Events 1082
lauter.partypeople:RichardUllrich
Interviews 1223
MitRemmidemmiindenSommer
Deichkind zählt zu den bekanntesten deutschen Bands überhaupt und spielte sich mit Hits wie „Remmidemmi“ auf die Festivalbühnen, Radiofrequenzen und Playlisten mehrerer Generationen. Zehntausende Fans bei einem Deichkind-Konzert oder bei einer Festivalshow sind keine Seltenheit. Beim Laut Gegen Nazis Campus Open-Air in Cottbus kommen etwa 5000 Gäste zu diesem Vergnügen – und das bei freiem Eintritt. Wir sprachen anlässlich dieses Konzerts mit Porky, Rapper und Songtext-Schreiber von Deichkind.
Wenn du „Cottbus“ hörst, woran denkst du zuerst?
Ich war als Kind in Cottbus zu Besuch. Wir hatten Verwandtschaft in Cottbus und in Erfurt. Ich erinnere mich, dass mein Bruder sich bei einem Besuch den Arm gebrochen hatte. Mein Onkel Rolf war Arzt und hat ihm zu Hause den Arm eingegipst, weil er nicht wollte, dass die Krankenhausleitung weiß, dass er Westbesuch hat. Das muss so in etwa 1982 gewesen sein.
Auf dem Laut Gegen Nazis werdet ihr vor einigen Tausend Menschen auftreten. Welches Konzert war euer bisher größtes?
Da gibt es unterschiedliche Kategorien: Festival oder eigene Show. Ich würde sagen 80.000 auf einem Festival Samstagnacht. Und 30.000 bei einer Solo-Show, also nur wir. Wir haben auch mal vor 1 Million Menschen gespielt auf der Love-Parade. Aber das haben dann auch nicht alle mitgekriegt.
Wenn du einen Dresscode für euer Konzert beim Laut Gegen Nazis vorgeben dürftest, wie würde der lauten?
An dieser Stelle würde ich gerne auf den neuen Deichkind-Merch-Katalog hinweisen. ;-)
Was war das verrückteste Geschehnis, das ihr bisher während eines Konzerts von euch im Publikum beobachten konntet?
Unsere Bierduschen und ein Rollstuhl-Fahrer, der über die Menschen getragen wurde.
Unser Magazin „lauter“ erreicht Leute von 16 bis 35 Jahren. Inwiefern legt ihr Wert darauf, mit eurer Musik mehreren Generationen gerecht zu werden?
Das hat sich toll entwickelt! Uns ist es nie wichtig gewesen und mittlerweile kommen 6- bis 60-Jährige zu unseren Shows. Das ist einfach sweet.
Eure Texte strotzen vor Wortspielen und sparen nicht mit dicht gepackten Inhalten sowie Systemkritik. Welche Rituale habt ihr, um euch eure Texte einfallen zu lassen?
Naja, wir schmeißen alles zusammen. Ich sitz' auch an den Strophen der anderen und umgekehrt. Vielleicht ist es unser Ritual, das Ego draußen zu lassen.
Wärst du nicht Musiker geworden, welcher wäre dein nächster Berufswunsch gewesen?
Vielleicht wäre ich zur See gefahren? Irgendwie ruft mich das Meer.
Welche sind deine persönlichen Top-3-Songs eurer Historie?
Ich kann ja nicht für die anderen sprechen, aber ich finde diese am besten:
99 Bierkanister
Tausend Jahre Bier
Hauptsache Nichts Mit Menschen
Wir danken für das Interview.
Alle Infos zum Laut Gegen Nazis Campus Open Air am 30.06.2023, 17 Uhr auf dem BTU-Zentralcampus
Events 950
DeinKurzurlaubvorderHaustür
Food, Drinks, Partys: dein Sommer in der Strandpromenade im Cottbuser Zentrum
Manchmal liegt nur ein Aufstieg von wenigen Treppenstufen zwischen zwei völlig verschiedenen Welten. Wer schon einmal auf der Dachterrasse der Mauerstraße 7 in Cottbus war, weiß, was wir meinen. Dort begrüßt die Strandpromenade Cottbus alle, die aus dem Alltag einmal ausbrechen und für einige Stunden Urlaubsfeeling genießen wollen.
1.700 m² Sommerfeeling
Einmal erklommen, eröffnet sich dir hier ein Paradies unter Palmen. Verschiedene Areas auf 1.700 Quadratmetern Rooftop warten darauf, von dir erkundet zu werden. Zieh‘ deine Schuhe aus, lass‘ dich auf einem Liegestuhl nieder, lausche dem Wasserfall und spüre den Vibe des Mittelmeeres.
Grüße aus Spanien, Italien und Portugal
Zu einem Kurzurlaub gehört natürlich auch gutes Essen. Dafür sorgt die Küchenchefin Andrea Hegemer in ihrer Schauküche. Sie bereitet Speisen zu, wie man sie aus Spanien, Italien oder Portugal kennt – angefangen bei Strand-Bowls über frische Pizza-Variationen und Tapas bis hin zu Bifana-Sandwiches, Hähnchen al Limone oder verschiedenen Fischgerichten. Natürlich kommen auch vegetarische Gäste auf ihre Kosten, und wer es süß mag, freut sich über sonnige Desserts wie ein Blaubeer-Cheesecake oder eine Crema Catalana.
Drinks von frisch bis frech
Auch die Drinks schmecken nach Sommer: Ob selbstgemachte Eistees, Crunchy oder Frozen Cocktails, Spritz-Getränke, Gin-Variationen … frisch zubereitet und liebevoll dekoriert lassen sie jeden Alltagsstress vergessen. Auch Vodka-, Rum-, Tequila- oder Weinliebhaber erwartet eine umfangreiche Auswahl, die Longdrink- und Cocktailkarte scheint schier grenzenlos zu sein.
Der Kurzurlaub für alle Fälle
Veranstaltungen für alle Geschmäcker machen den Urlaubs-ausflug auf die Dächer der Stadt perfekt. Im Laufe des Sommers finden sowohl Musik-Open-Airs als auch kulinarische Veranstaltungen statt. Auch für eigene Anlässe eignet sich die Location perfekt. Auf der Strandpromenade fanden bereits Firmenevents, Geburtstage, Hochzeiten und vieles mehr statt. Vielleicht eine Idee für deinen Chef oder deine Chefin? Ob allein, zu zweit, im Freundeskreis oder mit einer großen Truppe: Der Aufstieg lohnt sich!
Strandpromenade Cottbus
Mauerstraße 7, 03046 Cottbus
FB: strandpromenadecottbus
Insta: strandpromenade.almhuette
www.strandpromenade-almhuette.de
Events 944
ImprovisierterBahnhof
Nachgefragt: Wie geht's im Prima Wetter und im Scandale Cottbus weiter?
Wie geht's weiter am Bunten Bahnhof, dem Cottbuser Kulturquartier an der Güterzufuhrstraße? Dieser Frage gingen wir mit dem Geschäftsführer Philipp Gärtner auf den Grund – seine Antwort: mit einer großen Portion Partys und einer Prise Improvisation.
Prima Wetter – die „Impro-Bar“
Wer schon seit ein paar Jährchen in Cottbus verweilt, der konnte dem Prima Wetter an zahlreichen Orten einen Besuch abstatten. 2015 im ehemaligen Lehrgebäude 9 (Haus der Armee) gestartet, wurde die Open-Air-Bar im Folgejahr in die benachbarten Gartenanlagen nördlich des BTU-Zentralcampus verdrängt. Auch dort dauerte es nicht lange bis zum Abschied, schon nach einem weiteren Jahr war Schluss. Doch das Team bewies einen langen Atem und fand 2019 am Großenhainer Bahnhof in der Güterzufuhrstraße, mittlerweile zum Bunten Bahnhof umgetauft, ein dauerhaftes Zuhause. Die vielen Umzüge der Bar und auch des Clubs Scandale, der von derselben Crew betrieben wird, machten Philipp Gärtner und sein Team resistent und offen gegenüber Improvisationen.
Das Wetter heute
Das ist auch nötig, denn ganz nach Plan läuft es auch 2023 nicht. Die langgezogene Terrasse, die Wetter-Gänger aus 2022 kannten, wurde durch den Nachbarn (Deutsche Bahn) gekürzt. Das Prima Wetter sollte deshalb in Richtung Bahnhofstunnel-Eingang verschoben werden. Doch das lässt sich aufgrund von Lieferschwierigkeiten nicht rechtzeitig umsetzen. Die Open-Air-Bar kommt deshalb in diesem Sommer in der halben Größe daher. Eine große Ladung Kultur und Sommervibes wird es trotzdem geben, denn der Bunte Bahnhof ist bekanntlich noch mehr als „nur“ ein halbes Prima Wetter.
Partydreiklang
Da wäre zum einen der Club Scandale, der sich in den vergangenen Monaten zu der Institution schlechthin für Partys abseits des Mainstreams entwickelt hat. Dazu kommt ein gigantisches, neues Zirkuszelt in unmittelbarer Nähe, das für Abibälle und sonstige Privatveranstaltungen zur Verfügung steht. Und nicht zuletzt macht auch das Prima Wetter im Sommer auf – mit demselben, kleinen Urlaubsfeeling, leckerem Essen und frischen Drinks, nur eben etwas schnuckeliger.
Ferienwetter
Konkret möchte die Wetter-Crew in den Sommerferien von Mitte Juli bis Ende August zur kulinarisch-kulturellen 4-Tage-Woche laden, also von Mittwoch bis Samstag geöffnet sein. Die Nächte verbringt man wie gewohnt im Club Scandale. Hier stehen schon einige Highlights fest, die du auf Seite 2 dieses Magazins findest.
Alles in allem bleibt das Team des Bunten Bahnhofs also seinen Wurzeln treu – nämlich unglaublich viel aus den Begebenheiten zu machen und dir sinnliche Nächte und Tage abseits der Norm zu ermöglichen. Und da der Bunte Bahnhof immer für eine Überraschung gut ist, verweisen wir gern auf deren Social Media für aktuelle News und Events:
Prima Wetter & Scandale Cottbus
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Interviews 1041
Traditionbewahrenundfortführen
Sarah Gwiszcz ist eine Modekünstlerin aus Lübben, die mit ihrem Modelabel „Wurlawy“ ihre Leidenschaft für sorbisch-inspirierte Kleider auslebt. Auf diese Idee kam sie während des Studiums, als sie die Aufgabe erhielt, Mode für junge Sorben zu entwickeln. Daraus erwuchs Wurlawy, was so viel wie „Junge Spreewaldfrauen“ bedeutet. Wurlawy-Mode sieht man heute im Alltag, aber auch auf Trachtenfesten oder Hochzeiten. Wir interviewten Sarah über den Wandel sorbisch/wendischer Traditionen.
Wann und wie war dein erster Kontakt mit sorbisch/wendischen Traditionen?
Ich wurde in Lübben geboren, bin in einem Dorf bei Lübbenau aufgewachsen und in Lübbenau zur Schule gegangen. Da war ich schon im Kindergarten zampern und durfte zur Vogelhochzeit die Braut sein. Das Osterfeuer und das Osterreiten sind ebenfalls Bräuche, die bei uns im Dorf fester Bestandteil sind – die Tracht jedoch nicht mehr. Da diese bei uns im Dorf ausgestorben war, wurden bei uns die traditionellen Fastnachtsumzüge mit anschließendem Tanz in Abend- bzw. Festbekleidung durchgeführt.
Wie kommen deine Kleider auf sorbisch/wendischen Festen bei den traditionellen Trachtenträgerinnen an?
Mir fällt dazu das Deutsche Trachtenfest in Lübben 2019 ein. Ich hatte zum Spaß mit Leuten, die meine Sachen trugen, machte Selfies und musste dafür nicht viele Meter am Stück gehen. Bei den vielen traditionellen Trachtenträgerinnen dort erfuhr meine Mode keine Ablehnung, im Gegenteil! Viele meiner Kundinnen sind zugleich Trachtenträgerinnen und tragen der Einfachheit halber gerne meine Sachen im Alltag. Meine Mode erinnert sie an ihre Wurzeln und ist zugleich modern, tragbar und pflegeleicht. Bei den Damen, die meine Mode nicht tragen, ist es oft eine traditionelle Einstellungssache, heißt aber nicht zugleich, dass sie meine Entwürfe nicht schön finden.
Glaubst du, dass Tradition wandelbar ist?
Mit Sicherheit. Die Grundstrukturen bleiben, wie man es in verschiedenen Dörfern sieht. Aber viele andere Dinge ändern sich. Schon allein durch die demografische Entwicklung bei uns in Brandenburg. Bei uns und auch in einigen anderen Dörfern fehlten irgendwann die Jugendlichen. Da wurden die Fastnachtsbräuche aufgeweicht von Männer- und Jugendfastnacht zu einer gemeinsamen Fastnacht, bei der von Jung bis Alt alle dabei sind. Das macht es für mich auch irgendwie familiärer. Und bei der Tracht sehe ich den Wandel in den Materialien. Eine Tracht muss nicht mehr wie vor hundert Jahren schwer sein. Inzwischen ist die Textilindustrie ganz anders aufgestellt. Wollstoffe sind viel leichter und Stickereien können problemlos maschinell hergestellt werden. Die Details erkennt man nur noch von Nahem und natürlich mit einem fachkundigen Auge.
Die Lausitz benötigt für einen gelingenden Strukturwandel auch einen Imagewandel. Welche Rolle kann das Sorbentum dabei spielen?
Das, was es immer schon tut: Tradition bewahren und fortführen. Dass es auch da ständig Bewegung gibt und auch schon immer gab, kommt uns heute nur schneller vor, weil durch die heute Vernetzung und Globalisierung, sich diese viel schneller und deutlicher abzeichnet. Einen Imagewandel wird es später ohnehin geben, weil wir uns auf andere Dinge konzentrieren werden, als beispielsweise 40 Jahre zuvor. Für viele wird es sicherlich erstmal unsichere Zeiten geben. Ich bedaure das, aber glaube auch, dass da Chancen warten, die genutzt werden wollen. Ich hoffe für alle Lausitzer, dass sie die Kraft haben, immer positiv nach vorn zu schauen und Halt in ihren Traditionen und Wurzeln finden, sowie in dem Zusammenhalt, den uns unsere Gemeinschaften immer noch bieten.
Wurlawy – Spreewaldfashion
Ehm-Welk-Str. 27, Lübbenau
Instagram: @wurlawy
www.wurlawy.de
Events 894
EinDenkmalzumMitgestalten
Foto: derzeko
Welch ein kulturelles Mekka am Cottbuser Spreewaldbahnhof in den vergangenen Jahren entstanden ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben: Der Bunte Bahnhof lädt hier mitsamt Club Scandale und Open-air-Bar Prima Wetter genauso zum Verweilen ein, wie die Galerie Brandenburg und das Cottbuser Antiquariat. Doch blickt man auf die andere Seite der Gleise, auf Höhe der Endhaltestelle „Jessener Straße“, dann entdeckt man schon den nächsten Kultur-Hotspot: die alten Cottbuser Kornspeicher. Das Besondere hier: Einer der beiden Speicher gelang in den Besitz vom gemeinnützen Speicherrat e.V., wurde von ihnen für die Öffentlichkeit erschlossen und darf künftig von allen Interessierten mitentwickelt werden.
6 Etagen, 5.500 m² Grundstück
Die beiden sechsgeschossigen Speicher wurden in der NS-Zeit errichtet, um die Lebensmittelversorgung des Heeres sicherzustellen. Ab 1990 waren die Gebäude nicht mehr in Nutzung. Heute könnte dem Areal in Anbetracht des Ausbaus des Cottbuser Bahnwerks eine spannende Rolle als kulturelle Insel zukommen. Bei den beiden Speichergebäuden handelt es sich um ein Zwillingspärchen, das sich nur durch die Graffitis unterscheidet. Der westliche von beiden wird vom Speicherrat e.V. bewirtschaftet. Sechs Etagen mit je 740 Quadratmetern Grundfläche sowie ein umliegendes, 5.500 Quadratmeter großes Grundstück bieten viel Raum für Ideen.
Vom Musikvideodreh bis zur Open-Air-Party
Der Zweck des Speicherrat e.V. besteht darin, die Flächen in und außerhalb des Speichers für nachhaltige Ideen, ganzheitliche Lebensmodelle sowie Kunst und Kultur nutzbar zu machen. Konkret zeigte sich das 2022 beim „SommerNachtRaum“ (einer Open-Air-Kunstausstellung), beim Open-Air zu 5 Jahren Urknall (Psytrance-Musik) und dem ein oder anderen Grillerchen. Außerdem fand am Speicher ein Musikvideodreh für Tankataka, das Fahrradkonzert der Stadt Cottbus, das PlanerInnen-Treffen und ein Training der Rettungshundestaffel des Landkreises Spree-Neiße einen Platz. Der Rückblick zeigt: Die Möglichkeiten auf dem Gelände sind vielseitig und für jedermann offen. Vom 23. bis 25. Juni ist erneut das Event „SommerNachtRaum“ geplant.
Mitmachen?
Der Speicherrat trifft sich in unregelmäßigen Abständen, zumeist mittwochs um 17:45 Uhr. Kontakt zum Verein erhältst du über die E-Mail-Adresse am Ende des Beitrags – es lohnt sich eine Anfrage vor dem Aufsuchen eines Treffens. Zum Speicher navigieren kannst du, indem du „Alter Speicher Cottbus“ bei Google Maps eingibst. Weitere Infos und optische Eindrücke erhältst du im Web und auf Instagram.
