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Donnerstag, 16 Dezember 2021 13:31

Sprachentwicklung „Top-Down“?

Ist gendergerechte Sprache feministische Sprachdiktatur von oben oder natürlicher Sprachwandel von unten?  Foto: Vagengeym_Elena, istock

Wie erreicht man das Ziel der geschlechtergerechten Sprache? Nur durch die Akzeptanz aller Sprechenden. Hier existiert aber ein großer Unterschied zum beispielhaften Einfluss der englischen Sprache. Durch die vermehrte Nutzung digitaler Medien und der Popularität haben sich langsam Anglizismen in die deutsche Sprache eingeschlichen. Das geht soweit, dass man Wörter wie Chat, Band oder Cocktail nicht mehr als unnatürlich wahrnimmt. Googelt man nach Synonymen für Cocktail, ist das Ergebnis: Drink. Beim Gendern sieht das allerdings anders aus, im alltäglichen Sprachgebrauch wurde so gut wie gar nicht gegendert.

Von wem geht die Bewegung aus?

1980 brachten vier Sprachwissenschaftlerinnen die ersten Richtlinien zur Vermeidung sexistischen Sprachgebrauchs heraus. Die Zielgruppe war aber nicht die Allgemeinheit, sondern Institutionen, die Sprache lehren. Bis heute fanden auch verschiedene Gesetzesbeschlüsse statt, die zur verstärkten Anwendung führen sollen – das scheinbare Prinzip: Die neue Sprachentwicklung von oben nach unten durchsickern lassen. So existieren nun verschiedene Konzepte zum Gendern an Hochschulen, öffentlichen Pressestellen und weiteren Institutionen.

Hochschulen

Baden-Württemberg, Tübingen. An der Eberhard-Karls-Universität droht Punktabzug, falls keine genderneutrale Sprache verwendet wird. Weitere Universitäten schließen sich an. Mittlerweile haben viele Hochschulen ihre eigenen „Genderregeln“ entwickelt. Vor allem bei veröffentlichten Artikeln wird darauf geachtet, zumindest die Doppelnennung zu nutzen, zum Stern oder Gap reicht es aber nicht immer. Aber die Studenten selbst betrifft es oft wohl kaum, zum einen ist die Übereinstimmung mit dem amtlichen Regelwerk immer noch nicht ganz klar und zum anderen können Studierende auf ihrer wissenschaftlichen Freiheit beruhen.

Politik

Hier ging die Debatte heiß her – bis Corona kam. Anscheinend wurde das Thema durch Corona und die aktuell wieder stärker werdende Impfdiskussion verdrängt. Zumindest scheint es so, in Wirklichkeit gibt es aber auch hier mittlerweile Unterschiede wie Tag und Nacht. In unserer Bundesstadt Bonn hat die regierende grüne Oberbürgermeisterin einen Leitfaden für geschlechtergerechte Sprache durchgesetzt. Neben allgemeinen Umformulierungen und Genderstern existiert hier sogar ein empfohlenes „Genderwörterbuch“. Aus dem „Autor“ wird die „bücherschreibende Person“ und dem „Damenfahrrad“ das „Fahrrad mit tiefem Einstieg“. Andere Städte wie Hannover planen ähnliches, während andernorts das Thema an einem vorbeizieht. Man kann sich ja mal selbst fragen, inwiefern man schon selbst von der Angelegenheit betroffen ist.

Sprachwissenschaftler

Als Erforscher unserer Sprache müssten Linguisten eigentlich die Experten und ein maßgebender Orientierungspunkt in der Debatte sein. Doch hier ist bei weitem keine Einigkeit, und damit auch nichts worauf man sich stützen kann, zu erkennen. Im Grunde sind alle Positionen, die man überhaupt annehmen kann, vertreten. Von Kritikern, die überzeugt sind, dass das Genus nicht gleich Geschlecht ist zu Linguisten, die eine Alternative zum generischen Maskulinum fordern. Von Experten, die eher Nachteile im Gendern sehen und es deswegen unterlassen zu anderen, welche das Gendern langsam in den Sprachgebrauch einführen wollen. Letztlich existiert noch eine neutrale Ansicht. Vielleicht sollte man die Sprache nicht von außen beeinflussen und regulieren, sondern sich selbst entwickeln lassen?

Medien

Neben Bildungsinstitutionen und Politik stehen vor allem die Medien im öffentlichen Fokus – sie haben großen Einfluss auf die Entwicklung und Nutzung von Sprache. Einige bundesweite Kommunikationsmittel, wie Deutschlandradio, ARD und ZDF sehen das Gendern als wichtig an und haben eigene Regelungen. Der Radiosender Fritz war einer der ersten, der sich bewusst für das Mitsprechen der Gender-Gap entschieden hat. Allerdings ergab eine Umfrage von news aktuell aus dem Februar 2020, dass die genderneutrale Sprache überwiegend als eher unwichtig angesehen wird.

