Fossile Energie wird grün?

Fossile Energie wird grün?
Fossile Energie wird grün?

Foto: JARAMA, istock

Im Laufe dieses Themas haben wir bereits oft angesprochen, dass die Atomenergie von der EU-Kommission ein „grünes Image” bekommen hat – doch was steckt eigentlich hinter dem Beschluss vom 2. Februar 2022?

Hintergrund des Beschlusses

Mit dem Beschluss wird die Atomenergie in die Taxonomie aufgenommen. Diese ist ein System, welches im Finanzbereich nachhaltige Produkte hervorhebt und somit einen Geldstrom in diesen Sektor fördert. Vor allem privaten Anlegern soll damit eine Orientierung und Möglichkeit gegeben werden, in ökologische Projekte zu investieren. So sammelten nachhaltige Fonds allein von Januar bis September 2021 eine Summe von 41,6 Milliarden Euro. Das Geld, welches sonst erneuerbare Energien stärkt, könnte damit in die Atomkraft fließen. Unterstützer des Beschlusses wie Frankreich haben dies auch nötig, da utopische Bauzeitverlängerungen aktueller Kraftwerke die notwendigen Subventionen in die Höhe schießen lassen.

Kritik aus Deutschland

Allerdings kam massive Kritik auf. Auch Deutschland, das Ende 2022 seinen Ausstieg geplant hat, stimmte per offizieller Stellungnahme mit ein, wonach aus Sicht der Bundesregierung Atomenergie nicht nachhaltig sei. Und trotzdem ist nun seit dem 2. Februar EU-weit plötzlich nicht nur die Atomkraft nachhaltig, sondern auch Gas? Erdgas hat zwar eine bessere Klimabilanz als der „schmutzigste” Energieträger Kohle, bleibt aber weiterhin ein fossiler Brennstoff. Eine Studie der Energy Watch Group ergab, dass unter Betrachtung der Vorkette (Gewinnung, Transport,...) Erdgas sogar nahezu genauso klimaschädlich ist. Im Koalitionsvertrag hieß es unterdessen: „Die Bundesregierung wird sich gegen die Aufnahme von Atomkraft und Gas als nachhaltige Technologie einsetzen.”

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Erdgas als Brücke

Trotzdem hat sich Deutschland jetzt massiv dafür eingesetzt, dass Gaskraft ebenso in die Taxonomie aufgenommen wird. Man munkelt von einem Deal, Frankreich bekommt seine Unterstützung für die Atomkraft und Deutschland dafür die für Gaskraft. Denn hier heißt es, sei eine Brückentechnologie zur Unterstützung der volatilen Erneuerbaren unvermeidbar, und nach Atomausstieg und Kohleausstieg 2038 bleiben nicht viele Möglichkeiten, um die Lücke von 40 % in der Stromerzeugung zu füllen. Selbst Steffi Lemke als Bundesministerin für Umwelt und nukleare Sicherheit und Mitglied der Grünen sagt, dass wir Erdgas für einen begrenzten Zeitraum als Brückentechnologie bräuchten. Erdgas sei nicht eine Hochrisikotechnologie wie Atomenergie.

Zwar gelten für beide Energieträger bestimmte Regelungen und zunächst werden „nur” private Investments beeinflusst – dennoch bekommen am Ende zwei fossile Energieträger ein nachhaltiges Image zugeschrieben – unter dem Statement, „keinen signifikanten Schaden zu verursachen”.

Vorsitzender der grünen Jugend klein 

„Wir halten die Erzählung von sauberer oder grüner Gaskraft für eine dreckige Lüge. Stattdessen bräuchte man jetzt mutige Investitionen in erneuerbare Energien.”

Vorsitzender der Grünen Jugend: Timon Dzienus