Speicherrat e.V.
Betreibender Verein vom Kornspeicher in Cottbus
Sachsendorfer Straße 46, 03048 Cottbus
Google Maps: „Alter Speicher“
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Instagram: speicherratcottbus
www.speicherkultur.org
Events 917
DasLauter-Fanvoting:Pop&Schlager
Foto: serazetdinov, istock
Diesmal mit Pop und Schlager! Welche Band hat die größte Fangemeinde in der Lausitz? In jeder lauter-Ausgabe nehmen wir uns ein Musikgenre vor und lassen dich für deine Lieblingskünstler:innen abstimmen. Mit dabei sind diesmal vier Lausitzer Sänger:innen aus Pop und Schlager. Sie überzeugen allesamt mit einer Menge Talent. Doch wer die meisten Probs bekommt, liegt in deiner Hand! Gib deine Stimme auf unserer Insta-Seite ab. Die Sieger erhalten ein Interview mit uns in der kommenden Ausgabe vom lauter-Magazin.
Voting-Start: 04.07. | Ende: 11.07.
Instagram: @lauter.de
Alexander Knappe
Aufgewachsen in einer Cottbuser Plattenbausiedlung hat es Alexander Knappe bis nach ganz oben, beziehungsweise mit vier Alben in die Charts geschafft. Und trotzdem hat er seine Wurzeln nicht vergessen. Ob es sein Hit „Weil ich wieder zu Hause bin” ist oder das „Liebe kennt keine Liga”-Open-Air im Stadion der Freundschaft, wo er früher selbst gekickt hat – dementsprechend emotional sind auch seine Songs.
Insta: @alexanderknappe
www.alexanderknappe.net
Jordan Hanson
Bekannt geworden dank seiner Rosenstolz-Covershow hat sich der ehemalige Cottbuser durch EDM- und Clubsongs längst einen eigenen Namen gemacht. So trifft man ihn deutschlandweit auf allerlei Stadtfesten an und mit Titeln wie „Frei sein” oder „Sei Mutig”, die sich gegen Schubladendenken richten, findet er besonders in der LGBTIQ*+-Community Anklang.
Insta: @jordanhansonmusic
www.jordanhanson.de
Play With Fire
Janina wuchs in Calau auf und legt zurzeit in Berlin den Grundstein für ihre Schauspielkarriere. Neben der Leidenschaft für das Performen vor der Kamera und auf Bühnen trägt sie auch die Musik im Herzen. Vier eigene Lieder brachte sie bereits auf Spotify hervor – gemeinsam haben diese eingängige Melodien, viel Gefühl und eine ausdrucksstarke Stimme.
Facebook: @playwithfire_._
Spotify: PlaywithFire
Sarah (Helene Fischer Double)
Ihre Leidenschaft zur Musik entdeckte die Cottbuserin schon früh und stand so bereits mit 15 Jahren auf der Bühne. Wenn sie „Herzbeben” oder „Nur mit dir“ sang – Hits von Helene Fischer – wurde sie bei ihren Auftritten immer wieder darauf angesprochen. Denn ihre Performance war der Schlager-Ikone ausgesprochen ähnlich, was sie darauf brachte, als Double aufzutreten und die Musik zum Beruf zu machen.
Instagram: @sarahfarinia
www.helene-fischer-double.party
Interviews 1247
PartymachenmiteinemPastor
Dirk aka. Humbug bezeichnet sich selbst als Vagabund. Der mit 34 Jahren älteste Gewinner unseres Fanvotings bekam zahlreiche Stimmen aus seinen früheren Stuttgarter Kreisen. Nach kurzer Zeit in Großräschen zog er 2022 nach Cottbus. Das DJing und Mitwirken bei Partys sind dabei die Konstanten in seinem Leben – vom XXL-Gartenrave bis zur heiligen Messe hat er schon viel Undenkbares erlebt. Wir trafen ihn zum Interview in einem Wintergarten zentral in Cottbus und sprachen über Knutschereien auf dem Dancefloor, die schwäbische Polizei und Partys als das zweite Zuhause.
Seit wie vielen Jahren identifizierst du dich mit der Psy-Szene?
Ich bin 34 und war auf meiner ersten Goa-Party mit 17 Jahren – gewissermaßen ist Psytrance, und insbesondere Dark Psy, also mein halbes Leben ein Teil von mir. Mein Breakthrough-Erlebnis war das Ozora-Festival 2011 in Ungarn. Da stand ich mit meinem Sonnenhut und im sommerlichen Outfit nachts auf dem Floor bei dem Act Psykovsky, zu dem mir alle zuvor sagten: „Geh da nicht hin, der Typ ist verrückt!“. Nach Stunden des Tanzens kam ein Mädel auf mich zu und meinte: „Hi, du lächelst so schön“ – und knutschte mich ab. Das war der Moment, in dem Dark Psy angefangen hat, mir zu gefallen. :D
Was macht die Psytrance-Szene für dich so attraktiv, dass du seit 17 Jahren in ihr steckst?
Was mich von Anfang an fasziniert hat, war diese Offenheit allen gegenüber und dass du sofort so akzeptiert wirst, wie du bist. Wenn du in der Alltagsgesellschaft unterwegs bist, ist das anders – da misst du dich oft mit anderen. Durch die Psy-Szene konnte ich das vollständig ablegen. Über die Jahre fiel mir jedoch auf, dass sich das auf den spezielleren Psy-Partys wieder anders verhält. Dort gibt es manchmal Leute, die sich elitär fühlen, weil sie ausschließlich den aus ihrer Sicht krassesten Sound hören. Bei jeglichem anderem Sound haben sie dann keinen Spaß.
In den vergangenen Jahren ist das für mich immer extremer spürbar geworden. Früher war noch eher alles Eins. Mit der Fortentwicklung der Musik hat sich die Szene auseinanderbewegt. Manche fühlen sich dadurch „erfahrener“ und rutschen auf die Egoschiene.
Was könnte man aus deiner Sicht dagegen tun?
Ich hatte auch mal genauso eine Phase. Aber ich konnte mein Mind wieder öffnen und akzeptieren: Psy- Musik ist sehr vielfältig und facettenreich. Und so gibt es auch heute noch Leute, die sinnbildlich 24 Stunden auf dem Dancefloor stehen und von Progressive Trance über Psytrance bis hin zu Dark Psy und Hitech alles mitnehmen. Nicht umsonst gibt es Mixed-Floor-Konzepte mit Musik, die zur Tages- oder Nachtzeit passt. Viele Gäste mögen eine solche Abwechslung und rückblickend betrachtet ist auch diese Vielfalt etwas, was den Psy-Kosmos für mich ausmacht.
Was müsste eine Party bieten, damit du dich auf ihr heimisch fühlst?
Der Vibe von den Menschen muss passen. Es braucht eine satte Anlage, dank der man den Bass auch in der Magengrube spürt. Und mittlerweile mag ich es lieber, wenn die Party unter freiem Himmel stattfindet. Damit sind gute Grundvoraussetzungen geschaffen und ich kann schauen, was der Abend so bringt.
Darüber hinaus versuche ich immer, mir vorzunehmen, nicht mit einer bestimmten Erwartungshaltung an Partys heranzugehen. Als ich 2019 aus meiner früheren Heimat Stuttgart in die Lausitz kam und meine ersten Partys in Cottbus besuchte, nahm ich mir das vor und das hatte gut funktioniert – ich hatte schnell meinen Spaß.
In Stuttgart hattest du mit deiner Crew „Dark Enlightenment“ Partys veranstaltet. Was war die krasseste davon, von der du noch deinen Kindern erzählen möchtest?
Da gibt’s zwei. Nummer eins ist eine meiner „Stückle“-Partys – „Stückle“ nennt man in dieser Gegend ein Gartengrundstück. Meine vorigen Stückle-Partys wurden stets von der Polizei unterbrochen, weil meine Musikanlage immer bis in das Stadtgebiet schallte. Doch bei dieser einen machten wir es anders: Wir bauten ein 4-Punkt-Soundsystem auf, dank welchem die Musik auf den Mittelpunkt des Gartens ausgerichtet war. Wir stellten extra eine riesige Trasse auf und tüftelten den ganzen Tag am Sound.
Wir rechneten mit vielleicht 100 Gästen – letztendlich besuchten 400 Leute meinen Garten. Und, das Allerbeste war: Durch diese 4-Punkt-Anlage gelang es uns, den Sound nach außen so verschwimmen zu lassen, dass die Polizei immer um unseren Garten herumgefahren ist. Zusätzlich hatten wir die Grundstücksgrenzen mit Molton abgehangen, so konnten die uns nicht finden. Erst, als die Rentner ihre morgendlichen Spaziergänge machten und die ersten Nachbarn vorbeikamen, warfen wir unsere Gäste zufrieden vom Grundstück. Wenn ich in Stuttgart bin, werde ich noch heute gefragt, wann die nächste Party auf meinem Stückle ist. :D
Party Nummer zwei, an die ich immer gern zurückdenke, ist die „Masters of Puppets“-Pre-Party 2019 – eine Warm-up-Party für eines der bekanntesten Psychedelic-Festivals Europas. Unsere Location war die Chapel in Göppingen, eine originale Kirche mit bunten Kirchenfenstern und allem Drum und Dran. Als Headliner fragten wir passenderweise den bekannten Act „Pastor John“ aus Großbritannien an. Er war ganz angetan und verzichtete kurzerhand auf seine Gage, um einmal Pastor in einer Kirche zu sein. Zur heiligen Messe ballerte ich selbst als DJ am Sonntagmorgen um 8 Uhr Psycore. So etwas bleibt in Erinnerung.
Ein Garten und eine Kirche – nicht schlecht. Wenn du einen ganz eigenen Club eröffnen würdest, welche Besonderheiten würde dieser bieten?
In meinem Traumclub wäre zum einen immer ein Stand für Safer Use und Nightlife-Kompetenz vor Ort. Auf Awareness-Kompetenzen, um Leute zu beraten, aufzuklären und im Notfall Unterstützung zu leisten, lege ich viel Wert. Zum anderen würde ich versuchen, die Natur in den Club zu holen und die Atmosphäre organischer zu machen. Und wie? Da bin ich offen für Ideen. Ich dachte zum Beispiel an lebende Mooswände in Bilderrahmen, die kommen auch mit wenig Licht zurecht.
Würdest du deinen Traumclub eher in Cottbus oder in Stuttgart aufmachen?
Lieber in Cottbus. Weil ich glaube, dass es von der Mentalität der Stadtverwaltung her hier einfacher ist als in Stuttgart. Ich kann mir vorstellen, dass die Cottbuser Verwaltung das Nachtleben eher wertschätzt und darin auch Beschäftigungs- und Verwirklichungsmöglichkeiten für junge Menschen sieht. Dieses Gefühl habe ich in Stuttgart nicht – dort schloss gerade erst ersatzlos das ToY, eine Institution, so bekannt wie das U60311 in Frankfurt/Main.
Hast du – abseits von Clubs – schon einen Lieblingsort in der Lausitz für dich entdeckt?
Ich mag den Spreewald sehr. Vor kurzem war ich dort mit meiner Freundin Kahnfahren und genoss die Natur. Was mich auch geflasht hat, war die Lieberoser Heide. Es war wie in einer anderen Welt, ich fühlte mich wie in die Toskana geschmissen. Alles war sandig und roch nach Spanien. Landschaftlich hat die Lausitz im Allgemeinen für mich sehr viel zu bieten.
Facebook: DJHumbug
Hearthis.at: humbug
Demokratie 4983
DieLausitz–dasLützerath2.0?!
Im Lausitzer Revier wird zur Produktion von Strom und Wärme für die Region, aber auch für Berlin und weitere Großstädte im Umland, Braunkohle gefördert und verbrannt. Aufgrund der dabei entstehenden Emissionen sollen laut 1,5-Grad-Studie die Klimaziele verfehlt werden - die Resonanz in den Medien war und ist groß, ist an der Annahme aber etwas dran? Foto: Andreas Franke
„Kohleausstieg in der Lausitz 2030 reicht nicht für 1,5-Grad-Ziel”
…zu diesem Ergebnis kam Ende April eine Studie, die es mit selbiger Schlagzeile in zahlreiche namhafte Medien schaffte – darunter Tagesschau, Welt, Zeit, Süddeutsche Zeitung, FAZ & Co.
Die Message: „Selbst ein vorgezogener Ausstieg aus der Kohle in der Lausitz im Jahr 2030 käme zu spät, um die Klimaziele einzuhalten.” Dazu noch ein Kommentar von Luisa Neubauer: Sie wisse zwar, dass die Menschen in Ostdeutschland schlechte Erfahrungen mit dem Strukturwandel gemacht hätten. Dies dürfe aber keine Ausrede sein, um den Debatten auszuweichen.
Challenge angenommen, wir weichen der Debatte nicht aus. Kann die Lausitz tatsächlich fürs Überschreiten internationaler Klimaziele verantwortlich gemacht werden?
lauter für Klimaschutz
Klimaschutz, Energiewende und Kohleausstieg – diese Themen gehören zu den wichtigsten unserer Zeit und sollten dementsprechend breit diskutiert werden. Genau deswegen möchten wir uns im Folgenden ausführlich mit der genannten „1,5-Grad-Studie” befassen, die eine so breite Resonanz in der Medienlandschaft gefunden hat und dort das Thema Klima in Bezug auf die Lausitz bis heute einseitig prägt. Dabei möchten wir erkennen, wie fundiert die Studie ist, was sie bewegen will, was laut ihrer Sicht der Lausitzer Beitrag zur Energiewende sein kann oder ob die Region dem Erreichen nationaler oder sogar globaler Klimaziele tatsächlich im Weg steht.
„wenn möglich”
Wenn die 1,5-Grad-Studie dabei universell von „Klimazielen” spricht, meint sie eigentlich die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C. Dieser Wert taucht im Pariser Abkommen von 2015 auf, wo sich die Staatengemeinschaft dazu verpflichtet hat, die Erderwärmung auf „deutlich unter” 2 °C, wenn möglich 1,5 °C, zu begrenzen und in der zweiten Hälfte des 21. Jh. treibhausgasneutral zu werden. Sich einfach nur die – wenn möglich 1,5 °C – herauszugreifen und diese in der Studie mit „nationalen und internationalen Klimaschutzzielen” gleichzusetzen, entspricht aber nicht dem Pariser Abkommen. Laut diesem stecken sich die Staaten nämlich eigene Ziele und Deutschland ist mit geplanter Treibhausgasneutralität bis 2045 sogar deutlich ambitionierter, als das Abkommen verlangt.
Mit Biegen und Brechen
Zudem bezieht sich das 1,5-Grad-Ziel auf die globale Erderwärmung, dient also kaum zur Bewertung einer einzelnen Nation. Genau das versucht die 1,5-Grad-Studie aber. So nimmt sie einen von der IPCC ermittelten Wert für die Menge an CO2, die ab 2020 global nur noch ausgestoßen werden darf, um die 1,5 °C zu wahren und teilt Deutschland einfach einen Anteil zu, der Deutschlands Anteil an der Weltbevölkerung entspricht – begründet mit der Logik, dass jeder Mensch gleich sei, also ein gleiches „CO2-Budget” verdiene. Eine Industrienation, die international exportiert, derzeit viel CO2 emittiert und deswegen ihre gesamte fossile Wirtschaft umrüsten muss, so mit Entwicklungsländern zu vergleichen, die auch laut Pariser Abkommen Unterstützung von Ersteren beim Klimaschutz erhalten, ist aber wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Pro-Kopf-Emissionen 2021 nach Ländern in t CO2. Als 4.-größte Industrienation hat Deutschland den 34.-größten CO2-Ausstoß.
Verzerrte Sicht
Und nachdem die 1,5-Grad-Studie so ein deutsches CO2-Budget (unverhältnismäßig) ermittelt hat, bekommt das Lausitzer Revier daran einen Anteil, der dessen Anteil an Deutschlands Gesamtemissionen und Kraftwerkskapazitäten entspricht. Doch während das deutsche Budget basierend auf dem Jahr 2016 errechnet wurde (da man sich im Dezember 2015 im Pariser Abkommen zum Klimaschutz verpflichtet hatte), wird das Lausitzer Budget basierend auf 2021 errechnet, die Studie ändert also einfach ihre Methodik. Da seit dem Pariser Abkommen deutlich an Braunkohle-Emissionen gespart werden konnte, bezieht die 1,5-Grad-Studie diese Fortschritte so nicht ein und arbeitet mit einem für die Lausitz ungünstigeren Wert – welcher dann für die Schlagzeile verantwortlich ist, dass die Lausitz das 1,5 Grad-Ziel nicht einhält. Ein scheinbar unseriöser Rechentrick.
WIR verfehlen das 1,5 °C Ziel?!
So wird dann die Aussage getroffen, dass „das Budget bereits in der zweiten Hälfte von 2025 aufgebraucht” ist und die Braunkohlekraftwerke schon ab 2024 gedrosselt werden sollten. Mit korrigierten und einheitlichen Werten auf der Basis des Jahres 2015 dagegen könnte der Betrieb (auch laut weiteren Berechnungen der Studie) bis Ende 2034 weiterlaufen – mal ganz abgesehen davon, dass die deutschen und Lausitzer Klimaziele sich nicht durch einfache Bruchrechnung nach Bevölkerungsanteil bestimmen lassen. So fällt in der Rechnung der 1,5-Grad-Studie nämlich auch auf, dass sich das deutsche CO2-Budget seit 2016 in sechs Jahren bereits mehr als halbiert hat, also wahrscheinlich schon vor dem Lausitzer Budget aufgebraucht sein wird. Deutschland handelt in der Realität nämlich auch nicht nach den selbst geschaffenen Zielen der 1,5-Grad-Studie.