Donnerstag, 16 Dezember 2021 12:34

Resultat = Reaktanz? Positionen zum Gendern

Dieses Foto eines Edeka-Marktes löste neben Zustimmung viel Häme aus, der Marktleiter reagiert mit Humor und kommentiert: „Wir sind Teil der Genderverschwörung…. In den nächsten Wochen werden wir noch weitere Lebensmittel umbenennen… Passend zum deutschen Naturell starten wir mit Kartoffel*innen.“

Die Schlussfolgerung anhand der Position von Hochschulen, Politik, Linguisten und Medien? Es gibt keine richtige. Es gibt zu viele Ansichten und Positionen, so viele verschiedene Regeln, dass die Anwendung des Begriffs schon fragwürdig wird. Aber anhand der Ergebnisse von Hochschule und Medien könnte man sich fragen, ob das Gendern nicht reine Imagesache ist. Um Kritik zu vermeiden und als innovativ zu gelten, werden nach außen hin Richtlinien beschlossen, die aber schon im Inneren nicht einheitlich unterstützt werden. Dies könnte im Zusammenhang mit dem Begriff Reaktanz einen Trend in der Bevölkerung erklären. Was Reaktanz ist? Es beschreibt einen psychologischen Vorgang, bei dem Personen sich von Regeln so unter Druck gesetzt fühlen, dass sie entgegen ihrer eigentlichen Meinung eine konträre Einstellung entwickeln – ähnlich einem trotzigen Verhalten. 

Die Schlussfolgerung anhand der Position von Hochschulen, Politik, Linguisten und Medien? Es gibt keine richtige. Es gibt zu viele Ansichten und Positionen, so viele verschiedene Regeln, dass die Anwendung des Begriffs schon fragwürdig wird. Aber anhand der Ergebnisse von Hochschule und Medien könnte man sich fragen, ob das Gendern nicht reine Imagesache ist. Um Kritik zu vermeiden und als innovativ zu gelten, werden nach außen hin Richtlinien beschlossen, die aber schon im Inneren nicht einheitlich unterstützt werden. Dies könnte im Zusammenhang mit dem Begriff Reaktanz einen Trend in der Bevölkerung erklären. Was Reaktanz ist? Es beschreibt einen psychologischen Vorgang, bei dem Personen sich von Regeln so unter Druck gesetzt fühlen, dass sie entgegen ihrer eigentlichen Meinung eine konträre Einstellung entwickeln – ähnlich einem trotzigen Verhalten. Tatsächlich ergab eine Befragung von infratest dimap für die Welt am Sonntag einen Zuwachs von Gegnern der gendergerechten Sprache. Während es 2020 noch 56 % dagegen waren, sind es 2021, trotz wichtiger werdender Debatte, schon 65 %. Dabei sollte die Sprachentwicklung eigentlich genau von der Bevölkerung ausgehen und nicht von oben her entschieden werden. Interessant an den Ergebnissen ist aber auch: Unter denen, welche die Partei die Grünen wählen, befürworten deutlich mehr das Gendern als unter jenen, die der AFD zugeneigt sind. Zudem zeigt die Umfrage, dass Frauen und Jüngere eine gendergerechte Sprache etwas stärker befürworten, ebenso Menschen mit einem hohen Bildungsgrad.

Grafik

Positionen zum Gendern

Der*die Neutralist*in

„Gelöst von Forschungsergebnissen und Meinung dürfen wir keine Empfehlung aussprechen.“

Begründung

  • natürlicher Sprachwandel muss unbeeinflusst stattfinden
  • Wissenschaft muss neutral bleiben

Beleg: Wissenschaftstheorie

Der*die Gegner*in

„Das generische Maskulinum ist besser als gegenderte Varianten und davon müssen wir die Menschen überzeugen.“

Begründung

  • Genus ist nicht gleich Geschlecht
  • festes System der deutschen Grammatik nicht zerstören
  • psycholinguistische Experimente nicht ausdrucksstark

Beleg:

  • traditionelle Grammatik
  • existierende weibliche Bezeichnungen für Männer (z.B. die Person)

Der*die Kritiker*in

„Da es viele Nachteile hat, sollten wir auch nicht zum Gendern raten.“

Begründung

  • erschwert Unterricht und Übersetzung
  • Angst vor Kritik bei Fehlern
  • psycholinguistische Experimente nicht ausdrucksstark

Beleg:

  • Umfragen in der Gesellschaft
  • Einzelbeobachtungen
  • theoretische Ansätze

Der*die Abwartende

„Wir sollten uns an der Sprachentwicklung orientieren und je nach Situation Gendern oder nicht.“

Begründung

  • unterschiedlicher Gebrauch des Genderns (je nach Umständen und Zielgruppe)
  • soziale Folgen bisher unbekannt

Beleg: Analyse von sprachlichen Äußerungen

Der*die Entspannte

„Wir sollten empfehlen zu gendern, aber ohne Druck auszuüben und für weitere Entwicklungen offen sein.“

Begründung

  • empirische Beweise, dass das generisches Maskulinum wird oft nur mit männlichen Personen assoziiert wird
  • Auswirkung von gegenderten Alternativen noch nicht komplett untersucht
  • soziale Kommunikationshürden müssen beachtet werden

Beleg

  • Analyse von sprachlichen Äußerungen und Denkweisen
  • Betrachtung der Gesellschaft

Der*die Überzeugte

„Wir sollten die Gesellschaft davon überzeugen gegenderte Alternativen zum generischen Maskulinum zu benutzen.“

Begründung

  • Studien, dass generisches Maskulinum nicht als geschlechtsneutral verstanden wird
  • Sprachwandel durch -kritik
  • gesellschaftliche Verantwortung der Linguisten

Beleg:

  • Psycholinguistik

Weitere Argumentationen rund um die Genderdebatte

Haben wir denn keine anderen Probleme auf der Welt?
Gendergerechte Sprache ist also nur ein Teilgebiet in einer von sieben Diversity-Dimensionen, ist es deswegen aber minder wichtig? Ein Argument der Gegenbewegung ist, dass es derzeit wichtigere politische Themen gibt, selbst Vorurteile gegen Frauen und gleicher Lohn aus demselben Komplex kommen. Doch Sprache ist unser Kommunikationsmittel Nummer Eins und wenn dieses keine Gleichberechtigung verkörpert, wie könnten wir dann Veränderungen in unserem Verhalten vornehmen? Die Debatte unter einem Berg von Problemen zu verstecken scheint also weniger sinnvoll.

