Deutschlands Atomausstieg

Deutschlands Atomausstieg
Deutschlands Atomausstieg

Atomkraft und Kohle hopp, Windräder top: Deutschlands künftige Energieversorgung soll großteils auf Erneuerbaren basieren. Foto: Thomas Schmidt, istock

Viele Länder wie die Slowakei wollen die CO2-arme Atomenergie nutzen, um unabhängiger von Kohlestrom zu werden und den Klimazielen ein Stück näher kommen. Tatsächlich hätte auch Deutschland dies bitter nötig, denn momentan sieht es mit diesen eher schlecht aus. Während man 2020 noch stolz von der Einhaltung des CO2-Minderungsziel um 40 % berichten konnte, ist mittlerweile klar, dass man das, wohl oder übel, Corona zu verdanken hatte. 2021 wurde der Effekt wieder aufgehoben und die Emissionen sind um 4 % angestiegen. Somit ist schon klar: Mit den Zielen von 2022 und 2023 wirds nichts und laut Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck müsste man die aktuellen Anstrengungen verdreifachen, um die CO2-Emissionen wie geplant bis 2030 um 65 % zu verringern.

Nochmal nebenbei: 2045 will Deutschland klimaneutral sein und dazu 2038 aus der Kohle aussteigen, welche 30 % des Strommixes ausmacht. Alles in allem keine rosige Aussicht und was macht man da – 13 % emissionsarmen Atomstrom abschalten?!

Hätte man den Spieß umgedreht und zuerst Kohlestrom eingestellt, wäre der deutsche Atomstrom aus 2020, genug, um stattdessen aus 5 Braunkohlekraftwerken (3 davon Deutschlands schmutzigste) auszusteigen. Das wäre eine unverzügliche Ersparnis von 69 Millionen Tonnen CO2 im Jahr und damit ein Drittel der Emissionen in der Energiewirtschaft.
Allerdings hat die Demokratie gesprochen, auch 2021 sind laut dem Bundesamt für Sicherheit und nukleare Entsorgung noch 76,2 % der Bevölkerung für den Ausstieg und 67,6 % würden sonst das Risiko der Nutzung als ziemlich oder sehr hoch einstufen.

Neu aufflammende Diskussion

So zumindest, bis im Februar 2022 bekannt wurde, dass Deutschland die Ostseepipeline Nord Stream 2 nicht mehr nutzen wird, um russisches Gas zu importieren. Das führte zu einer neu aufkommenden Debatte, ob Atom- und auch Kohlemeiler nicht doch länger am Netz sein sollten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält beides für ungeeignet, sagte aber auch, dass es „keine Denktabus“ gäbe. Wir erinnern uns an dieser Stelle nochmal zurück, dass der Atomausstieg das Gründungsthema der Partei „Die Grünen“ war. Dass Robert Habeck dies nun nicht mehr ideologisch und kategorisch ablehnte, verdeutlicht die Brisanz der energiepolitischen Gesamtsituation.

Unsere Meinung

Anlässlich der aktuellen Situation und auch mit einem Blick in die Zukunft wird uns die Weiternutzung der Atomkraft immer schmackhafter gemacht. Zuerst waren da die Probleme beim Erreichen der Klimaziele, die durch das Abschalten der „CO2-neutralen“ Atomkraft nicht besser und durch den Ersatz aus fossilen Brennträgern sogar eher schlechter werden würden. Und jetzt, wo es zum Krieg in der Ukraine und der wirtschaftlichen Abschottung Russlands gekommen ist, brauchen wir einen Ersatz – für den Ersatz? Schließlich bezieht Deutschland 50 % der Steinkohle, 30 % des Erdöls und 55 % des Erdgases aus Russland – so viel außerdem zur Brückentechnologie Gas.

So sehen wir am Ende unserer Redaktion den Atomausstieg im leichten Wanken, wo nach jahrelanger Verneinung selbst zwei der drei Kraftwerksbetreiber, ENBW und Eon anfangen, das Ganze zu bedenken. Da erscheinen die seit Fukushima durch Sicherheitstests verminderten Risiken plötzlich nicht mehr so gravierend und auch das Problem des Atommülls würde sich nicht mehr „bedeutend“ erhöhen. Hier reden wir aber nur von einer weiteren Nutzung aktueller Atomkraftwerke, Neubauten würden, nach der Betrachtung anderer internationaler Projekte, nicht schnell genug Hilfe leisten.