Das deutsche Budget wird momentan schneller verbraucht als das der Lausitz, welches durch Kraftwerksstilllegungen nach Kohleausstiegsgesetz in den nächsten Jahren deutlich langsamer sinkt und bis 2034 hält.
Mathe-Pro? Wir rechnen nach!
Basis: Laut IPCC dürfen nach 2020 global maximal 500 Gigatonnen CO2 (1 Gt = 1 Mrd. t) emittiert werden, um das 1,5 °C-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent (komplexe Berechnung) einzuhalten.
Teil 1: Berechnung des deutschen CO2-Budgets ab 2022
1. Rechnung ab 2016 (Pariser Abkommen Dezember 2015) durch Addition des IPCC-Wertes mit globalen Emissionen 2016-2019
500 Gt + 40 Mio. t + 40 Mio. t + 41 Mio. t + 42 Mio. t ≈ 663 Gt
2. Deutschlands Anteil am CO2-Budget entspricht Deutschlands Anteil an der Weltbevölkerung (~1,1 Prozent)
663 Gt x 1,1 % ≈ 7,3 Gt
3. Vom nun deutschen Budget für 2016 werden die nationalen Emissionen 2016-2021 subtrahiert, um den Wert von 2022 zu erhalten.
7,3 Gt - 803 Mio. t - 786 Mio. t - 755 Mio. t - 707 Mio. t - 647 Mio. t - 666 Mio. t ≈ 2,93 Gt
Aufgrund leicht abweichender Daten bzw. Rundungen weicht unser Ergebnis für Teil 1 um 0,2 Gt von dem der Studie – 3,1 Gt – ab und ist sogar kleiner.
Teil 2: Berechnung eines CO2-Budgets für das Lausitzer Revier
4. Anteil der Braunkohle am deutschen Budget entspricht Anteil an nationalen Gesamtemissionen 2021 (~16 %)
3,1 Gt x 16 % = 496 Mio. t
Wie in Schritt 1 für Deutschland, müsste auch für die Lausitz ab 2016 gerechnet werden. Damals betrug der Anteil ~20,2 %.
7,3 Gt (Wert auf Schritt 2) x 20,2 % ≈ 1,48 Gt
5. Unter Berücksichtigung der Kraftwerkskapazitäten und aufgrund des Strukturwandel-Ausgleiches erhalten die ostdeutschen Reviere davon einen Budgetanteil von 60 %.
496 Mio. t x 60 % = 298 Mio. t 1,48 Gt x 60 % ≈ 885 Mio. t
6. Anteil des Lausitzer Reviers entspricht Anteil an Kraftwerkskapazitäten in Ostdeutschland (~68,79 %)
298 Mio. t x 68,79 % = 205 Mio. t 885 Mio. t x 68,79 % ≈ 608 Mio. t
7. Erst jetzt wird durch Subtraktion der Lausitzer Emissionen 2016-2021 das Lausitzer Budget für 2022 berechnet
608 Mio. t - 55 Mio. t - 55 Mio. t - 55 Mio. t - 47 Mio. t - 40 Mio. t - 43 Mio. t = 314,7 Mio. t
Ergebnis der Studie: Mit 205 Mio. t statt 315 Mio. t veranschlagt die 1,5-Grad-Studie der Lausitz ein zu kleines Budget.
Das Dorf Mühlrose in der Oberlausitz – das nächste Lützerath?!
FossilExit durch Studie
Mit einer Zielsetzung, die weder dem Pariser Abkommen noch den deutschen Klimazielen entspricht, einer Rechnung, in der spontan die Methodik zu Ungunsten der Lausitz geändert wird und ohne den Fakt zu beachten, dass auch Deutschland insgesamt die von der 1,5-Grad-Studie geschaffenen „Klimaziele” wahrscheinlich vor 2030 überschreiten wird, entsteht die Forderung der 1,5-Grad-Studie nach einem früheren Kohleausstieg in der Lausitz. Hinter der Studie steckt dabei die „FossilExit-Forschungsgruppe”, die im Auftrag von Fridays for Future und Beyond Fossil Fuels gearbeitet hat und mit ähnlicher Methode auch schon Studien zum Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels zielgenau zu den jeweiligen Protestbewegungen bei Lützerath und dem Hambacher Forst veröffentlicht hat. Die Namen dürften die Motivation hinter der Studie verraten.
Vom Papier in die Realität
So wird sich auch in der 1,5-Grad-Studie zur Lausitz mehrfach auf das Dorf Mühlrose in Schleife, Oberlausitz bezogen, welches derzeit bis 2024 zur Förderung der darunter befindlichen Kohle geräumt werden soll. „Die Kohle unter dem Dorf darf bei Einhaltung der Klimaschutzziele nicht verbrannt werden.” – so die Studie, während schon kurz nach ihrer Veröffentlichung (am 27. April auf einer Pressekonferenz von Fridays for Future) am 7. Mai bei Demonstrationen zum Kohleausstieg in Schleife auf diese verwiesen wurde. Und Ende April war von Aktivist:innen auch ein Klimacamp im Lausitzer Örtchen Mühlrose geplant – soll hier in der Lausitz als „Symbol des Kohlewiderstands” ein zweites Lützerath geschaffen werden?
Verschiedene Perspektiven
Doch eben jenes Klimacamp musste abgesagt werden, da die Bewohner:innen aus der Lausitz selbst, als Form einer Gegendemonstration, eine Menschenkette um Mühlrose bildeten – und zeigten, dass die Menschen der Region eine ganz andere Sicht auf das Thema haben und mit der Abbaggerung von Mühlrose als Folge demokratischer Mehrheitsentscheidungen und offensichtlich guten Ausgleichsmaßnahmen einverstanden sind.
Verschiedene Realitäten
Für die (noch) eher strukturschwache Lausitz ist die Kohleverstromung nämlich nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig und in ihrem Auslaufen enorm wichtig für ein Gelingen der Transformation der Lausitz hin zum grünen Powerhouse Deutschlands. Anders als die 1,5-Grad-Studie nämlich vermuten lässt, hat sich die Lausitz mit dem Strukturwandel längst auf den Weg zu einem Musterschüler für Klimaschutz gemacht. Der Mut der LEAG, die in der Lausitz in wenigen Jahren Deutschlands größtes zusammenhängendes Zentrum erneuerbarer Energie an Land – mit 20 GW aus Windkraft, Solar, Wasserstoff-Kraftwerken,... - und Deutschlands größten Batteriepark errichten will, wurde so selbst vom grünen Bundeswirtschaftsminister Habeck gelobt. Er ist inzwischen Lausitz-Fan und spricht bei den Vorhaben von „atemberaubenden Zahlen“. Daneben entstehen in der Lausitz gleich mehrere Batteriefabriken, Europas modernstes Bahnwerk, diverse Forschungsvorhaben zur Dekarbonisierung – die Region wird zum Reallabor für die Energiewende.
Mühlrose stellte sich Ende April quer und brachte mit einer Menschenkette zum Ausdruck, dass sie kein „Lützerath 2.0“ werden möchte. Foto: Jannis Simons
Mit heute noch jährlich 1,2 Milliarden Euro Wertschöpfung aus der Kohle sorgen LEAG und die Lausitz für fast jede zehnte Stromstunde in Deutschland und garantieren, dass auch in Berlin und anderen Großstädten das Licht nicht ausgeht. Mit der Strukturentwicklung soll dies und noch mehr zukünftig mit Erneuerbaren funktionieren - der Umstieg braucht aber Zeit. Grafik: Büro68
Für die grüne Zukunft der Lausitz
So wurde von der sogenannten „Kohlekommission”, die nach dem „Klimaschutzplan 2050” von 2016 (Deutschlands Umsetzung des Pariser Abkommens) eingesetzt wurde und als divers zusammengesetzten Beratergremium – von Greenpeace bis hin zum Bundesverband der Deutschen Industrie – zwischen 2018 und 2019 arbeitete, nämlich schon ein gesellschaftlicher Kompromiss gefunden, der heute auch im Gesetz steht. Und dieser bezieht neben Klimaschutz auch Wirtschaft und Beschäftigung in der Lausitz mit ein.
Der Kohleausstieg ist demnach 2038 festgeschrieben (bei ausreichender Versorgungssicherheit und gelungenem Strukturwandel optional 2035) und die Lausitz erhält Fördermittel in Höhe von 17 Milliarden Euro als Ausgleich und für den Aufbau einer grünen Wirtschaft.
Wandel braucht Zeit
Dieser Übergang benötigt aber noch Zeit und auch die Einnahmen aus dem laufenden Geschäft, nur so funktioniert z.B. die Transformation der LEAG aus eigener Kraft. Und da ein Teil der Fördermittel erst nach 2030 ausgeschüttet wird und gerade der Aufbau großer Infrastrukturvorhaben bis weit in die 2030er hinein dauert, würde mit einem vorzeitigen Kohleausstieg ein Großteil der Lausitzer Wertschöpfung wegbrechen, während sich die Alternativen erst im Aufbau bzw. der Planung befinden. Als Folge könnte die Region uninteressant für Investoren werden, was der Strukturentwicklung nachhaltig schaden würde – und genau ein solches Scheitern wäre für Deutschlands Klimaziele und auch die Vorbildwirkung für die Transformation anderer Kohleregionen in Europa und darüber hinaus schlecht.
Verschiedene Qualitäten
Dem Entscheidungsprozess der Kohlekommission, die genau solche komplexen Bedingungen mit in Betracht gezogen und diverse Experten und Gutachten eingebunden hat, stellt sich also nun die 1,5-Grad-Studie entgegen, die stattdessen auf einfache Bruchrechnung setzt und aus rein klimapolitischer Perspektive handelt.
2038, optimal 2035, nun 2030?!
Und trotzdem ist es nicht nur die 1,5-Grad-Studie, die versucht, an der Entscheidung der Kohlekommission zu rütteln. Denn ebenso wie Deutschlands Klimaziele nach den Beschlüssen von „Klimaschutzplan 2050” und Kohlekommission angezogen wurden (von damals 80-95 Prozent Treibhausgasreduktion bis 2050 auf heute -neutralität bis 2045), wird nun auch von verschiedenen Seiten nach einem deutlich früheren Kohleausstieg verlangt. So bestanden die Grünen schon im Koalitionsvertrag der Ampel auf ein „idealerweise 2030” zum Kohleausstieg und nachdem dieser im Rheinischen Revier bereits vorgezogen wurde, bekräftigte man auf einer Tagung in Weimar im März 2023 nochmals, dass man den vorzeitigen Ausstieg auch in Ostdeutschland anstrebt.
Im Rheinischen Revier ist man raus
„Die Region wird zum Vorbild und zeigt, dass ein beschleunigter Kohleausstieg nicht nur notwendig, sondern auch machbar ist. Das muss den Weg für einen bundesweiten Kohleausstieg 2030 weisen.” – so die Grünen zum Rheinischen Revier, welches sich aber gerade in einem Punkt stark vom Lausitzer Revier unterscheidet: der wirtschaftlichen Abhängigkeit. Denn Nordrhein-Westfalen, besonders der Ruhrpott, hat längst andere Wirtschaftszweige gefunden, die das Bundesland zum wertschöpfungsstärksten ganz Deutschlands machen, ganz anders als die immer noch strukturschwache Lausitz.
Übrigens sind selbst beim Ausstieg im Rheinischen Revier bis 2030 Optionen vorhanden, dass – wenn die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet werden kann – die Kohlekraftwerke auch über 2030 hinaus verlängert in Betrieb bleiben können. Darüber wird aber nicht gesprochen.
Sicherer Strom, Wärme & Co.
Denn damit ein Kohleausstieg 2030 aber überhaupt in der Theorie gelingen könnte, müsste die Versorgungssicherheit mit (bezahlbarem) Strom zu diesem Zeitpunkt - auch ohne Kohle - überhaupt möglich sein. Momentan hat diese nämlich noch einen Anteil von 33% am deutschen Strommix. Der Anteil der Erneuerbaren liegt dort zwar „schon” bei 46,3%, betrachtet man aber den gesamten Energiebedarf einschließlich der Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie, sinkt der Anteil erneuerbarer Energie auf 17,4%. Und da die Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie bis 2030 elektrifiziert werden sollen, um fossile Energien zu ersetzen, kommt dort noch eine Mammutaufgabe auf die Erneuerbaren zu.
Erneuerbare müssen liefern – nicht Kohle
„Das Ziel ist eine mindestens 80% Erneuerbare Stromerzeugung bis 2030 und eine treibhausgasneutrale Stromerzeugung bis 2035. Das geht nur mit einem zeitnahen Kohleausstieg.” – so die 1,5-Grad-Studie, in Wirklichkeit ist es aber genau andersherum, die Erneuerbaren müssen stark genug ausgebaut sein, damit auf Kohle verzichtet werden kann. So liegen die von Wirtschaftsminister Habeck vorgestellten Ausbauziele der Bundesregierung bis 2030 zwar bei ordentlichen 145 GW Windkraft (115 GW an Land, 30 GW auf See) und 215 GW Solarkraft. Gerade in den letzten 5 Jahren sind die Fortschritte vor allem bei der Windkraft aber extrem ins Stocken geraten, sodass im Schnitt jährlich nur 2,19 GW (1,66 GW an Land und 0,53 GW auf See) ausgebaut wurden. Stand 2022 sind nur 68 GW Windkraft (58 GW an Land und 8 GW auf See) installiert. Der Ausbau müsste eigentlich schon lange mehr als dreimal so schnell laufen, gerät aber durch Genehmigungsverfahren und Lieferschwierigkeiten ins Stocken.
Eye-Opener Ukrainekrieg
Dass bei all den Debatten um die Lausitz und deren Kohlekraftwerke momentan trotzdem noch nicht auf diese verzichtet werden kann, zeigte sich spätestens letztes Jahr, als die nach Kohleausstiegsgesetz planmäßig in Sicherheitsbereitschaft übergegangenen Blöcke E und F des Kraftwerks Jänschwalde am 1. Oktober 2022 wegen Versorgungsengpässen wieder ans Netz gehen mussten. Wir kommen beim Ausbau des Energienetzes schon seit 2011 nicht wie geplant voran, da helfen Zielsetzungen der Bundesregierung allein auch künftig nicht weiter.
Der Lausitzer Beitrag zum Klimaschutz
Es besteht kein Zweifel daran, dass Deutschland, um das Pariser Abkommen einzuhalten, früher oder später von einer fossilen auf eine erneuerbare Energieerzeugung umsteigen muss. Oft wird dabei Deutschlands Vorreiterrolle als Industrienation als Grund herbeigezogen, diesen Wandel so früh wie möglich zu absolvieren. Um dieser Rolle gerecht zu werden, muss dieser Wandel aber auch wirtschaftlich und sozial verträglich gelingen, damit andere Staaten einem solchen Beispiel folgen. Das bedeutet, dass sowohl die Versorgungssicherheit gewährleistet werden muss, als auch die vom Kohleausstieg betroffenen Regionen einen erfolgreichen Strukturwandel durchlaufen müssen. Während Ersteres schon eine enorme Herausforderung ist, hapert es auch beim zweiten. So hätte Bundeswirtschaftsminister Habeck eigentlich schon 2022 eine, laut Kohleausstiegsgesetz festgeschriebene, Analyse zum Fortschritt des Wandels in der Lausitz und damit der Situation des Kohleausstiegs vorlegen müssen – Papiere, die bis heute nicht ausgearbeitet wurden. So werden die direkt betroffenen Menschen in unnötiger Unklarheit gelassen, was gleichzeitig die Akzeptanz für die notwendige und unvermeidbare Transformation gefährdet und eine weitere Spaltung der Gesellschaft riskiert. Und in dieselbe Kerbe schlägt auch die 1,5-Grad-Studie, die versucht, auf dem Rücken der Lausitz eine eigenen Interessen folgende Debatte zu Mühlrose und dem Kohleausstieg in Deutschland zu erzeugen – und das mit einer insgesamt schwachen wissenschaftlichen Fundierung.
Demokratie 877
lauter.networks:CSDCottbuse.V.
Setzt sich ein für die Belange von LSBTIQ-Menschen: der CSD Cottbus e.V.
Name: CSD Cottbus e.V.
Anzahl der Vereinsmitglieder: 17
Gründungsjahr: 2013
Homebase: Cottbus, Spree-Neiße
Wofür engagiert sich eure Organisation?
Wir engagieren uns für mehr Akzeptanz und gegenseitigen Respekt in unserer Gesellschaft und kämpfen Schritt für Schritt für die Freiheit und Gleichberechtigung, die einige von uns und euch so sehr vermissen.
Wie genau macht ihr das?
Unsere selbst gesteckten Aufgaben und Aktionen sind so vielfältig wie wir alle. Vor allem entwickeln wir Angebote, die zu Bedürfnissen und Lebenswelten von LSBTIQ-Menschen passen – und schaffen in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für ihre Belange. Auch in Schulen oder in kleinen Workshops klären wir dazu auf. Wir beraten Menschen bei ihrem Coming-out und bieten ihnen Schutz- und Entwicklungsräume. Nicht zuletzt dokumentieren wir die Entwicklungslinien von queeren Angeboten in Cottbus und bieten auf unserer Website eine Wissenssammlung rund um LSBTIQ.
Was steht bei euch in nächster Zeit an?