Droht uns ein Gender-Sprech-Zwang von oben nach unten?
Die Menschen reden, wie sie es wollen und lassen sich nichts vorschreiben. Im Umkehrschluss heißt das: Niemand muss Angst davor haben, zum „Gender-Sprech“ gezwungen zu werden. Wenn aber immer mehr Menschen das von sich aus freiwillig tun, dann wird es sich mit der Zeit durchsetzen. Dann wird eine Gewöhnung einsetzen und wir werden die Genderpause in Bürger:innen vielleicht ganz automatisch mitsprechen.

Zerstört Gendern nicht den Textfluss beim Lesen und Sprechen?
Der Lesefluss ist gestört, die Gender-Zeichen lenken bisweilen vom Inhalt des Textes ab. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Insbesondere wenn in einem Text sehr konsequent die Doppelform Leser und Leserinnen genutzt wird, kann das zu deutlich mehr Textlänge führen. Vermutlich ist es auch genau diese Form des Genderns, die viele abschreckt und die ganze Thematik etwas elitär wirken lässt. Gleichzeitig gibt es mittlerweile sprachliche Alternativen wie die Nutzung von neutralen Begriffen, z.B. Studierende statt Studentinnen oder Redaktion statt Redakteurinnen. Warum nicht einfach je nach Situation ausprobieren, was man als Schreibender gerade für passend empfindet?

Lebende Tote
Unser Redakteur Amadeo traf beim Studium auf die Formulierung „getötete Radfahrende“. Während dieses Sinnbild für einen Zombieroman nichts Ungewöhnliches ist, sollte man im Alltag bedenken: Das Adverb in Pluralform ist nicht in jeder Situation die beste Wahl.

Donnerstag, 16 Dezember 2021 12:24

Wie gendert man richtig?

Geschlechteridentitäten und Sprachgenderformen haben mindestens eines gemeinsam: Sie sind unglaublich vielfältig und es gibt kein „Richtig“ oder „Falsch“. Foto: nito100, istock

Bei der Selbstanwendung gibt es kein richtig oder falsch. Wichtig ist es nur, sich selbst erstmal mit dem Thema auseinanderzusetzen und für sich selbst zu entscheiden, was der richtige Weg ist. Auch wenn man denkt, dass die Umstellung der eigenen Sprechweise zu kompliziert ist, da vor allem die flüssige Integration in den eigenen Sprachgebrauch eine der größten Hürden ist, so hat man als Kind das Sprechen auch in einem langen Prozess gelernt. Und selbst wenn man mal nicht weiterweiß, kann sich einfach an Google wenden, Seiten wie scribbr oder Genderator analysieren Worte oder ganze Texte für dich und finden die gegenderte Alternative. Also egal welchen Standpunkt du vertrittst, lass dich nicht von außen einschüchtern, denn wenn eines bisher klar ist, dann die unglaubliche Diversität an Standpunkten. Wenn dies kritisiert werden würde, wäre die Debatte als Bestandteil des Diversity-Komplexes sich selbst nicht mehr treu.

Sternchen, Gap und Co. – Genderformen im Überblick

Tabelle Seite 1

Tabelle Seite 2

Was meinst du – welche der Wörter und Wortgruppen Was meinst du – welche der Wörter und Wortgruppen rechts kann man bedenkenlos verwenden und welche sind nicht mehr zeitgemäß?

Krankenschwester
Mörder
Jedermann
Mannschaft
Der Mensch
Frauendorf
Mitglied
Herrenloser Koffer
Weihnachtsmann
Zahnfee

 Manche halten wir persönlich tatsächlich für veraltet, manche haben wir nur zum Spaß hinzugefügt. Sie alle zeigen jedoch: Sprachliches Konfliktpotenzial kann überall lauern, wenn man nur danach sucht.

Donnerstag, 16 Dezember 2021 12:01

Unsere Meinung zu Genderspeech

Victoria
Ich befürworte gendergerechte Sprache voll und ganz. Gerade im Fernsehen, im Radio oder auch in Briefen von Ämtern finde ich das sehr wichtig. Auch im Alltag wird sich eine Form durchsetzen können. Das braucht allerdings Zeit – und wird umso schwieriger, desto mehr es „von oben herab“ erzwungen wird. Ich würde das mit dem „Doppel-S“ und dem „ß“ vergleichen – auch da verwendet längst noch nicht jeder die korrekte Form.

Kenny
Meine Sicht der Dinge geht noch über die Debatte zur Sprache hinaus. Mir ist es wichtig, dass man nicht gleich in Schubladen gesteckt wird, nur weil man sich als Mann die Haare färbt, die Fingernägel lackiert oder die Augen schminkt. Beim Schreiben sollte diese Diversity so zum Ausdruck kommen, dass alle Menschen – egal welche Identitäten oder Vorlieben sie haben – sich berücksichtigt fühlen, aber Sprache ist nur ein Teil davon.

