Kleine Atomkraft-Historie

Kleine Atomkraft-Historie
Kleine Atomkraft-Historie

Foto: vchal, istock

1938 – Entdeckung

Hier in Deutschland gelingt Otto Hahn die Spaltung eines Atomkerns, welche durch darauffolgende Kettenreaktionen eine völlig neue Energiequelle bietet.

1942 – Erforschung

In Chicago wird im ersten Versuchs-Kernreaktor eine kontrollierte Kettenreaktion in Gang gesetzt.

1945 – Missbrauch

Noch bevor die Atomenergie richtig durchstartet, kosten die beiden amerikanischen Atombomben unter den ironischen Namen „Little Boy” und „Fat Man” beim Einschlag in Hiroshima und Nagasaki Hunderttausenden das Leben. Zukünftig wird von Befürwortern der Technologie statt Atom- auch der Begriff „Kernenergie“ verwendet, um nicht an das negative Ereignis zu erinnern.

1953 – „Atoms for Peace”

US-Präsident Dwight D. EIsenhower verkündet in einer Rede vor der UN-Vollversammlung die Vorteile der friedlichen Nutzung von Atomenergie. Und tatsächlich erlebt die Technologie durch geringe Kosten, Emissionseinsparung und geschonte Ressourcen einen weltweiten Boom.

Atomeuphorie

Weltweit ging man unter Begeisterung davon aus, eine Lösung für alle Energieprobleme gefunden zu haben. Deutschland wollte die Technologie nutzen, um einen Rückstand gegenüber den Großmächten aufzuholen (anfangs auch, um Plutonium für militärische Zwecke zur Verfügung zu haben).

Atomkritik

Vor allem örtlich Betroffene befürchten Folgen wie radioaktiven Niederschlag – und selbst Stromerzeuger sahen bei ausreichenden Kohle- und Ölvorkommen kaum Vorteile in der neuen Energiequelle. Aber massive staatliche Unterstützung bringt die Atomenergie bis zur kommerziellen Nutzung.

Anti-Atomkraft-Bewegung

In den 1970er-Jahren werden immer größere Kraftwerke gebaut, Umweltpolitik und Bürgerinitiativen führen zu Besetzungen der Baugebiete. Eine steigende Informierung zu Risiken wie Atommüll und radioaktivem Niederschlag stärkt die Bewegung, während die Bundesregierung durch die Ölkrise große Prioritäten in den Ausbau der Atomkraft setzte.

1974 – Stimmung schlägt um

Die Bewegung findet durch die Bauplatzbesetzung des geplanten Atomkraftwerks in Wyhl hohen Nachrichtenwert und findet mehr Mitglieder in der breiten Bevölkerung.

1980 – Von der Bewegung zur Partei

Mit der Gründung der Grünen bleibt die Anti-Atomkraft-Bewegung als zentraler Pfeiler deren Programms nicht mehr außerparlamentarisch.

1986 – 1. Nuklearkatastrophe: Tschernobyl

Das Reaktorunglück bestätigt die Kritiker und erreicht auch die Regierung, wo der SPD-Parteitag den zukünftigen Ausstieg beschließt.

1998 – Atomausstieg steht fest

Im Koalitionsvertrag der Rot-Grünen Bundesregierung einigt man sich auf den Atomausstieg.

2002 – Gesetzliche Verankerung

Mit der Änderung des Atomgesetzes wird die Laufzeit der Atomkraftwerke auf 32 Jahre begrenzt und Neubauten werden verboten. Dies soll die Nutzung der Atomenergie geordnet beenden.

2010 – Neuer Hoffnungsschimmer für die Atomkraft

Unter der Schwarz-Gelben Regierung wird im Energiekonzept 2050 beschlossen, die Atomkraft als Brückentechnologie bis zum Ersatz durch erneuerbare Energien zu nutzen und die die Reaktorlaufzeiten um durchschnittlich 12 Jahre zu verlängern.

2011 – 2. Nuklearkatastrophe: Fukushima

Die Katastrophe im modernen Japan versetzt viele in Schock und ruft die Risiken der Atomkraft wieder ins Gedächtnis. Noch im selben Jahr unterzieht Deutschland den eigenen Reaktoren Sicherheitstests, nimmt acht Kraftwerke vom Netz und beschließt den Ausstieg innerhalb eines Jahrzehnts.

2022 – Niedergang & Renaissance

Während Deutschland den Ausstieg abschließt, werden weltweit neue Reaktoren gebaut.