Zum einen organisieren wir den 15. Christopher Street Day Cottbus-Niederlausitz, in dessen Rahmen Interessierte vom 26. Juni bis zum 8. Juli zahlreiche Aktionen im Cottbuser Stadtgebiet erleben können. Außerdem steht im September 2023 unser eigenes, zehnjähriges Gründungsjubiläum an – hierzu lohnt es sich, Augen und Ohren offenzuhalten, denn auch hierfür ist einiges in Planung.
Wie kann man euch unterstützen oder bei euch mitwirken?
Geld ist zwar nicht alles, aber: Wenn Geld in queeren Projekten fehlt, ist das ein Dilemma, denn ohne ausreichende Finanzmittel bleibt queeres Leben mit all seinen Licht- und Schattenseiten oft unsichtbar und ungehört. Wir kümmern uns um öffentliche Förderungen, jedoch sind die bereitgestellten Mittel keineswegs ausreichend. Daher sind wir auch auf Spenden angewiesen. Wer uns unterstützen möchte, findet hier die Daten unseres Vereinskontos:
Inhaber: CSD Cottbus e.V.
Bank: Sparkasse Spree-Neiße
IBAN: DE81 1805 0000 0190 0468 05
BIC: WELADED1CBN
Darüber hinaus freuen wir uns über alle, die unser Wirken tatkräftig und beispielsweise organisatorisch unterstützen möchten. Wir haben unseren Sitz im Regenbogenkombinat Cottbus, auch bekannt als Kulturzentrum „Bunte Welt“ in der Thierbacher Straße 21. Bei unseren Veranstaltungen sind alle Neugierigen willkommen, darüber oder über unsere Website und Social Media Kontakt mit uns aufzunehmen:
Facebook: csdcottbus
Instagram: csd_cottbus
www.csd-cottbus.info
Demokratie 891
JungeLausitz(er):LauraStaudacher
Menschen vom Junge Lausitz e.V. im Porträt – diesmal mit: Laura Staudacher
„In meinem Abiturjahrgang wollten fast alle weg aus der Lausitz, weil sie sich eingeengt fühlten von den beschränkten Möglichkeiten. Auch ich habe meine Heimat nach dem Abitur verlassen, um in Dresden Lehramt zu studieren. Nach meinem Studium war für mich klar, dass ich in die Lausitz zurückkehre.
Seitdem wohne ich in Forst, obwohl mein Arbeitsplatz in Berlin ist. Dort arbeite ich als stellvertretende Pressesprecherin der FDP-Bundestagsfraktion. Das ist natürlich ein Job, den es so in der Lausitz nicht gibt. Obwohl Politik meine Leidenschaft ist, wollte ich für den Job nicht meinen Wohnsitz in der Lausitz aufgeben. Etwa die Hälfte der Zeit kann ich zum Glück im Home-Office arbeiten. An den anderen Tagen nehme ich das Pendeln in die Hauptstadt auf mich. Denn für mich ist klar: Die Lausitz ist mein Zuhause.
Das Gefühl von Heimat habe ich in der Lausitz aus vielen Gründen. Meine Familie ist hier zu Hause, hier habe ich mein Freundes- und Bekanntennetzwerk. Ich schätze aber auch das, was die Region ausmacht. Hier kann ich abschalten und fühle mich nicht so gestresst wie in der Großstadt. Klar, in Berlin fährt alle drei Minuten eine S-Bahn, aber dennoch rennt man oft zum Gleis und quetscht sich in den vollen Waggon, um völlig verschwitzt beim nächsten Termin anzukommen. In der Lausitz ist das Leben weniger gehetzt und jeder kann in seinem eigenen Rhythmus leben.
Das hat damit zu tun, dass ich in der Lausitz so viel Raum habe, mein Leben frei zu entfalten. Ich habe die Möglichkeit für ein Haus mit Garten, ich habe Raum für eine gute Geschäftsidee, die hier nicht schon hunderte andere vor mir hatten, ich habe Wiesen und Wälder direkt vor der Haustür, auf denen meine Hunde ohne Leine toben können. Für all das fehlt in Metropolen oftmals der Raum. Deshalb kann ich hier in der Lausitz aufatmen. Hier fühle ich mich frei.“
Lauras Empfehlungen
Was ist Dein Freizeittipp in der Lausitz?
Sand, Kiefern und Wasser – den Charme der Tagebaurestlandschaften habe ich wirklich zu schätzen gelernt. Wusstet Ihr, dass man in den stillgelegten Tagebauen geführte Quad-Touren machen kann? Eine echte Empfehlung für alle, die auf Action und Natur stehen!
Welches Restaurant, welche Bar oder welchen Club empfiehlst Du?
Mein Lieblingsrestaurant ist das Roma in Cottbus – ganz sicher kein Edel-Italiener, aber das brauche ich auch nicht. Im Roma wird man immer freundlich empfangen und die Pizza ist wirklich klasse!
In welches Lausitzer Unternehmen würdest Du investieren?
Mit meinem Collies Caesar und Carus bin ich Mitglied im Hundesportverein Forst. Neben der Grundausbildung betreiben wir dort Turnierhundesport – und haben sogar den deutschen Vizemeister in unseren Reihen.
Instagram: @jungelausitz
www.junge-lausitz.de
Lifestyle 892
„Bangonton“–jederTrefferzählt!
Stell dich einem echten Duell – mit Bangonton, einem Federballspiel mit Körpertreffern.
Im Sommer 2021 erblickte eine neue Sportart das Licht der Welt, die vom Cottbuser Claudius Wecke erdacht wurde und somit ein echtes Lausitzer Gewächs ist. „Bangonton“ (gesprochen: Bängonten) verbindet das klassische Federballspiel mit dem Nervenkitzel des Duellierens und bietet somit eine völlig neue Sporterfahrung, die an nahezu jedem Ort gespielt werden kann.
Nervenkitzel auf kleinem Raum
Bangonton setzt beim klassischen Federballspiel an – es ist ein Rückschlagspiel, in dem sich zwei Spieler in ihren Feldern gegenüberstehen. Neben den üblichen Punktvergaben verleihen beim Bangonton aber Körpertreffer dem Spiel eine zusätzliche Sportlichkeit, Dynamik und Unvorhersehbarkeit. Spielverläufe können sich blitzartig wenden. Es kann wahlweise bequem, aber auch extrem athletisch gespielt werden. Das intuitive Spiel ist offen für alle Generationen, leicht erklärt und praktisch überall schnell aufgebaut. Die relativ kleine Spielfläche beansprucht dabei nur einen Bruchteil des Flächenbedarfs von Badminton oder Crossminton und ist auf der Wiese, in der Halle oder am Strand ruckzuck aufgebaut.
Made in Lausitz
Der Ur-Lausitzer und Doktor der Ingenieurwissenschaften Claudius Wecke hat die Idee entwickelt und beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen. Prototypen aus der Kreativmanufaktur Stylework, eine enge Zusammenarbeit mit mehreren Lehrstühlen der BTU und insbesondere unzählige Testspiele führten zur optimalen Schläger- und Spielfeldgröße. 2021 ging das Spiel mit einer ersten Serie an den Start und hat seitdem viele Freunde gefunden, darunter den amtierenden deutschen Badmintonmeister Kai Schäfer. Zudem fanden erste Turniere im Rahmen der Cottbuser Ostseesportspiele statt.
Ausprobieren
Wir verlosen via Facebook und Instagram 2 Sets (@lauter.de), außerdem bekommst du dein Spiel-Set und die Anleitung online unter:
Lifestyle 905
FitnesstippsfürheißeTage
Teil 8 unserer Fitness-Reihe mit Bloggerin Nadin Eule-Mau. Foto: Oliver Eule, eiswuerfelimschuh
Egal ob Laufen, Radsport, Outdoor-Fitness – Sport im Sommer macht unglaublich viel Spaß. Aber das Training bei Hitze ist eine besondere Herausforderung für den Körper. Dennoch möchten die meisten Athleten nicht darauf verzichten. Um gut durch die Sommerhitze zu kommen, habe ich einige Tipps zusammengestellt, die mir jedes Mal helfen, mein Training zu absolvieren und vielleicht auch dich unterstützen, egal ob du ambitionierter trainieren oder dich einfach etwas bewegen möchtest.
Selbst für mich als absolutes Sommermädchen ist insbesondere Laufen bei Hitze eine große Anstrengung. Es kommt tatsächlich gar nicht so selten vor, dass ich meinen Regenerationstag so schiebe, dass ich hitzefrei habe. Das ist oft direkt eine kleine Belohnung für den Körper, zumal er bei hohen Temperaturen auch längere Regenerationszeiten hat. Seinen Sport den widrigen Bedingungen entsprechend anzupassen, ist vielleicht der wichtigste Tipp, den ich allen mit auf dem Weg geben kann. Aber ich habe noch einige weitere.
Die Temperaturempfindung ist ganz individuell
Jede:r empfindet Wärme anders und jeder Körper reagiert darauf anders. Man kann nicht pauschal sagen, wann es vernünftig ist, Sport zu treiben oder besser bleibenzulassen. Mein erster und ganz allgemeiner Tipp lautet deshalb: mache das, wobei du dich wohlfühlt und was deinem Körper guttut!
Wer unter Heuschnupfen oder sogar Asthma leidet, sehr wetterfühlig ist, Wärme nicht so gut verträgt, sollte unbedingt nachsichtig mit seinem Körper sein! Wenn du dich während des Trainings unwohl fühlst, beende es.
Lege dein Training im Sommer in die Morgen- oder Abendstunden
Wenn du bei heißem Wetter sportlich aktiv sein möchtest, versuche dein Training in die frühen Morgenstunden oder tatsächlich zum späten Abend hinzulegen. Den Tag zeitig zu beginnen hat den Vorteil, dass ihr zuweilen herrliche Sonnenaufgänge ganz allein draußen in der Natur miterleben könnt. Zudem startest du erfrischt in den Tag, mit dem Gefühl, heute nicht mehr in die Hitze zum Trainieren raus zu müssen. Abends ist es meist wärmer als in der Früh, aber du kannst herrlich vom Tag abschalten und an schattigen Strecken zieht meist schon eine kühlere und sehr angenehme Brise auf.
Aber: achte auch auf die Ozonwerte, die morgens am niedrigsten sind und sich über den Tag hinweg stark erhöhen können.
Fliehe vor der Sommerhitze in den Schatten
Versuche deine Strecken so zu legen, dass du dich durch möglichst viel schattiges Gelände bewegst. Wälder und Parks sind die ideale Alternative zu freien Straßen, weiten Feldern oder sogar der Tartanbahn.
Trotzdem gilt: vergiss bitte nicht die Sonnencreme! Denn auch im Schatten erwischt uns UV-Strahlung zur Genüge. Schütze auch unbedingt deine Augen mit einer Sonnenbrille!
Kühle vor dem Training ab
Wenn es so richtig heiß ist und du dennoch tagsüber draußen sporteln möchtest, setze ein Visor auf, das du vorher nass machst. Es gibt auch gute, atmungsaktive Schweißbänder für die Handgelenke, die du vor dem Training anfeuchten kannst, um den Puls zu kühlen. Kleine Funktionshandtücher sind ideal, um sie nass zu machen und vor dem Sport einige Zeit im Kühlschrank aufzubewahren. Du kannst es zum Start deiner Einheit hinten um den Hals legen und am T-Shirt oder BH befestigen.
Eine kurze kalte Dusche kann ebenso helfen, den Körper vor dem Training herunterzukühlen. Wenn dein Körper einen sehr empfindsamen Kreislauf hat, übertreibe es mit der Kühle nicht. Insbesondere nicht nach dem Sport.
Reduziere die Trainingsumfänge
Verkürze das Training! Hitze sorgt dafür, dass deine Pulswerte erhöht sind und dein Körper deutlich mehr arbeiten muss, als sonst. Heiße Tage sind nicht(!) dafür da, um über sich hinauszuwachsen. Vielleicht sind das auch genau die richtigen Tage, an denen ihr es mit ruhigen Bewegungsformen probiert.
Siehe auch nächste Seite: Alternativtraining.
Fülle deine Wasserspeicher auf und halte sie üppig voll
Ganz wichtig: trinke ausreichend und warte nicht auf den Durst! Das gilt für den gesamten Tag. Trinke vor dem Laufen etwas. Aber nur so viel, wie du auch verträgst. Wenn du trainiert hast, sorge sofort nach der Einheit dafür, dass du das entstandene Flüssigkeitsdefizit sofort wieder ausgleichst. Achte dabei darauf, dass du ausreichend Mineralien zu dir nimmst oder versetze Wasser mit etwas Salz. Für den Fall, dass du tatsächlich länger als eine Stunde unterwegs bist, führe etwas zu trinken mit oder lege deine Strecke so, dass du mehrmals etwas trinken kannst (z.B. an Tankstellen entlang).
Wähle leichte Kost und belaste deinen Körper bei Wärme nicht mit schweren Mahlzeiten
Gerade an heißen Tagen hilft leichtes Essen und kleinere Mahlzeiten. Achte auf vitamin- und mineralstoffreiche Kost, um die beim Sport verlorenen Elektrolyte wieder aufzufüllen. Zudem sind lauwarme Getränke deutlich besser geeignet, damit du gut hydriert bleibst und nicht so viel schwitzt. Kalte Getränke müssen vom Körper erst erwärmt werden und sorgen oftmals dafür, dass man noch mehr schwitzt.
Wähle leichte, funktionale, helle Bekleidung
Achte auf deine Kleidung. Funktionsbekleidung, die luftig leicht und hell ist, ist jetzt angesagt! Ihr braucht nichts zu verstecken, sondern müsst euren Körper vor dem Überhitzen schützen. Ich laufe auch gern an Wasserpumpen entlang und erfrische dort meine Arme, Beine und teilweise auch meinen Kopf.
Finde alternative Trainingsformen an sehr heißen Sommertagen
Wenn extreme Hitze herrscht und es wirklich nicht sein muss, lasse ich das Laufen und bin lieber mit dem Rad locker unterwegs. Das hat den Vorteil, dass ich etwas Wind um die Nase spüre. Aber auch dabei gelten die Tipps zuvor.
Ich kann dir auch wärmstens Yoga ans Herz legen! Bikram Yoga (auch als Hot Yoga bekannt) hat zudem den Vorteil, dass die hohe Temperatur während der Klasse meist noch deutlich höher ist, als draußen. Wenn du die Stunde absolviert hast und das Studio verlässt, kommt dir die Wärme gar nicht mehr so schlimm vor.
Natürlich sind alle Wassersportarten wie Schwimmen, SUP, Surfen, … eine großartige Alternative, um sich gleichzeitig abzukühlen und dennoch seinen Körper zu trainieren.
An besonders heißen Tagen kombiniere dein Training mit einer Abkühlung
Deshalb liebe ich die Kombination aus Run-Swim-Run als Trainingseinheit an heißen Tagen so sehr. Wenn der Körper so richtig warm läuft, ist es Zeit, sich abzukühlen. Da kommt es genau richtig, sich im Freibad oder See zu erfrischen. Aber natürlich muss man sehr vorsichtig sein, dass man den Körper mit dem plötzlichen Temperaturwechsel nicht erschreckt. Ich dusche zunächst langsam kalt und nutze etwas Zeit im Schatten, um mich mit einigen Übungen auf das Schwimmtraining vorzubereiten. Das reicht dann meist aus, um ins Becken zu springen und Spaß mit der nächsten Einheit zu haben. Das abschließende Laufen geht dann meist heruntergekühlt wie von selbst.
Über Nadin Eule-Mau:
Die in Brandenburg a. d. Havel geborene und in Berlin lebende PR- und Marketingspezialistin gehört mit ihrer Triathlon- und Fitness-Website eiswuerfelimschuh.de zu Deutschlands bekanntesten Sportbloggerinnen. Wenn sie nicht gerade für den nächsten Wettkampf trainiert, arbeitet die Triathletin freiberuflich als Copywriter und ist zudem Element Yogalehrerin und Mentorin in einer Berliner Yoga Akademie.
Lifestyle 895
lauter.kunst:KunstmitHerz
„Herz Phönix“, Graffiti-Wandbild (Juni 2021)
„Das Bild symbolisiert für mich Temperament und Kraft, sowie den Weg meiner künstlerischen Entwicklung. Die Motivwahl war damals eine Eingebung und eher Zufall. Ich musste den verbleibenden, freien Platz irgendwie nutzen. Ich versuche, mich mit jedem Projekt technisch weiterzuentwickeln, dazu brauch man eben auch Herausforderungen. Ich hatte sie auch diesmal angenommen. Umso stärker war die Freude, nachdem dieser Feuervogel an der Wand gewesen war! Ich verfolge die „Kunst mit Herz" jetzt 10 Jahre und bin endlich freiberuflich, selbstständig mit meinen Gestaltungen und Workshopangeboten.