Jonas
Ganz ehrlich: Das Thema der genderneutralen Sprache kam erst in diesem Jahr so richtig in mein Bewusstsein. Erst mit der Auseinandersetzung mit diesem Thema habe ich das Problem des generischen Maskulinums erkannt und befürworte, darauf zu verzichten, dich einfach nur als Leser anzusprechen. Denn auch ich habe bei „dem Leser“ eher weniger eine Frau im Kopf, und noch weniger einen Menschen, der sich keinem der beiden Standardgeschlechter zuordnen möchte.
Das heißt aber nicht, dass wir das lauter-Magazin gleich ins „lauter*sie“-Magazin umbenennen. Sowieso muss die Entscheidung zum Gendern genauso auch von dir ausgehen. Du inspirierst am Ende dein Umfeld dazu, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen. Einen Königsweg gibt es noch nicht – schreib so, wie es dir am besten passt und lass das Kriegsbeil begraben.
Am spannendsten finde ich unter den verschiedenen Genderformen übrigens das Ypsilon – also dass wir Autorys vom lauty-Magazin für dich Lesy und die anderen Lesys schreiben. Diese Form ist neutral und unverbraucht, noch dazu klingt sie niedlich, ist leicht erlernbar und vereinfacht sogar die komplizierte deutsche Sprache.

Amadeo
Sprache wandelt sich und so sollte auch das Aufkommen der Genderdebatte keine Krise sein, der Umgang damit hat aber den Anschein. Gespaltene Meinungen haben in unterschiedlichen Einrichtungen zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Mal gibt man sich mit der Doppelnennung zufrieden, ohne die gendergerechte Sprache zu Ende zu denken oder eine der vielen anderen Optionen wird genutzt. Aber eigentlich sollte diese Entscheidung von der Bevölkerung ausgehen, sie sorgt schließlich dafür, dass unsere Sprache lebt und sich verändert. Die Genderdebatte nicht allein und von oben herab zu entscheiden ist deswegen, meiner Meinung nach, die beste Möglichkeit.

Donnerstag, 16 Dezember 2021 11:56

Bundestagswahl 2021 – what happened?

Der 20. Deutsche Bundestag wurde frisch gewählt und besteht jetzt aus 736 Abgeordneten. Foto: Henning Schacht

Ein Blick auf das Wahlergebnis vom 26. September und das Thema Politik kann wieder ein paar Jährchen ruhen – so sollte es auf jeden Fall nicht sein. Das Thema zu reflektieren und weiter dranzubleiben ist wichtig!

wahlergebnisse

Ergebnisse im Wahlkreis 64
Jeder hört am Ende der Bundestagswahl von den bundesweiten Ergebnissen der Wahl, doch wie sehen diese im Vergleich zur Abstimmung unseres Wahlkreises aus? Zum hier betrachteten Wahlkreis 64 gehört neben der kreisfreien Stadt Cottbus der Landkreis Spree-Neiße. Man kann die Trends der bundesweiten Wahl wiedererkennen, mit noch extremeren Ausprägungen. Mit fast dem Doppelten an Stimmen gegenüber 2017 wird die SPD stärkste Partei. Die AfD verzeichnet leichte Einbußen, ist aber trotzdem zweitstärkste Partei. Sowohl die Linke, als auch die CDU verlieren fast die Hälfte ihrer Stimmen, die Union rutscht auf den dritten Platz. Im Gegensatz zum bundesweiten Vergleich belegt diesen nämlich nicht Bündnis90/Die Grünen. Trotz knapp dem Doppelten an Stimmen bleibt sie die schwächste Partei. Dagegen auf dem gleichen Platz wie bundesweit befindet sich die FDP mit vergleichbar stärkerem Stimmenzuwachs.

Regierungsbildung: grünes Licht
Spaß beiseite, seit Anfang Dezember steht fest, dass wir trotz inhaltlicher Differenzen, besonders zwischen Grünen und FDP, eine Ampel-Koalition bekommen werden. Schon vor der Wahl hatte sich die SPD gegen die GroKo bekannt und alle Parteien haben sich gegen eine Koalition mit der AfD ausgesprochen. Der Jamaika-Konstellation entgegen steht der innere Konflikt der Union. Nun blicken wir gespannt auf die Koalition aus SPD, Grünen und FDP.

SSW – was ist das?
Dem ein oder anderen mag etwas Unregelmäßigkeit in den Wahldiagrammen aufgefallen sein mit dem Namen: SSW. Das steht für Südschleswigscher Wählerverband, welche als Partei der dänischen Minderheiten von der 5% Hürde ausgenommen wurde. Mit einem Zweitstimmenergebnis von 0,12% konnten sie sich deswegen einen Sitz im Parlament verdienen und allen beim Anblick der Statistiken ein Fragezeichen ins Gesicht zaubern.

