Vor- und Nachteile von Atomkraft als Energiequelle

Vor- und Nachteile von Atomkraft als Energiequelle
Vor- und Nachteile von Atomkraft als Energiequelle

„Atomkraft? Nein danke“ ist ein bekanntes Zeichen der Anti-Bewegung. Aus der Pro-Bewegung entstand derweil ein passendes Gegenlogo.

Es erinnert an die Schulzeit, aber eine Liste mit den Vor- und Nachteilen der Atomenergie ist notwendig, um die Entscheidungen in der Politik nachzuvollziehen und kritisch zu betrachten.

Sicherheit

Postapokalyptische Bilder aus Tschernobyl oder Fukushima haben der Atomenergie den Namen „Hochrisikotechnologie” verliehen und tatsächlich machte die Strahlung ganze Landstriche bis heute unbewohnbar, zerstört Körperzellen und ist für Langzeitfolgen wie Krebs verantwortlich. Gerade wegen diesen sind die Ausmaße von Unfällen nahezu unmöglich abzuschätzen. Für die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl geht die WHO von 4.000 Toten aus, während andere Quellen 100.000 oder sogar 1,5 Millionen nennen.

Auf der anderen Seite sind solche Desaster Einzelfälle. Weltweit haben Reaktoren bei einer Gesamtlaufzeit von 18.000 Jahren „nur” 30 Ausfälle von Sicherheitsvorkehrungen zu verzeichnen, die meist auf Managementfehler (Tschernobyl) oder Umwelteinflüsse (Tsunami und Erdbeben in Fukushima) zurückzuführen sind und in den letzten Jahrzehnten deutlich weniger wurden. Die Opferzahlen von Atem- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche durch die Luftverschmutzung fossiler Brennstoffe entstehen, seien da laut WHO mit 4 Millionen deutlich höher.

Endlagerproblematik

Hier bekommt das Wort „nachhaltig” eine ganz neue Bedeutung, denn die hochradioaktiven Abfälle müssen für eine Millionen Jahre sicher gelagert werden. Das Lager muss Plattenbewegungen, Klimawandel und EIszeiten überstehen. Schließlich enthält der toxische Cocktail „Atommüll” mit Plutonium, dem giftigsten Stoff der Welt, welcher schon in Milliardstel Gramm-Bereich (Nanogramm) tödlich ist. Übrigens: Weltweit hat nur Finnland ein solches Endlager im Bau (schon seit 2004), während man in Deutschland erst 2020 weiträumig geeignete Gebiete untersucht hat.

Klimawandel

Man sagt der Atomenergie nach, CO2-neutral zu sein, was auch ein Hauptgrund für dessen Renaissance ist. Um genau zu sein, ist aber noch kein Energieerzeuger klimaneutral, da Emissionen beim Rohstoffabbau, Transport, bei Bau und Stilllegung anfallen. So kommt die Atomenergie laut einer neueren Studie des Umweltbundesamtes auf rund 60g CO2-Äquivalent per KWh. Das ist deutlich geringer als Kohle mit 1200g, aber trotzdem mehr als Wind mit unter 10g.

Wirtschaftlich

Momentan hat Atomstrom die zweithöchsten Kosten aller Energieträger. Vor allem extreme Bauzeitverlängerungen schaufeln Milliardengräber. Zudem wird die Wartung gegen Ende der durchschnittlichen 40 Jahre Laufzeit immer aufwendiger, da viele Bauteile bereits kontaminiert sind. Erneuerbare Energieträger, die mittlerweile am Fließband produziert werden können, sind im Vergleich deutlich billiger.

Technologie

Es existieren bereits Generatoren der Generation III oder III+ mit mehr Sicherheit oder „Small Modular Reactors”, die zukünftig kostengünstig am Fließband produziert werden sollen. Der Traum, die Atomkerne zu fusionieren, was dem Prozess, der die Sonne strahlen lässt, entspricht und eine massive Menge an Energie liefert, liegt noch fern in der Zukunft. Und auf diesem Wort liegt die Betonung: Atomenergie hat zwar enormes Zukunftspotenzial, der Klimawandel droht aber JETZT und Deutschland will bereits 2045 klimaneutral sein.

Pulverfass in Kriegszeiten

In Kriegssituationen wie derzeit in der Ukraine droht die Gefahr von Zwischenfällen durch den Ausfall der Stromversorgung oder durch einschlagende Munition. In jedem Fall dienen sie unfreiwillig als wichtige strategische Punkte.