. Das wird megaspannend! Sicher werde ich auch wieder etwas zu dem Projekt „steampunk trifft Alte Meister“ beitragen. Und es wird im September 2024 zum steamrose-Festival in Forst (Lausitz) eine Ausstellung mit neuen steampunk-Werken geben. Im Herbst steht dann bestimmt wieder das traditionelle Fantasy-Shooting-Wochenende im Harz an. Dort sind noch lange nicht alle märchenhaften Spots durchgeshooted.

Besuche Ksenia und Heiner:

Elbenwald Festival
02. bis 04.08.2024
Spreeauenpark Cottbus

Steamrose-Festival
07.09.2024
Rosengarten Forst

Instagram: dabow_design
Instagram: stephanlausitz

dabow stephan

Links: Heiner Stephan bei einem Steampunk-Shooting, rechts: Ksenia Dabow in ihrem Atelier.