anteil bevölkerung

Unterrepräsentiert: die jüngere Generation
Da man mindestens 18 Jahre zum Wählen sein muss, ist mit 5% die jüngere Generation im Wahlkreis 64 deutlich unterrepräsentiert. Brandenburgweit sieht es mit 4,8% auch nicht besser aus und mit einem negativen Geburtensaldo wird in Zukunft das Alter der Bevölkerung weiter anwachsen. Haben junge Menschen also gar keinen Einfluss mehr auf die Politik?
Falsch. Trotz Unterrepräsentation erreichen die Ideale und Ziele der Generationen Y und Z die Politik. Von den unter 30-jährigen Abgeordneten im jetzigen Bundestag gehen 21 auf Grüne, 18 auf SPD, 5 auf FDP und 3 auf CDU zurück. Währenddessen sind Linke und AfD in dieser Altersgruppe gar nicht vertreten. Ob Zufall oder nicht, je höher diese Zahl, desto höher auch der Anstieg an Zweitstimmen für die Partei – frischer Wind scheint also gut zu tun. Speziell die Grünen und FDP haben hohe Zuwächse in dieser Altersgruppe, während die anderen Parteien Einbußen haben, die Union sogar mit fast 60%.
Auf den kommenden Seiten stellen wir vier junge Menschen vor, die zwar nicht im Bundestag vertreten sind, dafür aber Politikarbeit an der Basis leisten – und noch dazu aus der Lausitz stammen.

Donnerstag, 16 Dezember 2021 11:52

Lausitzer Jugend in der Politik: Noreen Thiel

Noreen Thiel

Partei: Freie Demokratische Partei
Standort: Berlin
Position: (Basis)Mitglied
In der Partei seit: 2019
Geburtsdatum: 07.04.2003
Wohnort: Berlin
Ehemalige Schule: Ludwig-Leichhardt-Gymnasium Cottbus

Warum hast du dich für deine Partei entschieden?
Ich habe eine Partei gesucht, die natürlich meine inhaltlichen Vorstellungen teilt, aber auch mein modernes Lebensgefühl. Das habe ich beides bei der FDP gefunden, einmal vor allem in der Bildungspolitik und gleichzeitig auch mit der immer moderneren Kommunikation im Wahlkampf.

Wie zufrieden bist du mit dem Bundestagswahlergebnis?
Sehr zufrieden. Die FDP ist zum ersten Mal zwei Mal hintereinander mit über 10% in den Bundestag eingezogen und vor allem haben wir ein unglaublich starkes Jungwählerergebnis geholt. Das macht Mut für die Zukunft.

Welches Thema beschäftigt junge Menschen am meisten?
Eine faire Chance auf sozialen und persönlichen Aufstieg, egal woher man kommt oder ob man gesund oder krank ist.

In welchem Thema möchtest du etwas bewirken – und wie?
Ich werde nach wie vor für Awareness und den besseren Umgang mit psychischer Gesundheit kämpfen und darauf aufmerksam machen. Das mache ich wie auch im Wahlkampf vor allen auf den sozialen Medien, wo man auch ohne Amt und Mandat viele Menschen erreichen und auf seine Themen aufmerksam machen kann.

Welche Position in der Politik möchtest du einmal erreichen?
Gar keine. Ich engagiere mich nicht für Posten oder Ämter, sondern ich habe meine konkreten Themen, die ich voranbringen will und die sind Bildung und vor allem psychische Gesundheit.

Wenn man dich wählen könnte – warum sollte man das tun?
Gerade arbeiten wir erst auf, was die Pandemie bei vielen gerade jungen Menschen an psychischen Folgen verursacht hat. Depressionen und andere Auswirkungen der Lockdownpolitik sind auf einem Rekordhoch und viele Menschen trauen sich nach wie vor nicht Hilfe zu holen oder darüber offen zu sprechen. Das muss sich auch nach der Wahl ändern, wenn nicht sogar noch mehr. Ich würde sehr gerne weiterhin als Stimme für diejenigen antreten und gewählt werden, die eine bessere Versorgung psychisch kranker Menschen wollen und vor allem mehr Aufmerksamkeit insgesamt auf das Bewusstsein dafür lenken wollen.

Ja oder nein?

Cannabis-Legalisierung? Ja.
Kohleausstieg 2030? Ja.
Mindestlohn i. H. v. 12 Euro? Ja.
Corona-Impfpflicht? Nein.
Genderneutrale Sprache in der Schule? Nein.

Social Media & Web

Twitter: @noreenthiel
Instagram: @noreenthiel
www.noreenthiel.de 

Foto oben: Johannes "James" Zabel

Donnerstag, 16 Dezember 2021 11:46

Lausitzer Jugend in der Politik: Carlo Wittich

Carlo Wittich

Partei: Christlich Demokratische Union (CDU)
Standort: Cottbus
Position: Stellvertretender Vorsitzender CDU Cottbus/Vorsitzender der Jungen Union Cottbus
In der Partei seit: 2018/Junge Union seit 2015
Geburtsdatum: 24.07.1999
Wohnort: Berlin/ab Februar wieder Cottbus
Ehemalige Schule: Ludwig-Leichhardt Gymnasium Cottbus

Warum hast du dich für deine Partei entschieden?
Ich habe mich für die CDU entscheiden, weil sie als Volkspartei viele unterschiedliche politische Positionen vor dem Hintergrund christlich-demokratischer Werte vereint.