Martin Jainz, IG: @kunstmitherzmj, FB: MJ Kunst mit Herz, YouTube: kunstmitherz5217
Lifestyle 901
lauter.lieblingsort:Patlografie
„Als gebürtiger Forster ist der Wasserturm tagtäglich präsent. Egal, ob ich nach dem Aufstehen aus dem Fenster schaue oder zu einem Fotoauftrag fahre – fast immer fahre ich am „Dicken”, wie er volksmundartig auch genannt wird, vorbei. Nicht nur die beeindruckende Industriegeschichte der Stadt Forst und die imposante Bauweise machen den Wasserturm zu meinem lauter.lieblingsort, sondern auch meine persönliche Geschichte. Denn der Grundstein für mich als Fotografen wurde durch den Wasserturm gelegt. . In einer stürmischen Gewitternacht im August 2017 habe ich ein paar Gewitterbilder machen wollen und als Kulisse bat sich der Wasserturm an. Die dabei entstandenen Bilder verbinden viele Forster direkt mit mir und ihrer Heimatstadt und man konnte diese auch schon einmal im Lauter-Magazin vom letzten Jahr bewundern. Mein Traum war es immer, den „Dicken“ vor der Milchstraße zu fotografieren, denn die Weiten des Universums sind für mich sehr magisch. Faktisch war dies nie möglich, da der Wasserturm in der Nacht angestrahlt wurde. Die Energiekrise und die damit verbundene Abschaltung der Beleuchtung von Sehenswürdigkeiten machte dies aber für mich möglich und so ist dieses Bild des „Dicken” im Oktober 2022 in der Nacht entstanden. Einfach zauberhaft, oder?“
Patrick Lucia aka. Patlografie, Instagram: @patlografie, www.patlografie.de
Lifestyle 885
FalschParkenkostetGeld
Foto: Torsten Asmus, istock
Vier Prozent Zinsen. Das hört sich für die meisten wahrscheinlich noch wie Hokuspokus an, es scheint sich aber wieder zu lohnen, Geld bei der Bank anzulegen. Und das dank der Zinswende der EZB. Diese sah sich nämlich gezwungen, den Leitzins auf mittlerweile 3,75 % (Stand 8.6. deutet sich eine weitere Erhöhung auf 4 % an) anzuheben, um damit auf die gestiegenen Verbraucherpreise zu reagieren. Lohnen sich Banken zum Sparen also endlich wieder?
Das Ende einer Ära
Seit der Weltfinanzkrise 2008 waren niedrige Zinsen eigentlich der Normalzustand. So fiel der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) von 4 % in 2008 bis auf letztlich 0 % in 2016. Und da dieser bestimmt, zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken dort Geld leihen bzw. anlegen können, resultierte dies auch dort in niedrigen Zinsen. Diese kurbeln dabei im Gegensatz zu hohen Zinsen, die eher zum Sparen einladen, zwar eigentlich den Konsum an und dämpfen eine mögliche Rezession. In der jetzigen Krise sind aber erstmals wieder hohe Zinsen nötig geworden – nicht um zu sparen, sondern um die hohen Energie- und Lebenskosten überhaupt tragen zu können.
Eine neue Ära für Sparende?!
Wer aber trotz Inflation noch Geld beiseitelegen kann, bekommt dadurch von den Banken endlich mal wieder ein attraktives Sparangebot, oder nicht? So gibt es auf Tagesgeldkonten, wo über das Geld jederzeit frei verfügt werden kann, derzeit bis zu 3 % Zinsen und auf Festgeldkonten, wo man sein Geld aber für längere Zeit anlegen muss, sogar 4 %. In Wirklichkeit handelt es sich hierbei aber lediglich um den Nominalzins, nicht den Realzins.
Gute Zinsen, aber nicht gut genug
Der sogenannte „Realzins“ berechnet sich nämlich aus dem Wert, den die jeweilige Bank angibt (Nominalzins), wovon die aktuelle Entwicklung der Kaufkraft, also Inflation beziehungsweise Deflation, abgezogen werden muss. So übersteigt mit einem Wert von 6,2% die aktuelle Inflation das Angebot der Banken noch um ungefähr das Doppelte, auch wenn man sein Geld dort also zum „Sparen“ anlegt, ist der Realzins negativ – es verliert weiterhin an Wert.
Banken – immer noch keine Anlagemethode?!
Die Betonung liegt hier auf dem „immer noch“, denn seit 2008 lohnt es sich schon nicht mehr, sein Geld auf der Bank zu horten. So war die Inflationsrate, welche Güter teurer werden lässt, immer höher als der Leitzins, nach dem sich die Menge des angelegten Geldes vervielfacht. Stattdessen sollte man die Augen nach alternativen Anlagemethoden offen halten, die eine Möglichkeit bieten, sogar Gewinn zu bringen oder zumindest keinen Verlust zu machen.
Richtige Anlagemethoden
So hatten wir in einer vorherigen Ausgabe bereits ETFs vorgestellt, die als börsengehandelte Fonds die Aktien von über 1.000 Unternehmen in sich vereinen und so, ohne das Risiko von beispielsweise einer einzelnen Aktie zu haben, trotzdem gute Renditen versprechen. So zeigt der MSCI World, der aus Aktien von über 1.500 Unternehmen aus aller Welt besteht und so versucht, die Weltwirtschaft widerzuspiegeln, eine durchschnittliche Rendite von jährlich 8 % auf, was meist über der Inflationsrate liegt, also einen positiven Realzins verspricht.
Sichere Anlagemethoden
Jedoch muss man auch zugeben, dass es Zeiten gibt, in denen selbst solche Anlagen massiv an Wert verlieren. Zur Weltfinanzkrise 2008 ist so selbst der Kurs des MSCI World um bis zu 52 % gefallen, zu Corona um 30 %. Auch wenn man kürzlich mehrere Bankenpleiten beobachten konnte (Credit Suisse, Silicon Valley Bank, First Republic Bank, ...), ist das Geld dort dagegen bis zu einer Summe von 100.000 Euro durch eine verpflichtende Einlagenversicherung zumindest vor Verlust sicher – vor Inflation aber am Ende trotzdem nicht.
No Risk but Return
Wer also langfristig Geld beiseitelegen will, sollte trotzdem von Banken absehen. ETFs können zwar auf kurze Sicht stark an Wert verlieren, dies sind aber sehr seltene Fälle und da sich die Weltwirtschaft immer wieder erholt, tut sich das auch meine Investition. So hat der MSCI World sowohl nach Weltfinanzkrise, als auch Corona wieder einen Aufschwung erlebt, wodurch sich die bisherige Norm der im Schnitt 8 % jährlichen Rendite bestätigt. Auch wenn der jetzige Nominalzins der Banken verlockend klingt, ist der Realzins immer noch negativ und wenn die Inflation wieder abflaut, könnten die Zinsen schon wieder auf 0 % fallen. Wer also sparen will und einen langen Atem aufweist, sollte lieber auf ETFs setzen und sich über die 3 % Zinsen auf ein Tagesgeldkonto, wo man wahrscheinlich seinen Notgroschen liegen lässt, einfach nur freuen.
Lauter Animes 782
AnimesunddieOscar-Verleihung
Die japanische gehört zu den größten Animationsindustrien der Welt – bei der Vergabe der Oscars spiegelt sich das aber nicht wider.
„Chihiros Reise ins Zauberland ist einer der besten Animationsfilme, die jemals gemacht wurden. Er könnte besser sein als jeder Disney-Film, den ich je gesehen habe. Er war eine wahre Inspiration.“
Damit drückte Steven Spielberg 2018 seine Faszination für den japanischen Animationsbereich aus – vor allem für Werke, wie „Akira” oder Studio Ghiblis „Chihiros Reise ins Zauberland”. Und als einer der bekanntesten Regisseure aller Zeiten und wenigen Gewinner von zwei Regie-Oscars haben seine Worte wirklich Gewicht, stehen hier aber ironischerweise gegen genau den Mann, der bis heute mit Abstand die meisten Oscars hält – Walt Disney mit 26 Stück – bzw. gegen das Imperium, das dieser hinterlassen hat.
Der Disney-Award
So hat Chihiros Reise ins Zauberland zwar 2003 selbst einen Oscar für den besten Animationsfilm gewonnen, dieser seit 2002 jährlich vergebene Award geht sonst aber fast ausschließlich an Disney bzw. das gekaufte Studio Pixar – von 22 Oscars können sie 15 ihr Eigen nennen. Aber auch im Vergleich zu den anderen Siegern ist der japanische Animefilm eine Besonderheit, er ist nämlich japanisch. Die weiteren 6 Oscars wurden nämlich für Produktionen aus den USA (4), Großbritannien (1) oder Australien (1), also ausschließlich englischsprachigen Ländern, vergeben. Allgemein waren von den bisher 95 nominierten Filmen nur sieben aus Japan, davon sechs vom Studio Ghibli. Und auch in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“, die schon seit 1932 existiert, können japanische Produktionen lediglich drei Nominierungen verzeichnen, von denen immerhin eine gewann.
Musterbeispiel 2017/18
Für besondere Furore in der Anime-Community sorgte vor allem die Oscar-Wahl 2018, als von fünf zur Vorauswahl gestellten Animefilmen kein einziger eine Nominierung erhielt. Neben „In this Corner of the World”, „Sword Art Online – The Movie: Ordinal Scale”, „Mary und die Blume der Hexen” und „Ancien und das magische Königreich” hatte man nämlich vor allem an „A Silent Voice”, ein ergreifender Film über Mobbing und Vergebung, hohe Erwartungen. Dass stattdessen „The Boss Baby” oder „Ferdinand – Geht STIERisch ab!” eine Nominierung erhielt, streute nochmal zusätzlich Salz in die Wunde. Aber auch Makoto Shinkais „Your Name” von 2017, der bis heute zu den drei Animefilmen mit dem meisten Umsatz an den Kinokassen gehört, erhielt keine Nominierung. Warum scheinen Animes einfach keine Oscars zu bekommen?
Academy Award
Besser unter seinem Spitznamen „Oscar” bekannt, ist der seit 1929 vergebene Preis der bekannteste der ganzen Filmindustrie. Die dahinter stehende Organisation „Academy of Motion Picture Arts and Sciences” wurde dabei schon zwei Jahre früher mit dem ursprünglichen Ziel, die Filmkunst zu fördern, geschaffen und entscheidet auch bis heute noch über die Vergabe des Awards. Und weil die Mitglieder selbst bekannte Größen aus den Bereichen Regie, Schauspiel etc. sind, führt dies dazu, dass lange Zeit ein Hauptteil der Stimmberechtigten selbst aus dem Bereich Hollywood kamen und dementsprechende Affinitäten aufzeigte.
So zeigte eine Umfrage der Los Angeles Times 2014, dass die Mitglieder zu 94 Prozent weiß, 77 Prozent männlich und ihr mittleres Alter 63 Jahre war nicht gerade das Profil eines typischen Animefans. Und gerade als 2016 zum zweiten Jahr in Folge alle für den Oscar nominierten Darsteller Weiße waren und die #OscarsSoWhite-Debatte losgetreten wurde, hatte die Organisation einen waschechten Skandal an der Backe, von dem sich die Einschaltquoten bis heute nicht wirklich erholt haben. Und auch die Anime-Community traf es 2015 wie ein Schlag ins Gesicht, als ein Mitglied der Academy in einem Interview mit den Worten »I only watch the ones that my kid wants to see…« und »these two obscure freakin’ Chinese fuckin’ things that nobody ever freakin’ saw« (Andeutung auf „Die Legende der Prinzessin Kaguya” von Studio Ghibli), bereits bestehende Befürchtungen bestätigte: Die Auswahl wird anscheinend oft durch die Vorliebe der Kinder der Mitglieder beeinflusst und US-Kultur bevorzugt.
(K)ein letzter Triumph
Und damit schließt sich auch der Kreis, mit dem Grund, warum nun trotz der Umstände „Chihiros Reise ins Zauberland” doch einen Oscar gewonnen hat, dessen Auslandslizenzen gehörten nämlich Disney, die zusätzlich in den Animefilm investiert hatten. So wurde jedes der bisher nominierten Studio Ghibli Werke von Disney in den USA distribuiert und von bekannten Persönlichkeiten der Hollywood-Szene synchronisiert. Und auf der Seite von D23, dem offiziellen Fanclub von Disney, wird dieser Oscar sogar als 83. von Disney geführt.
Neues Zeitalter
Für die Zukunft besteht jedoch ein bisschen Hoffnung, dass das Auswahlverfahren der Oscars diverser werden, da die Organisation das Problem bzw. dessen Auswirkung auf die Einschaltquoten mittlerweile selbst erkannt hat und „bunter” werden will. So waren laut Mitteilungen 2022 schon 44 Prozent der mittlerweile 10.000 Akademie-Mitglieder Frauen und mehr als 50 Prozent keine US-Amerikaner. Animes selbst werden aber auch immer beliebter, so zeige Makoto Shinkais neuester Film „Suzume” laut ihm selbst, dass „die Einnahmen von japanischen Animes an den globalen Kinokassen ein neues Zeitalter erreicht hätten”. So erreichte „Suzume” den vierthöchsten Umsatz eines Animes aller Zeiten und war damit schon der fünfte Animefilm, der es seit 2020 in die Top 10 erreichte.
Neue Chancen für einen Oscar
Die weltweite Nachfrage an japanischen Animes stieg in den letzten zwei Jahren nämlich um 118 %, was sie zu einer der am stärksten wachsenden Medienbranchen macht. Wenn Animes in der breiten Bevölkerung also immer mehr zum Mainstream gehören und das Profil des Oscar-Committees sich dieser immer stärker annähert, finden diese vielleicht in Zukunft endlich mehr Beachtung bei der Vergabe der Oscars und weiteren Filmpreisen.
Die Chance für einen Oscar
Und spätestens diesen Sommer erwartet jeden Animefan ein Must-see mit Studio Ghiblis neuem Animefilm „How Do You Live?”, welcher der erste traditionell animierte Film seit 2014 sein wird und auch der erste, dessen Produktion Hayao Miyazaki seit 2013 wieder leitet und der wohl auch sein letzter sein wird. Der Mitbegründer des Studios ist mittlerweile 82 Jahre alt und in Verbindung mit dem Filmtitel und der Tatsache, dass es für diesen Titel weder Marketing-Kampagnen, noch Informationen, wie den Cast oder die Story gibt, erwartet uns hier wohl wortwörtlich eine große Überraschung – die dann vielleicht auch endlich mal wieder einen Oscar für die Animebranche nach Hause holt.
Lauter Leute 1147
lauter.leute:playwithfire
Echter Name: Janina Wesenberg
Geburtsdatum: 25.09.2002
Geburtsort: Stendal
Beruf: Schauspielerin in Ausbildung und Sängerin
Hobbies: Yoga, Meditation, Hundesport, Reiten, Theater, Natur, Bücher, Gesang
Ich bin eher …: Bösewichtin
Lieblingsort: solang dieser Ort ein Wald ist, ist er mein Lieblingsort :)
Lieblingsgetränk an der Bar: Weißwein
Lieblingsmusik im Club: Play von Greeen und Iriepathie
Letzter Song auf Spotify: Diffus von JEREMIAS
Janina, Musikerin aus Calau, über ihre beginnende Schauspielkarriere in Berlin.
Du bist für deine Schauspielkarriere von Calau nach Berlin gezogen. Wie waren deine ersten Eindrücke von der neuen Stadt?
Ich war immer in ländlichen Gegenden unterwegs. Die ganzen Großstadt-Eindrücke haben mich daher erstmal überfordert: Alles war neu, Berlin ist riesig und gleichzeitig hatte ich plötzlich alle Möglichkeiten direkt vor meiner Nase. Ob etliche Einkaufsläden, Cafés, Clubs oder Parks – alles ist innerhalb weniger Minuten erreichbar und fast überall tummeln sich viele Menschen.
Es hat aber nicht lange gedauert, bis ich mich zurechtfinden konnte. Meine erste Woche war sehr holprig, doch nach einem Monat hatte ich mich sehr gut eingelebt. Von Anfang an hatte ich ein Zugehörigkeitsgefühl empfunden. Mein Umfeld innerhalb von Berlin hat sich wunderbar aufgebaut, ich bin sofort auf viele tolle Menschen getroffen und direkt kam mir in den Sinn: Das alles passt zu mir.
Wie gestaltet sich für dich ein typischer Tag an der Schauspielschule?
Jede Schauspielschule hat ihren eigenen Plan, wie sie unterrichtet. Bei unserer Schauspielschule (Fritz-Kirchhoff-Schauspielschule „Der Kreis”) beginnt ein typischer Unterrichtstag um frühestens 10 Uhr – Ende ist zwischen 17 und 20 Uhr. Für mich vergeht so ein typischer Tag an der Schauspielschule super schnell, egal wie lange ich letztendlich da bin, denn ich arbeite sehr konzentriert und habe meistens viel Spaß dabei. Wir lernen praktisch. Das heißt, dass wir uns viel bewegen und projektbezogen arbeiten, deshalb kann man sich uns nicht wie eine typische „Klasse” in einem Klassenraum vorstellen. Tatsächlich stehen wir oft auf der Bühne und arbeiten an Szenen, oder bewegen uns innerhalb der Räumlichkeiten auf verschiedene Art und Weise, um unsere Stärken als Schauspieler herauszuarbeiten. Dabei geht es fast immer um körperlichen Einsatz. Theorie haben wir auch, dann besprechen wir verschiedene Dinge gemeinsam mit unserem Dozenten während des Unterrichts. Es bleibt dabei immer dynamisch innerhalb der Gruppe, während wir uns gegenseitig austauschen.
Fernsehen, Leinwand oder Bühne – in welchem Medium würdest du am liebsten auftreten?
Ich habe total viel Lust auf Film und Fernsehen. Ich liebe es, vor der Kamera zu stehen und mit ihr zu arbeiten. Ich freu mich riesig auf das Fach „Camera Acting”, das in den höheren Semestern dazu kommt.
Allerdings möchte ich zusätzlich im Theater auftreten, das Theater fasziniert mich und auf der Bühne strahle ich nochmal eine ganz andere Energie und Dynamik aus. Ich möchte in beiden Bereichen viel Erfahrung sammeln und mich dabei selbst finden. Ich bin der Überzeugung, dass ich mich dann früher oder später auf eine der Richtungen spezialisieren werde, doch wohin die Reise genau gehen wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Da bin ich total offen.
Wie sah die verrückteste Rolle aus, in die du bisher schlüpfen durftest?
Meine bisher verrückteste Rolle entstand bei einem Improvisationsworkshop. Dabei bekamen wir eine Storyline vorgegeben – doch das Stück entstand spontan beim Spielen, wir hatten keinen gescripteten Text. Ich gab meiner Figur den Namen „Sarah”. Sarah war 26 Jahre alt und Arzthelferin von einem Oberarzt beim deutschen Militär. Dieser hatte eine im 8. Monat schwangere Frau und plante mit ihr ein Haus zu bauen. Das Stück spielte in einer deutschen Kaserne. Wir standen kurz davor, nach Mali zu fliegen, um dort als deutsche Mannschaft den Stützpunkt zu verteidigen. Meine Rolle freute sich auf Mali und war total darin versessen, für das Militär einzustehen.
Sie kam dann in das Arztzimmer hinein und traf auf den Oberarzt. Ihr Ziel war es, den Oberarzt über Mali auszufragen, da es ihr erster Auslandseinsatz war – und dabei gleichzeitig zu flirten, da sie gerne mit ihm ein Techtelmechtel anfangen würde, um sich die schwere Zeit in Mali etwas zu „verschönern”. Die dadurch im Oberarzt entstandenen Konflikte und meine Rolle sorgten für eine Situationskomik, die die Zuschauer oft zum Lachen brachte.
Tatsächlich hat es sich so entwickelt, dass sich der Oberarzt auf Sarah einlassen konnte, die Flirtversuche haben gezogen. Doch es passierten innerhalb der Szene auch einige Drehpunkte, wodurch sich Atmosphäre und Stimmung stetig wandelten. Einmal erlebten wir sogar einen sehr berührenden Moment. Als das Stück weiterhin Fahrt aufnahm und eine andere Schauspielerin ins Bild kam, war meine Szene mit meinem Kollegen beendet und ich ging in einem passenden Moment von der Bühne.
Was für Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede siehst du zwischen dem Performen als Musikerin und als Schauspielerin?
Die Haltung, der Ausdruck und die Energie sind wichtige Themen – sowohl in der Musik als auch im Schauspiel. Auf der Bühne geht es mir darum, die Zuschauer abzuholen und zu verzaubern. Dass sie von dem gefesselt sind, was ich mache, dass ich authentisch, durchlässig, energetisch und mutig bin. Ich möchte als Musikerin die Geschichte des Songs erzählen und seine Botschaft vermitteln. Das überschneidet sich mit dem Schauspiel, da ich als Schauspielerin ebenso auf der Bühne stehe und Geschichten erzählen möchte, dazu meinen Körper, meine Stimme und den Ausdruck nutze.
Der Unterschied liegt darin, dass ich als Musikerin immer als Janina auftrete und das ausdrücke, was Janina, also ich, mit dem Song zu sagen hat. Natürlich schwimmt als Schauspielerin ebenso immer etwas von mir, Janina, mit. Doch dort wird die Rolle mit ihrem Ziel zu meiner Person hinzugefügt. Das führt dazu, dass ich als Schauspielerin Handlungen habe, die ich als Janina so nie ausführen würde, die aber zu meiner Rolle und zu dem Konflikt/dem Moment gut passen. Als Schauspielerin gehe ich den Impulsen nach, die mir innerhalb der Rolle kommen. Als Musikerin gehe ich den Impulsen nach, die mir als Janina kommen.
Wann kann man neue Musik von dir hören – und wann dich einmal als Schauspielerin auf der Bühne sehen?
Meine aktuelle Single wurde am 12. Februar 2023 auf allen öffentlichen Musikportalen released. Diese ist wieder in Zusammenarbeit mit meinem Produzenten „Hi Trap“ entstanden. Sie ist eine Fortsetzung, ein sogenannter Part 2, von meiner allerersten Single „Dreaming Of You”, die ebenfalls in Zusammenarbeit mit „Hi Trap” und „RiK” entstanden ist. Als Schauspielerin bin ich das nächste Mal bei dem öffentlichen Abend unserer Schauspielschule zu sehen. Dieser ist am 12. und 13. Mai 2023. Wo? In 12099 Berlin, Teilestraße 11. Vor Ort wird ausgeschildert sein, wie genau man zu unseren Räumen für die Vorstellung kommt. Der Eintritt ist frei! Beginn ist 18 Uhr. Für Essen und Trinken sorgen wir auch, das kostet allerdings ein paar Euro. Kommt gerne vorbei, meine Kollegen:innen und ich würden uns riesig freuen!
Instagram: @playwithfire_._
Spotify: PlaywithFire
Lauter Leute 1077
lauter.leute:toniejahnke
Echter Name: Tonie Jahnke
Geburtsjahr: 1999
Geburtsort: Weißwasser
Beruf: Social Media Videografin/Grafikerin im eigenen Gewerbe, Trainerin für Leistungssport
Hobbies: Musik, Eishockey, Cheerleading, Karneval, Gewehrschießen
Lieblingsort: ein geheimer Platz in der Lausitz
Lieblingsgetränk an der Bar: Wildberry-Vodka, aber Bier geht auch immer
Lieblingsmusik im Club: alles was während meiner Jugend produziert wurde, die guten alten Zeiten eben – und dann bis in die 90er :)
Letzter Song auf Spotify: Fuchsrevier - Miso029 x Maniac029
Tonie Jahnke über ihr Amt als Kromlauer Blütenkönigin.
Du wurdest 2019 zur Kromlauer Blütenkönigin ernannt. Ging damit der Traum eines kleinen Mädchens, das Prinzessin werden wollte, in Erfüllung?
Hahahaha nein überhaupt nicht, damals wollte ich immer Popstar oder Backgroundtänzerin werden. Ich leg auch überhaupt nicht gern wert auf schicke Kleider oder ähnliches. Mir geht es um den Sinn meines Amtes. Die Lausitz zu vertreten, zu fördern und bekannter zu machen. Das hätte ich auch in Jeans und Hoodie gern gemacht. Da die Lausitz so einzigartig und einmalig ist, wollte ich natürlich auffallen, damit den Leuten die Lausitz im Gedächtnis bleibt, daher mein auffälliges Glitzerkleid. Ich war als Kind zwar schüchtern, da ich jahrelang gemobbt wurde, aber ich hatte immer meinen klaren Willen und bin nicht auf den Mund gefallen. Wenn ich etwas (erreichen) wollte, dann habe ich so lange dafür gekämpft und gearbeitet, bis ich es hatte. So war es schon immer. Vielleicht sehe ich so aus, als wäre ich das perfekte Girly-Mädchen: Blond, blauäugig, schlank etc. – aber in Wirklichkeit bin ich das komplette Gegenteil und die Menschen, die mich näher kennen, können das bestätigen. Mit Beauty und Girly habe ich nichts am Hut.
Wie oft wird dir bei deinem Amt mit dem Klischee einer „schicken Prinzessin” begegnet?
Mir begegnet dieses Klischee täglich. Und es nervt. Aber ich kann es den Menschen nicht übelnehmen, denn was viele sagen, wird oft nachgesprochen und verallgemeinert, auch wenn es oft nicht so ist.
Mit dem Klischee habe ich nichts gemeinsam. Meine Kleider sind oft groß und schwer, da werden Laufen und Sitzen immer zur Qual. Ich sitze täglich an Content-Ideen, produziere und bearbeite den Content dann noch. Ich habe keine Manager oder Assistenten, die sich um mich kümmern, ich mache das alles selbst. Ebenfalls gibts keinen Fahrer, ich fahre also alle Strecken durch die Republik selbst, egal wie lang der Arbeitstag war. Ich informiere mich täglich über Neuigkeiten in der Lausitz, denn wenn ich auf der Bühne stehe oder bei einem Event angesprochen werde, dann muss das im Kopf sein. Für mich wird nichts gemacht und ich habe mir alles selber erarbeitet. Manchmal muss ich bis zu zwölf Stunden am Stück in der Öffentlichkeit unterwegs sein, da darf man sich Schmerzen durch das viele Laufen oder Stehen nicht anmerken lassen, genauso, wie wenn es 30 Grad im Schatten sind oder ich in zwei Meter hohem Schnee einen Termin habe. Man muss abgehärtet sein, Leute urteilen ständig und nicht alle finden alles gut. Damit muss man umgehen können. Also die „schicke Prinzessin“ ist harte Arbeit, die man auf den ersten Blick nicht erkennt, aber bei genauerer Betrachtung zum Vorschein kommt.
Welche Pflichten bringt der Titel mit sich?
Pflichten haben so ihre Vor- und Nachteile. Erstmal habe und brauche ich jede Menge Grundwissen über die Lausitz. Da muss man sich eben hinsetzen und lernen. Viel lesen und aufmerksam zuhören. Zeitmanagement ist alles. Bei vielen Terminen und Auftritten muss alles getimed werden und ich kann meinen Sport ja auch nicht vernachlässigen. Also muss man viel planen. Es gibt gewisse Termine im Jahr, die darf ich nicht absagen, sogenannte Pflichttermine, dafür muss alles andere verschoben werden. Man muss immer höflich und gut gelaunt sein, egal wie schlecht es einem gerade geht oder was los ist, man muss stets fokussiert bleiben. Der Kontakt mit allen anderen Menschen ist auch eine Pflicht, das ist bei vielen Nachrichten und Mails nicht immer einfach und sehr zeitintensiv. Aber ich will für die Menschen da sein und ihnen helfen. Ein großer Nachteil dieser Pflichten ist die fehlende Freizeit. Man hat gefühlt nie Urlaub oder freie Tage, weil immer etwas passiert. Mittlerweile bin ich jedoch nicht mehr so naiv wie mein früheres Ich. Meine Priorität setze ich bei mir, mache mal etwas entspannter, wenn ich das Gefühl habe, ich brauche eine Pause, lehne Einladungen ab, bei denen ich mich nicht wohlfühlen würde und achte darauf, mich nicht zu überarbeiten. Mein jüngeres Ich hat Tag und Nacht gearbeitet. Mein Kopf kam nie zur Ruhe. Das hat mich irgendwann ganz schön aus der Bahn geworfen und krank gemacht. Doch daraus habe ich gelernt. Zwar auf eine schmerzhafte Art und Weise, aber eine die im Gedächtnis bleibt und die mich wachgerüttelt hat. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt.
Was ist das Highlight deines Königreichs?
Die Geschichte. Ich bin ein absoluter Fan von wahren Begebenheiten und Herleitungen. Wenn man hier ist, fühlt man einfach, dass es anders ist. Die Menschen haben sich über Generationen alles aufgebaut. Diese Verbundenheit macht es so stark. Es ist nicht von fremder Hand geschaffen. Da es so vielseitig ist, sollte jeder Besucher oder Bewohner sich sein Highlight selbst aussuchen. Jeder hat eine andere Verbindung zu bestimmten Gebäuden, Plätzen oder Orten. Ich mag besonders die Orte, die grundlegend für die Geschichte der Lausitz von Relevanz sind. Diese Geschichten oder Traditionen sind ein wahres Highlight. Eben einzigartig. Hier wird weniger geredet und mehr gemacht. Ich freue mich immer, wenn ich Besucher treffe und ihnen etwas über die Geschichte und Vergangenheit bestimmter Orte und Baustätten erzählen kann. Zum Beispiel eine Führung von mir durch den Kromlauer Park ist einmalig und wirklich spannend, mich fesselt es selbst jedes Mal aufs Neue.
Du bist außerdem Lady Karneval 2019/20, Cheerleading-Trainerin der FoXettes, hast beim 1. Weißwasseraner Filmfestival den Publikumspreis gewonnen und bist mit deinen 10.000 Instagram Followern ein regionaler Social Media Star. Haben wir noch was vergessen – und vor allem: wie passt das alles zusammen?
Ich glaub das Einzige, was nicht erwähnt wurde, ist die Schauspielerei. Neben Produktionen für Sat.1 oder Prosieben war auch schon Netflix für mich dabei. Leider ist dies etwas in den Hintergrund gerückt über die letzten zwei Jahre, dadurch nicht so präsent oder erwähnenswert.
Und zu eurer Frage: Das ist ja das coole, nichts von dem passt irgendwie zusammen. Ich habe mich überall ausprobiert und meine Erfahrungen gesammelt. Viel erlebt und dadurch gemerkt was zu mir passt und was total nicht meins ist. Beides ist wichtig. Die Einblicke, die ich durch diese vielen verschiedenen Tätigkeiten bekommen habe, hätten mich niemals erreicht, wenn ich mich nicht getraut hätte. Die Guten sowie auch die schlechten Seiten, ich habe sie alle gesehen und bin daran gewachsen. Ich habe für all diese Dinge viel riskiert und auch viel verloren, aber wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich niemals so weit gekommen. Ich bin sehr bodenständig und glaube, dass dies genau meine Stärke ist, weshalb mir das nicht zu Kopf steigen wird. Ich weiß wo ich herkomme und was ich erlebt habe, das formt einen Menschen und zeigt einem sein wahres Ich. Klar, habe ich Titel und „Erfolge“ gesammelt, aber die machen nicht den Menschen in mir aus, sie zeigen nur was man mit Disziplin, Mut und harter Arbeit erreichen kann.
Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch – denn alles hat mit der Lausitz zu tun. Meiner Herkunft habe ich zu verdanken, dass ich all das erleben durfte. Ich war schon immer ein sehr kreativer und sportlicher Mensch. Nur rumsitzen und nichts tun kann ich nicht. In all meinen Ämtern oder Jobs geht es für mich darum, die Lausitz zu vertreten. Die Welt der Medien- und Kreativbranche ist voll meins, genauso wie anderen Menschen zu helfen und stolz darauf zu sein, wo man herkommt.
Das möchte ich auch immer so verkörpern und an die jüngeren Generationen weitergeben. In mir brennt eine große Flamme der Leidenschaft. Alles was ich tue mache ich entweder zu 100% oder gar nicht. Halbe Sachen gibt's bei mir nicht.
Ein Leben als Blütenkönigin und zahlreiche weitere Aktivitäten. Musstest du dafür Abstriche in anderen Lebensbereichen machen?
Ohjaaaa definitv. Ein Privatleben hat überhaupt nicht existiert. Dafür war keine Zeit. Während andere feiern waren oder im Urlaub war ich entweder auf Events unterwegs oder habe zuhause an Content oder Projekten gearbeitet. Das funktioniert jedoch nur für eine gewisse Zeit, irgendwann wird das zu viel und man überdenkt wie man sein Leben weiterhin gestalten möchte. Das Leben in der Öffentlichkeit lässt einen ziemlich vereinsamen. Es gab Zeiten da konnte ich immer nur an einem Tag der Woche, super spät 1h vor Ladenschluss, im Supermarkt einkaufen gehen, weil ich dann meine Ruhe hatte ohne ständig angeschaut oder angesprochen zu werden. Auch das ständige Getratsche und Fake News sind eine große Schattenseite. Ich habe das Opfer gebracht und ehrlich gesagt war mir damals, als ich noch so jung war, gar nicht bewusst was dieses Leben für Auswirkungen hat. Da ich von Anfang an auf mich allein gestellt war, hatte ich niemanden der mich an die Hand genommen hat und mir gezeigt hat wie’s geht. Da macht man viele Fehler die zwar viel Schmerz mit sich bringen, aber aus denen man auch lernt. Soziale Kontakte waren gar nicht mehr vorhanden. Diese Einsamkeit ist glaub ich der größte Abstrich, der mein Leben bestimmt.
Welches Projekt gehst du als nächstes an?
Also man soll ja niemals über seine nächsten Steps reden, sondern sie einfach umsetzen. Und so sehe ich das auch, weniger reden, mehr machen. Natürlich habe ich viele Ideen im Kopf, die ich in der Zukunft gern umsetzen will, jedoch weiß ich nicht wann welche Idee Wirklichkeit wird. Da heißt es: gespannt bleiben und einfach mitverfolgen, es lohnt sich :).
Eine Sache, auf die ich mich definitiv freue und wo ich mich sehr geehrt fühle Teil zu sein, ist als Debütantin beim nächsten Dresdner Semperopernball tanzen zu dürfen. Beim Casting konnte ich überzeugen und als einzige Lausitzerin dieses Jahres bei der Jury durchsetzen.
Ich freue mich, wenn mich viele Menschen auf meinem Weg mit und in der Lausitz begleiten möchten und neugierig sind. Es wird definitiv nicht langweilig und bringt Nutzen für alle Mitmenschen in der Lausitz. Ich verrate euch mal einen kleinen Hinweis: Ich arbeite an einem tollen Produkt, dass die Lausitz zu jedem nach Hause bringt, egal ob man lebt. Darauf kann sich jeder freuen, wenn es endlich veröffentlicht wird, ich bin schon ganz hyped. Es ist einzigartig und existiert noch nicht auf dem Markt. Und ebenfalls wird es bald mal was zu lesen geben.
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Events 1044
lauter.partypeople:TobiasUnger
Name: Tobias Unger
Alter: 34
Geburtsort: Cottbus
Beruf: Jugendkoordinator der Domowina, DJ, Event-Spezialist und Videograf bei der Fetenfabrik UG
Partyreihen: Oktoberfeste, Schlagerfeten, 90er2000er, Pils Plins Lauf
Clubs: Zum Goldenen Drachen (Drachhausen), überall in Berlin und Brandenburg, verschiedene Event Locations
Veranstalter seit: 2017
Meine Lieblingsmusik im Club: 2000er, Indie Rock
Lieblingsmusik zu Hause: Indie Rock, Electro
Welche Erwartungen hast du an eine Party, wenn du sie als Gast besuchst?