Wie zufrieden bist du mit dem Bundestagswahlergebnis?
Das Bundestagswahlergebnis der Union war desaströs, folglich kann ich damit auch nicht zufrieden sein. Neben dem einschneidenden Ergebnis auf Bundesebene, bin ich aber mehr noch über den Ausgang der Wahl hier im Wahlkreis 64 enttäuscht. Während sich im Bund schnell abzeichnete, dass die Mischung aus Spitzenkandidat und thematischer Schwerpunktsetzung nicht bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt, hatte man hier in der Lausitz ein anderes Gefühl. Die CDU hat in Person von Dr. Klaus-Peter Schulze acht Jahre gute Politik für unsere Region gemacht. Der Unions-Kandidat, Dr. Markus Niggemann ist im Wahlkampf mit den zukunftsweisenden Themen für die Lausitz, vor allem für den Strukturwandel in seine Fußstapfen getreten – leider ohne Erfolg.

Welches Thema beschäftigt junge Menschen am meisten?
Ihre eigenen Zukunftschancen in der Lausitz – konkret in Bezug auf Wirtschaft und Arbeit, das Klima sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

In welchem Thema möchtest du etwas bewirken – und wie?
Ich möchte vor allem bei kommunalen Themen etwas voranbringen. Zusammen mit den Mitgliedern der Jungen Union vertrete ich immer wieder klar die Positionen der Jugend gegenüber unserer Mutterpartei CDU. Uns beschäftigt sehr stark eine zukunftsfähige städtische Infrastruktur – hier kämpfe ich z.B. in Bezug auf das neue Mobilitätskonzept dafür, dass man die Cottbuser Innenstadt neben dem ÖPNV auch weiterhin über den motorisierten Individualverkehr gut erreichen kann. Gute Erreichbarkeit und ein verbessertes Stadtklima schließen sich nicht kategorisch aus!
Um jedoch nicht zuletzt bei diesem Thema wirklich aktiv mitgestalten zu können, ist mein persönliches Ziel die nächste Kommunalwahl, um möglicherweise als Mandatsträger die Interessen vieler Wählerinnen und Wähler aktiv vertreten zu dürfen.

Welche Position in der Politik möchtest du einmal erreichen?
Ich bin in meinem jungen Alter nicht in der Position ein klares Ziel zu formulieren. In der CDU gilt das Leistungsprinzip – daraus ergibt sich ein klarer Auftrag für jeden einzelnen, sich engagiert in die Parteiarbeit einzubringen und so für eine mögliche politische Position zu qualifizieren.
Ich persönlich empfinde schon immer die Position des Oberbürgermeisters als eines der interessantesten politischen Ämter. Man hat viel Gestaltungsspielraum, die Ehre seine Heimatstadt nach außen hin zu vertreten und agiert über Parteigrenzen hinweg.

Wenn man dich wählen könnte – warum sollte man das tun?
Weil ich den Bürgerinnen und Bürger zuhören und für Ihre Interessen einstehen möchte, um sach- und zielorientierte Politik machen zu können. Ich stehe für eine starke Verbindung zur Heimat, unserer Lausitz, was die erfolgreiche Gestaltung des Strukturwandels mit all seinen Fassetten und Politikfeldern zu meinem wichtigsten Thema macht.

Ja oder nein?

Cannabis-Legalisierung? Ja und nein (muss differenziert betrachtet werden) *
Kohleausstieg 2030? Nein
Mindestlohn i. H. v. 12 Euro? Nein
Corona-Impfpflicht? Nein
Genderneutrale Sprache in der Schule? Nein

*Cannabis-Legalisierung …ist differenziert zu betrachten, da man eben jene nicht aus einer grundsätzlichen Ablehnung der Droge gegenüber begegnen kann. Ich selbst lehne den Konsum von Cannabis ab, sehe aber die Chancen, die die Legalisierung mit sich bringen kann. Die kontrollierte Abgabe, die Einsparung von Polizei- und Justizkosten, die Möglichkeit der Besteuerung sowie die Eröffnung eines ganz neuen Produktions- und Wirtschaftszweigs geben den klaren Anlass, dass sich die Volkspartei CDU zumindest aktiv mit der Legalisierung auseinandersetzt.

Social Media & Web

Instagram: @ju_cottbus
Facebook: Junge Union Cottbus

Donnerstag, 16 Dezember 2021 11:43

Lausitzer Jugend in der Politik: Laura Staudacher

Laura Staudacher (geb. Schieritz)

Partei: Freie Demokratische Partei
Standort: Forst (Lausitz)
Position: Kreisvorsitzende
In der Partei seit: 2014
Geburtsdatum: 24.02.1998
Wohnort: Forst (Lausitz)
Ehemalige Schule: Pückler-Gymnasium Cottbus

Warum hast du dich für deine Partei entschieden?
Die Werte der FDP – Freiheit, Selbstbestimmung und der Leistungsgedanke haben mich überzeugt. Der Staat sollte die Bürger nicht bevormunden und lenken, sondern es ihnen leicht machen, ihre eigenen Träume zu verwirklichen.

Wie zufrieden bist du mit dem Bundestagswahlergebnis?
Das FDP-Ergebnis im Wahlkreis Cottbus/Spree-Neiße macht mich glücklich und stolz. Nachdem wir bei der letzten Bundestagswahl der zweitbeste FDP-Wahlkreis in ganz Brandenburg waren, haben wir in Cottbus und Spree-Neiße beste FDP-Erst- und -Zweitstimmenergebnis aller Wahlkreis in Brandenburg geholt. Zudem ist dies das beste FDP-Ergebnis in der Geschichte des Wahlkreises 64. Dieses Vertrauen will ich nicht enttäuschen, auch wenn es für meinen Landeslistenplatz knapp nicht gereicht hat.