Schnelle Getränkeversorgung und faire Preise, sowie Lautstärke, die der Musik dem Club und Event angepasst ist.
Was zeichnet deine Veranstaltungen aus?
Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, gutes und freundliches Personal, reichhaltiges Programm. Für den gezahlten Eintrittspreis bekommt der Gast bei uns einen ganzen Abend mit guter Unterhaltung.
Was war der emotionalste Moment, den du auf einem deiner Events bisher erleben durftest?
Wir versuchen, in Drachhausen Veranstaltungen auf die Beine zu stellen, die für ein kleines Dorf was ganz Großes darstellen. Wir holen Künstler, die sonst viel größere Bühnen gewöhnt sind. Wenn dann die Straße voller Autos ist und die Menschen aus allen Dörfern der Region und auch aus Cottbus kommen, ist das für uns als Veranstalter der schönste Moment und gibt uns Energie, weiterzumachen.
Die Lausitz steckt in der Strukturentwicklung. Wie, glaubst du, wird sich das Publikum in den nächsten Jahren dadurch verändern?
Wir hoffen natürlich auf Zuzug und dadurch ein noch breiteres Publikum. Jede Veranstaltung ist ein Risiko und wir freuen uns über jede verkaufte Eintrittskarte. Durch den Strukturwandel hoffen wir natürlich auch Touristen und neue Lausitzer für unsere Veranstaltungen zu begeistern. Am schönsten ist es doch immer, Menschen vor Ort kennenzulernen, da kann keine App und kein Bildschirm mithalten.
Welche Erleichterungen beim Veranstalten wünscht du dir von der Politik?
Kulturelle Veranstaltungen sollten besser gefördert werden können, um Veranstaltern mehr Möglichkeiten zu geben. Faire Bezahlung für Licht- und Tontechniker ist da ebenso ein wichtiges Thema. In den nächsten Jahren werden wir kaum noch Fachpersonal haben, die uns für Bühnenbau etc. zur Verfügung stehen. In diese Ausbildungsberufe muss schon jetzt investiert werden, damit mehr junge Menschen als Fachkräfte ausgebildet werden können.
Facebook: DJTobilicious
Instagram: @dj_tobi_musik
Interviews 1373
MusikzurSelbstheilung
Opalia erzählt durch ihre Musik Stories aus ihrem Leben und schafft es so, Erfahrungen zu verarbeiten und mit der Vergangenheit abzuschließen. Es geht um Liebe, Schmerz – und den Blick nach vorn. Passend dazu prägte sie für sich den Begriff „Future Rap“, denn sie sieht ihre Songs als Basis für ihre Zukunft. Ihr neuer Song „Keine Pause“ ist demnach eine Bestandsaufnahme der Gedanken, die sie bisher beschäftigten – und ihr Weg, damit abzuschließen. Im Interview blickten wir in tiefgründige Gefühlswelten, erfuhren mehr über heilende Kräfte und bekamen sogar einen Rat von Albert Einstein.
Worum geht’s in deinem neuen Song „Keine Pause“?
Der Track erzählt über den Anfang einer Erkenntnis darüber, mit wem man es wirklich zu tun hat. Nicht immer merkt man das sofort. Vor allem nicht, wenn man jemanden liebt. Teilweise verschloss auch ich absichtlich die Augen und fraß den Schmerz in mich hinein, weil ich immer gedacht habe, dass alles gut wird.
Das ist ein Fehler. Heute sage ich mir, dass ich jedem EINE Chance gebe – nicht mehr. Fehler passieren, aber wenn ständig, dann wird es zum Problem. Jeder muss es allein schaffen, sich in einer zwischenmenschlichen Beziehung angemessen zu verhalten und dazu gehört ehrliche Reflexion – nicht nur für den Gegenüber, sondern vor allem für sich selbst.
„Keine Pause“ brachte mich zu dieser Erkenntnis und war für mich während des Schreibens ein Abschluss, bevor ein realer Abschluss stattfinden konnte. Ich helfe mir mit meiner Musik, meine Entscheidungen zu treffen und meine Gefühle zu verstehen.
Vor „Keine Pause“ Anfang 2023 brachtest du im Juli 2022 „Heartbroke“ heraus. Dreht sich dieses Lied um dieselbe Person?
Tatsächlich war meine Verarbeitung genau umgekehrt: Ich schrieb „Keine Pause“ vor „Heartbroke“.
Dennoch kann es sein, dass sich in meinen Songs ein roter Faden erkennbar macht. Das liegt daran, dass es so real ist und manche Lektionen länger andauern. Auch wenn ich durch die Musik verstehe, was ich zu tun habe, erlebe ich ja auch Rückschläge oder habe Schwierigkeiten abzulassen von dem, was mich zerstört.
In meinen nächsten Songs werden aber auch andere meiner Wahrnehmungen belichtet. Ich sehe auch darin den Sinn, denn ansonsten würde es bedeuteten, dass ich stagniere und du kannst dir sicher sein: Das ist nicht der Plan, den ich für mein Leben habe.
Es geht immer weiter und wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine, hinter der etwas viel Besseres wartet. Es lohnt sich also, sich darauf einzulassen – statt sie ungeöffnet zurückzulassen und Kreise zu drehen.
Warum hast du den Namen „Opalia“ für dein Projekt gewählt?
„Opalia“ leitet sich vom Stein, dem Opal ab. Ich trage eine kleine Obsession zu Heilsteinen in mir und besitze selbst sehr viele. Ich denke, allein die Intention sich zu heilen, ist schon der erste Schritt dorthin. Wenn du dich einschwingst in die Frequenz der Wirklichkeit, die du anstrebst, dann kannst du nicht verhindern, dass sich diese manifestiert. Es kann nicht anders sein. Das ist nicht Philosophie, das ist Physik, das hat schon Albert Einstein gesagt.
Instagram: @dyingopalia
Events 964
DasLauter-Fanvoting:Goa&Hitech
Welcher Musiker hat die größte Fangemeinde in der Lausitz? In jeder lauter-Ausgabe nehmen wir uns ein Musikgenre vor und lassen dich für deinen Liebling abstimmen. Mit dabei sind diesmal fünf Musiker aus Goa und Hitech. Gib deine Stimme auf unserer Instagram-Seite ab. Der Sieger erhält ein Interview mit uns!
Voting-Start: 4.4. | Ende: 11.4.
Instagram: @lauter_magazin
Sharon aka. KL!TTEK
Die einzige Frau dieses Fanvotings wohnt in Klitten und erobert momentan mit ihrer düster-verträumten Geschmacksnote den Cottbuser Underground. Ihre Genre-Favoriten: Hitech – aber auch Tekno und Tribe. Mit ihren Mixtapes auf Soundcloud findet sie über die Region hinaus Anklang im Underground Frankreichs, wo sie im kommenden Sommer das Produzieren lernen möchte.
Insta: @sharon.teknolove
Soundcloud: sharon-kreisel
Beornvith
Benjamin bezeichnet sich selbst als „DJ-Opa“ obwohl er gerade mal Mitte 20 ist. Allerdings hat er mit über 300 Mixtapes schon mehr Sets auf Soundcloud veröffentlicht, als DJ Hell, Westbam und Dr. Motte und alle anderen DJ-Oldies zusammen. Sein Stil reicht von LoFi House bis hin zu Hard Techno. In diesem Fanvoting tritt er mit Progressive Trance an – das Genre, mit welchem er regelmäßig Goa-Partys in der Region bespielt.
Insta: @beornvith
Soundcloud: @beornvith
7lemon
7lemon begann vor etwa 1,5 Jahren mit dem Auflegen. Anfangs noch mit Classics aus Progressive und Psychedelic Trance auf Privatpartys unterwegs, entwickelte er über die Zeit seinen prägenden Stil: Drop-Banger mit bekannten Melodien und Rhythmen zu mixen. Aus Privat-Raves in Cottbus wurden mittlerweile Maintime-Gigs im Scandale und im MBIA Berlin.
Insta: @the.lemonizer
Soundcloud: @7lemon
Humbug
Der in Stuttgart geborene Dirk „Humbug“ ist mit vielen Genres der elekronischen Musik bestens vertraut und steht seit 2012 hinter den Decks. 2019 zog er in die Lausitz, trat dem Urknall-Kollektiv bei und gab dem Cottbuser Nachtleben eine einzigartige Musik-Facette – von melodischem Zenon über romantischen Night Psy und verspieltem Twilight / Morning Full On bis hin zu hirnaufreibendem Experimental Dark Psy.
Facebook: @DJHumbug
Hearthis: Humbug
jeylectronik
Die Suche nach dem Fortschritt im elektronischen Underground ist das, was jeylectronik antreibt. Seit 2017 jagt er insbesondere im Psytrance-Kosmos nach musikalischen Schätzen. In die Öffentlichkeit bringt er seine Entwicklung und die der Musik bei Auftritten in ganz Deutschland, aber auch und vor allem bei der Urknall-Partyreihe, der er gemeinsam mit Freunden in Cottbus veranstaltet.
Instagram: @jeylectronik
Soundcloud: @jeylectronik
Interviews 1331
FaszinationMaschinensound
Vor zehn Jahren hörte Lennart aka. Liam Evans zum ersten Mal Musik von Crotekk, Borderline und Leigh Johnson – und entwickelte eine Faszination für maschinellen Sound, die bis heute anhält. Als Live-Act erobert er mittlerweile den ganzen Osten der Republik und steckt mit regelmäßigen Partys im Kraftwerk Lübbenau auch die Leute vor seiner Haustür mit der Tekk-Liebe an. Fast schon folgerichtig heimste er den Sieg im vergangenen lauter-Fanvoting ein – Grund genug für uns, im folgenden Interview mehr über ihn in Erfahrung zu bringen.
„Liam Evans“ – Künstler- oder echter Name?
Mit bürgerlichem Namen heiße ich Lennart, jedoch ziehe ich es mittlerweile vor, Liam genannt zu werden.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben und von welchen Vorbildern wird er besonders geprägt?
Meinen Stil beschreibe ich gerne als „melodisch-euphorisch“, wobei es auch Passagen in meinen Sets gibt, welche durch ein düsteres Klangbild geprägt sind. Diese Strukturen haben mich schon immer bei den Sets von Leigh Johnson fasziniert und gepackt, weshalb er bis heute mein größtes Vorbild ist.
Warum setzt du auf KORG – und welches Equipment würdest du Nachwuchsproduzent:innen empfehlen?
Die Electribes von KORG eigenen sich meiner Meinung nach am besten für den Anfang, da sie sie einen sehr leicht verständlichen Workflow bieten. Allerdings würde ich allen Nachwuchsproduzenten eher raten, sich mit einer DAW ihrer Wahl (FL-Studio, Ableton, etc.) auseinanderzusetzen – und erst wenn die Basics sitzen, auf Grooveboxen oder andere Hardware umzusteigen.
Entstehen deine Live-Sets spontan vor Ort oder sind sie eher „durchchoreografiert“?
Sowohl als auch. In den Sets gibt es Passagen, die ich fertig vorproduziert habe, aber auch Stellen die ich live improvisiere.
Welche Location und/oder Partyreihe steht ganz oben auf deiner Bucketlist als DJ?
Ganz oben stehen für mich Festivals wie das Sonne Mond Sterne und Syndicate. Meine Nummer 1 auf der Liste ist aber das Tomorrowland Festival, jedoch ist das wahrscheinlich eher ein schöner Gedanke als ein realisierbarer Gig.
Hörst du Hardtekk auch privat oder doch „heimlich” was anderes?
Privat läuft oft Hardtekk bei mir, jedoch höre ich auch gerne Genres wie Hardcore, Uptempo, Drum and Bass und Techno.
Nenne uns deine Top 3 all time favourite tracks!
Entzugszklinique – Euphorische Tachykardie
Oliver Koletzki – The Power of Rausch
Liam Evans in Social Media
Soundcloud: corsa_x
Facebook: liamevanstechno
Instagram: liam_evans_efn
Demokratie 1008
GenerationWTF(XXL):Zugreifen,bitte!
Warum du schneller im Chefsessel sitzen könntest, als gedacht. Foto: Ljupco, istock
Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Gerüchten zufolge werden selbst bei IKEA keine Regale mehr aufgestellt, weil es an – ba dum tss – Fachkräften mangelt. Spaß beiseite, das allgegenwärtige Thema betrifft auch im Lausitzer Lande zahlreiche Bereiche vom Grundschullehramt bis zum Möbelbauer.
In diesem XXL-Beitrag unserer „Generation WTF“-Reihe möchten wir nicht die nächsten sein, die den Teufel an die Wand malen – obwohl wir uns als fähige Maler wohl vor Jobangeboten nicht retten könnten. Stattdessen möchten wir die Chancen aufzeigen, die sich jungen Menschen aufgrund der möglichen Katastrophe ergeben. Bekanntlich bietet ja jede Krise auch eine (Karriere)Chance – des einen Mangel ist des anderen Wertsteigerung.
Um dir deinen zukünftigen Wert zu verdeutlichen, liefern wir trotzdem erstmal ein paar teuflische Fakten. Der Mangel ist schon heute real – das verdeutlicht ein Blick auf zwei einfache Statistikwerte. Die Arbeitslosenquote sinkt, gleichzeitig steigt die Anzahl an freien Arbeitsstellen in Deutschland. Das bedeutet im Umkehrschluss: Für immer mehr Stellen stehen immer weniger Menschen zur Verfügung. Das hängt mit der Altersstruktur der greisenhaften deutschen Bevölkerung zusammen: Während immer mehr Menschen aus der Babyboomergeneration in Rente gehen, rücken weniger junge Beelzebuben nach.
Die alternde Bevölkerung
… kommt im sogenannten Osten besonders zum Tragen. Eine Ursache davon liegt in dem höllischen Strukturbruch, der sich in der Nachwendezeit ereignete. So bot insbesondere die Braunkohleförderung, von der sich das Lausitzer Revier bis 2038 nun endgültig verabschiedet, bis 1990 noch über 100.000 Arbeitsplätze. Mit dem Ende der DDR brachen 90 Prozent dieser Jobs weg – und sowohl diese als auch viele weitere Branchen fuhren in die Hölle. Die Folge war eine starke Abwanderung junger Menschen, darunter insbesondere junge Frauen. Wenn in der Gegenwart Frauen fehlen, bleiben in der Zukunft Kinder aus – das merken wir heute an dem generell geringen Anteil junger Menschen an der Lausitzer Gesamtbevölkerung.
So liegt der Anteil junger Menschen unter 24 Jahren in vielen Ostdeutschen Bundesländern unter dem deutschlandweiten Durchschnitt von 7,3 Prozent. In der Lausitz erreicht nur Cottbus annähernd diesen Wert, der Landkreis Spree-Neiße bildet mit 4,2 Prozent hingegen das Schlusslicht.
Auf wenige Junge treffen viele Alte: 2020 waren 26,5 Prozent der Cottbuser Beschäftigten 55 Jahre oder älter, im umliegenden Landkreis Spree-Neiße sogar 30 Prozent, was den landesweiten Rekord darstellt. Mindestens jeder vierte Arbeitnehmer bzw. jede vierte Arbeitnehmerin geht demzufolge in absehbarer Zeit in Rente. Wahrscheinlich gehören auch deine Kolleg:innen, Eltern, Nachbarn, Lehrer:innen, … dazu?
Blick in die Glaskugel
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), das Anfang 2023 einen neuen Standort in Cottbus eröffnete, warf 2021 einen Blick in die Glaskugel. In ihrer „Raumordnungsprognose 2040“ zeigte das Institut auf, wie die demografische Entwicklung der Brandenburgischen Lausitz bis zum Jahr 2040 aussehen könnte. Das Ergebnis war wenig überraschend: Die Region wird immer älter, während die Anzahl arbeitender Menschen sinkt (siehe oben).
Wir nehmen uns mit: Unsere Elterngeneration wird auf dem Arbeitsmarkt eine große Lücke hinterlassen – sie tut es im Grunde heute schon. Ein deutschlandweites Phänomen, das der Lausitz besonders zu schaffen macht.
Boomregion Lausitz
Doch diesmal soll alles anders werden als in der Nachwendezeit. Die Braunkohle geht endgültig, dafür gibt’s Kohle vom Bund. 40 Milliarden Euro Strukturhilfen fließen in die fossilen Kohleregionen, um sie in moderne Wissens-, Technologie- und Energieregionen zu transformieren. Am Horizont blüht eine neue Wissenschafts-, Industrie- und Behördenlandschaft auf – und auch eine neue Infrastruktur entsteht, von Straßen- und zahlreichen Schienenprojekten bis hin zur Schnellzugtrasse Berlin-Lausitz-Breslau. Die Lausitz vermarktet sich selbst als dynamische Wachstumsregion und attraktiver Investitionsstandort, soll eine Modellregion für die Transformation weiterer Kohleregionen in Europa werden.
Allein in Cottbus sind 15.000 neue Arbeitsplätze verankert. Lausitzweit dürfte die Marke von 20.000 Stellen geknackt werden. Ursprünglich war die bundespolitisch gewollte Strukturentwicklung mit dem Versprechen verbunden, die im Braunkohle-Business wegfallenden Jobs zu ersetzen – mittlerweile sieht es danach aus, dass dieser Wunsch mehr als übererfüllt wird. Das schafft in der Lausitz eine einzigartige Situation: Auf der einen Seite scheiden besonders viele Kräfte aus dem Markt aus, auf der anderen Seite kommen unglaublich viele Jobangebote neu dazu. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt der „Boomregion“ wird in den nächsten Jahren gehörig ins Wanken geraten.