Welches Thema beschäftigt junge Menschen am meisten?
Bildungspolitik! Die Frage unserer Zeit ist, wie wir es schaffen, ein zukunftsfähiges Bildungssystem zu bauen, das jedem die gleichen Chancen bietet.

In welchem Thema möchtest du etwas bewirken – und wie?
Meine Leidenschaft gehört der Bildungspolitik. Denn eine gute (Aus)bildung ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und sozialen Aufstieg. Bringen wir unsere Schulen durch einen Digitalpakt 2.0 und Lehrerfortbildungen ins 21. Jahrhundert, verpassen wir der beruflichen Bildung mit einer Exzellenzinitiative ein Upgrade und entkoppeln wir Studienchancen durch ein elternunabhängiges Bafög vom Geldbeutel und Wohlwollen der Eltern. Es ist zudem nicht nachvollziehbar, dass 16 Bundesländer bei der Bildung ihr eigenes Süppchen kochen. Die bildungspolitische Kleinstaaterei müssen wir durch nationale Bildungsstandards und ein Kooperationsgebot ersetzen.

Welche Position in der Politik möchtest du einmal erreichen?
Wenn ich dahingehend einen Wunsch frei hätte, würde ich gern eines Tages als Bildungsministerin unseren überholten Bildungsförderalismus reformieren. Aber das wird wahrscheinlich ein Traum bleiben. Für ein FDP-Bundestagsmandat für die Lausitz werde ich auf jeden Fall weiterkämpfen.

Wenn man dich wählen könnte – warum sollte man das tun?
Wer eine junge, engagierte und liberale Stimme in der Politik sehen will, sollte mich wählen. Ich brenne für meine Themen und will etwas verändern. Mir war es immer schon wichtig, nicht nur vom Spielfeldrand aus zuzuschauen, sondern selbst mitzugestalten. Wer nur meckert, wird nichts verändern. Deshalb habe ich mich selbst auf den Weg gemacht.

Ja oder nein?

Cannabis-Legalisierung? Ja!
Kohleausstieg 2030? Nein.
Mindestlohn i. H. v. 12 Euro? Neutral, denn das ist Entscheidung der Mindestlohnkommission.
Corona-Impfpflicht? Nein.
Genderneutrale Sprache in der Schule? Wie man spricht, soll jeder selbst entscheiden können.

Social Media & Web

Facebook: Staudacher.Laura
Twitter: @laura_schieritz
Instagram: @lauraschieritz

Donnerstag, 16 Dezember 2021 11:36

Lausitzer Jugend in der Politik: Lukas Mosler

Lukas Mosler

Partei: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Standort: Hoyerswerda
Position: Kreisvorstand und zur Bundestagswahl Kandidat für den Wahlkreis 156 Bautzen 1 und Kandidat auf der Landesliste auf Platz 8.
In der Partei seit: November 2018
Geburtsdatum: 16. Januar 1997
Wohnort: Hoyerswerda
Ehemalige Schule: 1. Mittel-schule Hoyerswerda

Warum hast du dich für deine Partei entschieden?

Schon seit jungen Jahren bin ich politisch interessiert. Angefangen hat es ganz klassisch am Abendessentisch im Gespräch mit meinen Eltern. Schon vor meiner Zeit bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nahm ich an Demonstrationen wie „Unteilbar“ teil. Im November 2018 nach den Landtagswahlen in Hessen und Bayern habe ich dann den Mitgliedsantrag ausgefüllt.

Wie zufrieden bist du mit dem Bundestagswahlergebnis?

Gegenüber 2017 haben wir in unserem Wahlkreis 156 dazugewonnen. Das macht mich stolz. Aus Sachsen entsenden wir nun vier Bündnisgrüne Abgeordnete. In 2017 waren es noch zwei. In Brandenburg ist neben Annalena Baerbock auch Michael Kellner in den Bundestag eingezogen. Wir sind die drittstärkste Fraktion und werden ein Teil der kommenden Bundesregierung sein.

Welches Thema beschäftigt junge Menschen am meisten?

Vor allem die Klimakrise. Aber auch das Thema Verkehr, wie komme ich zügig mit dem ÖPNV von A nach B oder in die Großstädte Leipzig, Dresden, Cottbus, Berlin oder Potsdam. Ebenso ist das Thema Bildungsgerechtigkeit von hoher Bedeutung. Wie gelingt es uns, dass alle jungen Menschen die gleichen Voraussetzungen für Bildung unabhängig vom Elternhaus haben.

In welchem Thema möchtest du etwas bewirken – und wie?

Stärkung der Ausbildung! Ich habe den Beruf „Industriekaufmann“ gelernt. Das Ausbildungsunternehmen war 6km von meinem Wohnort entfernt. Die Berufsschule sogar in Hoyerswerda. Nicht jeder Auszubildende hat das Glück seine Ausbildung vor Ort zu absolvieren. Deshalb setze ich mich für ein gutes Berufsschulnetz und eine gute Verkehrsanbindung mit Rad und ÖPNV zum Ausbildungsunternehmen ein.

Welche Position in der Politik möchtest du einmal erreichen?

Als nächstes möchte ich den Kreistag und nach Möglichkeit auch in den Stadtrat einziehen. Gleichwohl möchte ich mich innerparteilich weiterentwickeln und kandidiere deshalb für den nächsten Parteirat von Grüne Sachsen.

Wenn man dich wählen könnte – warum sollte man das tun?

Für unsere Region setze ich mich mit Herzblut ein & bin ansprechbar für die Bürger*innen und Akteur*innen vor Ort.

Ja oder nein?

Cannabis-Legalisierung? Legalize it! Also ja!

Kohleausstieg 2030? Ja natürlich! Wir müssen alles unternehmen, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommen aus 2015 zu erreichen.

Mindestlohn i. H. v. 12 Euro? Ja, das ist einfach nur fair!

Corona-Impfpflicht? Lasst euch impfen! Ich bin selber 2x geimpft und gehe nun zum boostern.

Genderneutrale Sprache in der Schule? Sprache kann ausgrenzen und verletzen. Ich wende die geschlechtergerechte Sprache an.

Social Media & Web

Instagram: lukas_mosler
Twitter: @l_mosler
Facebook: lukas.mosler.5
Telegram: t.me/LukasMosler

Foto oben: Holger Hinz

Donnerstag, 16 Dezember 2021 11:32

Ein lebensrettender Fitnesstrainer

Im Interview: Gordon Bieling – er leistete innerhalb von zehn Jahren über 400 Plasmaspenden beim Blutspendedienst vom Deutschen Roten Kreuz in Cottbus.

Gordon Bieling ist Personal Trainer und Leiter der Fitness Lounge „Vital Balance“ im Dachgeschoss vom Spa Branitz. Sein Terminkalender ist mit Trainings, Anleitungen, Wettkämpfen und Messeteilnahmen gut ausgebucht – doch ein wöchentliches Vorhaben findet immer Platz: die Plasmaspende beim Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuz in Cottbus. Welche Motivation steckt für einen solchen Athleten dahinter? Wir sprachen mit Gordon über seine nun schon zehn Jahre andauernde gute Tat.

Warum ist dir das Plasmaspenden wichtig – was ist deine Motivation?
Angefangen hat es vor zehn Jahren. Damals hatte ich durch meine Ausbildungsvergütung nur sehr wenig Geld verdient. Um genau zu sein: 225 Euro. Ich habe also Plasma gespendet, um mir nebenbei etwas Geld für Ernährung und Co. durch die Aufwandsentschädigung der Plasmaspende anzusparen. Obwohl ich das über die Jahre dann nicht mehr brauchte, habe ich trotzdem weitergemacht. Das lag zum Beispiel an Freundschaften, die sich im Institut entwickelt hatten und mit denen ich mich zum gemeinsamen Spenden verabredet habe. Bis heute spende ich regelmäßig – einfach, um etwas Gutes zu tun und in der Hoffnung, dass auch mir geholfen wird, wenn ich einmal Hilfe benötige.

In welchem Rhythmus gehst du Plasmaspenden?
Ich gehe aktuell im wöchentlichen Intervall – und zwar jeden Donnerstagmittag. Klar mache ich auch manchmal eine Ausnahme und lasse bei gesundheitlichen Problemen oder Wettkampfvorbereitungen das Spenden ausfallen. Ansonsten ist Donnerstag immer der Tag, an dem ich von meiner liebsten männlichen Krankenschwester Christian gestochen werde. :-)

Musst du das Plasmaspenden in deinem Trainingsplan berücksichtigen?
Dadurch, dass ich immer früh morgens trainiere und mittags zur Spende gehe, passt das bei mir alles sehr gut zusammen. Erst zu spenden und danach zu trainieren, wird nicht empfohlen, da der große Flüssigkeitsverlust beim Plasmaspenden eine gewisse Belastung für den Körper ist. Auf der anderen Seite sehe ich das Plasmaspenden als eine sehr positive Geschichte für mich und meinen Körper an, denn er kann so immer wieder im wöchentlichen Rhythmus regenerieren und neues Plasma bilden.

Konntest du schon mal jemanden kennenlernen, der/die eine Plasmaspende zum Überleben benötigte?
Mein Papa hatte mal einen schweren Unfall und brauchte mehrere Blutkonserven. Daher bin ich einfach froh, dass es Menschen gibt, die Blut oder Plasma spenden. Beides ist ja extrem wichtig. Es gibt zu jeder Jahreszeit Unfälle und es kann immer zu Situationen kommen, in denen wir selbst Hilfe benötigen. Von daher appelliere ich an jeden, der Zeit hat: Statt zuhause am Handy zu sitzen, geh für ‘ne Stunde Plasmaspenden und sitz dort am Handy – so kannst du eine gute Tat tun!

Institut für Transfusionsmedizin DRK

DRK Blutspendedienst Nord-Ost
Institut für Transfusionsmedizin Cottbus
Thiemstraße 105, 03050 Cottbus

Plasmaspende: Mo & Mi 12-19 Uhr,
Di 7-19 Uhr, & Do 11-18 Uhr, Fr 7-15 Uhr

Blutspende: Mo & Mi 14-19 Uhr, Fr 8-12 Uhr

Termine: können vor Ort und telefonisch unter der 0355 49950 vereinbart werden.

Aktion: Im Dezember erhalten Plasma-Erstspender einen Pizza-Gutschein von Freddy Fresh Cottbus!

www.blutspende-nordost.de 

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