Nach den Sternen greifen
Was insbesondere den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen der Lausitz Sorgenfalten auf die Stirn treibt, bedeutet für alle Hiergebliebenen, Zugezogenen und Zurückgekehrten eine einmalige Chance. Junge Berufsanfänger:innen oder Studienabsolvent:innen etwa sind in der komfortablen Position, Ansprüche gegenüber dem potenziellen Arbeitgeber offensiv zu stellen. Mit einer gesunden Portion Fleiß und Ehrgeiz kann der Weg insbesondere in der Lausitz sogar ganz nach oben führen.
Elektroberufe zählen zu den Berufsgruppen, in welchen Lausitzer Unternehmen am längsten auf Bewerbungen warten müssen. Foto: industryview, istock
Hier bist du heute gefragt
In der Lausitz sind Stellen durchschnittlich 152 Tage lang ausgeschrieben – 29 Tage länger als im deutschlandweiten Durchschnitt. Lausitzer Jobgesuche treffen auf durchschnittlich 0,8 weniger Arbeitssuchende als in der Gesamt-BRD. Junge Menschen mit frischen Abschlüssen sind zudem naturgemäß attraktiver für potenzielle Arbeitgeber, da sie noch eine lange Zukunft vor sich haben und entwicklungsfähiger sind als Alteingesessene. Besonders lange sind laut der Agentur für Arbeit Arbeitnehmergesuche in den folgenden Berufshauptgruppen ausgeschrieben:
- (Innen-)Ausbauberufe: 268 Tage
- Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe: 265 Tage
- Hoch- und Tiefbauberufe: 261 Tage
- Nichtmedizinische Gesundheit, Körperpflege, Medizintechnik: 216 Tage
- Metallerzeugung, -bearbeitung, -bau: 211 Tage
- Kunststoff- und Holzherstellung bzw. -verarbeitung: 206 Tage
- Führer von Fahrzeug- und Transportgeräten: 201 Tage
- Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe: 195 Tage
Besonders hohe zukünftige Bedarfe bestehen laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) bis 2040 in Brandenburg und Sachsen in diesen Berufsgruppen:
- Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologie: plus 18.000
- Nichtmedizinische Gesundheit, Körperpflege, Medizintechnik: plus 18.000
- Lehrende und ausbildende Berufe: plus 14.000
- Medizinische Gesundheits-berufe: plus 7.000
- Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe: plus 7.000
Interessanterweise sagt das BIBB in einigen der aktuell vakanten Berufsgruppen für die Zukunft einen Rückgang des Bedarfes voraus:
- Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe: minus 30.000
- Hoch- und Tiefbauberufe: minus 22.000
- Führer von Fahrzeug- und Transportgeräten: minus 18.000
- (Innen-)Ausbauberufe: minus 18.000
- Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe: minus 16.000
Daraus kann man mehrere Annahmen entwickeln: Möglichweise müssen künftig immer mehr Betriebe aus den Branchen aufgeben, die schon heute Nachwuchssorgen haben. Eventuell reguliert sich der Markt infolge der Globalisierung so, dass mehr handwerkliche Leistungen und Produkte international gefertigt und bezogen werden. Vielleicht machen auch Digitalisierung und Automatisierung einige Stellen in Zukunft überflüssig. In jeglicher Hinsicht ergeben sich auch hieraus Chancen für junge Menschen: Industrie und Handwerk 4.0 wollen gelernt sein, die Konzepte dahinter sind digitalgeprägten Generationen zugänglicher. Und nicht zuletzt suchen zahlreiche Chefinnen und Chefs eines Tages einen Nachfolger, wenn der Ruhestand bevorsteht.
Ins gemachte Nest
Rund 15 Prozent der Betriebsinhaber:innen in Brandenburg planen, ihr Unternehmen innerhalb der nächsten drei Jahre abzugeben. Bis zum Jahr 2026 müssen ganze 4.800 Firmen übertragen werden – in Sachsen sogar 7.600. Entsprechende Qualifikationen vorausgesetzt, kann es durch eine Unternehmensnachfolge ganz schnell gehen, dass man sich als junger Erwachsener im Chefsessel wiederfindet.
Diese Drohnenaufnahme vom Januar 2023 zeigt den Baufortschritt an der fast 450 Meter langen ersten Halle, in der ab 2024 ICE-Züge gewartet werden sollen. © Filmart, Christian Horn
Future Stars
Perspektiven bieten darüber hinaus insbesondere die zahlreichen Strukturwandelprojekte und die Ansiedlungen, die der Lausitzer Entwicklungsimpuls bereits anziehen konnte. In Cottbus sind mit dem Lausitz Science Park (Potenzial von 10.000 Arbeitsplätzen), Europas modernstem Bahnwerk (1.200) sowie dem Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus (1.600) drei Mega-Vorhaben am Anlaufen. In Görlitz entsteht das Deutsche Zentrum für Astrophysik (über 1.000 künftige Mitarbeiter:innen). Infolge des Niederlassens von Tesla in Grünheide sprießen vielerlei batteriebezogene Firmen aus dem Boden, wodurch in Brandenburg ein deutschlandweit einzigartiger Batteriekreislauf von der Materialgewinnung bis zum Recycling erschlossen wird. HY2GEN wird künftig grünes Kerosin auf dem Green Areal Lausitz herstellen, was seinerseits ein ökologischer Industriepark auf dem Flugplatz Drewitz bei Jänschwalde werden soll. Die Investitionen für all diese Vorhaben gehen in Summe in die Milliarden, die neuen Arbeitsplätze in die Tausende. Und alle suchen junge, gut ausgebildete Menschen. Wo sonst liegen so viele Chancen auf der Straße, als in der Lausitz?
Zugreifen, bitte
Es liegt am Ende an jeder bzw. jedem Einzelne:n, zuzugreifen und sich die attraktivste Perspektive rauszusuchen. In der Lausitz treffen diese vielfältigen Möglichkeiten, angefangen bei einer wissenschaftlichen Karriere über Verantwortung für Klimaschutz bis hin zur Nachfolge etablierter Unternehmen, auf vergleichsweise geringe Lebensunterhaltungskosten. Hierzulande kann man also nicht nur besonders schnell Karriere machen, sondern auch günstig wohnen.
Eine einzigartige Kombination, die mittlerweile immer mehr nach Außen dringt. Das Land Brandenburg startete zu diesem Zweck die Kampagne „Die Lausitz. Krasse Gegend“, Cottbus vermarktet sich selbst als Boomtown, und der Junge Lausitz e.V. verbreitet die Botschaft direkt vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Alle sind herzlich eingeladen, beim Lausitzer Wandel mitzumachen – und ihren Freunden davon zu erzählen!
Future Stars – hier entsteht Zukunft
Arbeitsplätze durch Strukturwandelvorhaben und Ansiedlungen in der Lausitz
- Wissenschaft & Forschung: 13.470
- Rund um den Batteriekreislauf: 1.705
- Gesundheit: 1.600
- Verwaltung, Sozialversicherung, Verteidigung: Eisenbahn: 1.220
- Regenerative Kraftstoffe: 300
- Sonstige: 220
Summe: ca. 20.000
(Quelle: Agentur für Arbeit Cottbus)
Demokratie 901
Lauter.networks:JungeLausitze.V.
Der Vorstand vom Junge Lausitz e.V., bestehend aus Justus Gutsche, Laura Staudacher und Jannis Simons (v.l.n.r.)
Name: Junge Lausitz e.V.
Anzahl der Netzwerkmitglieder: ca. 80 junge Menschen aus Brandenburg und Sachsen
Gründungsjahr: 2022
Homebase: Lausitz
Was wollt ihr mit eurer Organisation erreichen?
Wir sind überzeugt: Die Zukunft gehört der Lausitz. Durch den Strukturwandel befindet sich eine gesamte Region im Aufbruch. Wir wollen als Junge Lausitz diesen Aufbruch sichtbar machen und mit unseren Ideen dazu beitragen, dass die Lausitz für junge Menschen eine attraktive Region ist. Deshalb haben wir junge Menschen aus der Lausitz zusammengebracht und mit ihnen innovative Ideen und Perspektiven entwickelt, die die Region noch besser und anziehender machen sollen.
Wie stellt ihr euch die Lausitz im Jahr 2040 vor?
Eine ausgewogene Lebensgemeinschaft zwischen und Jung und Alt. Junge Medizinerinnen und Mediziner, die nicht nur hierher zum Studieren gekommen sind, sondern auch die ländlichen Arztpraxen der Region mit Leben füllen. Dorfgemeinschaften, die wachsen, weil sich immer mehr Familien ihren Traum von Eigenheim erfüllen in der gesamten Ober- und Niederlausitz. Vereine im Sport- und Kulturbereich, die viele neue Mitglieder begrüßen und das Ehrenamt und Freizeitangebot vor Ort stärken. Schülerinnen und Schüler, die für eine Ausbildung oder ein Studium in der Region büffeln, weil es hier durch neue Berufsfelder und die vielen Zuzügler so viel Neues zu entdecken gibt.
Wie würdet ihr eine:n junge:n Erwachsene:n aus Berlin davon überzeugen, seinen/ihren Lebensmittelpunkt in die Lausitz zu verlegen?
Günstige Mietpreise, Wohnen und Arbeiten im Grünen, viel Raum zum persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Entfalten, engere und wirksamere Netzwerke, weniger Alltagsstress, weniger Anonymität. In der Lausitz kann man gerade an den wegweisenden Themen der Zukunft mitforschen, sie mitentwickeln und in vielen Bereichen die oder der Erste sein.
Wie würdet ihr die Lausitz in drei Worten beschreiben?
Zukunftsorientiert, gemeinschaftlich und lebendig.
In welchem Rhythmus trefft ihr euch – und wo?
Wir treffen uns unregelmäßig, sind aber digital über eine WhatsApp-Gruppe vernetzt. Dort kommunizieren wir, wann immer etwas ansteht oder geplant wird.
Wie kann man bei euch mitwirken?
Man findet uns auf Instagram (@jungelausitz), wo uns Interessierte gern anschreiben können, um mitzumachen. Oder man kontaktiert uns per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Jede:r, die/der sich in und für die Lausitz engagieren möchte oder es mit spannenden Projekten schon macht, in welcher Form auch immer, oder uns und unsere Inhalte erst einmal kennenlernen möchte, ist herzlich willkommen.
Demokratie 967
JungeLausitz(er):JustusGutsche
Menschen vom Junge Lausitz e.V. im Porträt – diesmal mit: Justus Gutsche
Für mich ist die Lausitz die Region, in der ich gern mein Leben verbringen möchte. Es gibt für mich keinen anderen Ort, der mir so viel Kraft und Stabilität gibt, um mich selber weiterzuentwickeln.
Geboren wurde ich in Herrnhut, einer kleinen Stadt in der Oberlausitz. Ich durfte eine tolle Kindheit genießen, die von der wunderschönen Naturarchitektur der Oberlausitz geprägt war. Wir sind eigentlich jedes Wochenende wandern gewesen, dabei waren wir auch oft in Tschechien oder Polen. Die Personenfreizügigkeit im Dreiländereck war für mich vollkommene Realität und prägte mich in meinem Blick auf die Welt. 2013 bin ich dann mit meinen Eltern nach Cottbus gezogen, in die Niederlausitz. Im Paradies aus Beton habe ich schlussendlich mein Eldorado gefunden. Ich liebe es, meinen Lebensmittelpunkt hier in Cottbus zu haben. Es ist groß genug, um alles zu haben, was man braucht und klein genug, um sich entfalten zu können. Und wenn man mal rauskommen muss, dann sind Berlin, Dresden und Leipzig super einfach erreichbar.
Die Lausitz ist mein Anker und meine Heimat. Wenn ich durch diese malerischen Landschaften fahre und ich dabei den Kuss der Sonne genießen kann, dann füllt sich mein Herz mit einem Gefühl, welches kein anderer Ort mir geben könnte. Hier leben meine Familie und Freunde. Hier kann ich das machen, was mich glücklich macht und mir Sinn gibt. Hier möchte ich mein Leben verbringen und meine Kinder großziehen.
Justus' Empfehlungen
Was ist Dein Freizeittipp in der Lausitz?
Cottbus hat das Glück, das zweitälteste, aber schönste Filmtheater Deutschlands zu besitzen. Der Weltspiegel ist ein Ort zum Träumen, an dem man die Leidenschaft des Lebens spüren kann. Im Weltspiegel trifft Hochkultur auf Mainstream-Kino, Jung trifft Alt und Elfenbeinturm trifft Arbeiterklasse. In den drei Sälen des Weltspiegels kommt es zu Begegnung, Zusammenkommen und Austausch in Anonymität. Der Weltspiegel ist mein Lieblingsort in der Lausitz, dort konnte ich lachen, weinen, das ein oder andere Rendezvous haben und vor allem meinen Blick aufs Leben schärfen.
Welches Restaurant, welche Bar oder welchen Club empfiehlst Du?
Ich bin ein großer Fan von Bars und Bartouren. In Cottbus haben wir das Glück, viele sehr schöne Etablissements zu haben. Meine Lieblingsbar ist „Der Käfig“. Eingebaut in die altehrwürdige Stadtmauer von Cottbus, bietet der Käfig die besten hausgemachten Drinks der Stadt, ein wunderschönes Ambiente im Herzen von Cottbus und eine Herzlichkeit, die ich in anderen Regionen Deutschlands vermisse. Für gute intellektuelle und interessante Gespräche gibt es keinen besseren Ort als den Käfig.
In welches Lausitzer Unternehmen würdest Du investieren?
Purize ist ein in Großräschen ansässiges Unternehmen, das sich auf die Produktion von Aktivkohlefiltern und den Raucherbedarf spezialisiert hat. Es will das Rauchen nachhaltiger und die Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens dämpfen. Das macht Purize mit großem Erfolg: Es ist der bekannteste Hersteller von Aktivkohlefiltern und macht damit Millionenumsätze. Purize ist eine Lausitzer Erfolgstory mit globaler Tragweite und ich bin stolz darauf, dass diese Firma aus meiner Heimat heraus viele Menschen glücklich macht.
Instagram: @jungelausitz
www.junge-lausitz.de
Lifestyle 914
InnereStärke:Waskanndassein?Teil2
Foto: Oliver Eule, eiswuerfelimschuh
In der Herbstausgabe 2023 habe ich dir näher gebracht, was innere Stärke ausmacht. Worin wir sie finden können. Innere Stärke steht uns nicht 24/7 zur Verfügung. Es gibt Phasen in unserem Leben, in denen wir bewusst nach ihr suchen müssen. Es spricht meines Erachtens nichts dagegen, auch mal in Selbstmitleid zu zerfließen, um sich anschließend wieder zu sammeln. Das macht uns schließlich menschlich. Wie wir uns unsere innere Stärke aktiv zurückholen können, ist mehr oder weniger einfach. Einige Kniffe, wie wir unsere Speicher wieder auffüllen, möchte ich hier mit dir teilen. Sie werden dich auch darin unterstützen, deine innere Stärke – die auch du ganz sicher in dir hast – weiterzuentwickeln.
Suche bewusst nach Entspannungsmomenten
Du denkst direkt an Meditation? Nein, damit komme ich dir nicht. Obwohl es ein wertvoller Teil sein kann, um Superkräfte zu entwickeln! Vor allem mental. Wenn du dich damit beschäftigen möchtest, wirst du herausfinden, dass es eine Reihe von Studien gibt, die unterstreichen, welche positiven Einfluss Meditation auf unser Gehirn hat.
Bewusste Entspannungsmomente können aber auch Momente sein, die dir einfach gut tun! Morgens Gedanken aufschreiben oder dir einen Tee in Ruhe gönnen. Ein Buch in den Abendstunden genießen. Die Yogamatte ausrollen, laufen gehen, eine Radtour machen, ... Etwas, das uns sprichwörtlich aus der Dauerschleife von Gedanken herausreißt und den Geist beruhigt. Oder einfach mal früh ins Bett gehen, um den nötigen Schlaf zu bekommen. Solche Momente können wahre Stimmungsaufheller sein und die Kraftakkus wieder so richtig aufladen.
Es ist nicht egoistisch, für sich selbst zu sorgen!
Selbstfürsorge ist ein wesentlicher Teil für unsere eigene körperliche und mentale Gesundheit. Wir sind oft gefangen im Müssen, Sollen, Wollen. Aber nur wenn wir gut für uns sorgen, können wir das auch besonders gut für andere! Zufriedenheit mit uns selbst und unserer Umwelt ist eine wesentliche Säule, mit der wir innere Stärke wiederfinden können. Auch wenn es abgedroschen klingt und oft zu schön für einen Alltag des Notwendigen: Mache mehr von dem, das dich glücklich macht!
Wir können nicht immer aus dem Hamsterrad des Lebens ausbrechen. Wir haben Verpflichtungen, denen wir sicher auch zum Teil gern nachkommen. Aber es gibt bestimmt auch bei dir im Leben hier und da die Möglichkeit einer persönlichen Auszeit. Die Zeit, die wir am Handy, Fernseher, auf der Couch verdaddeln, könnten wir für etwas nutzen, das uns wirklich zufrieden macht.
Beobachte dich, dein Handeln, dein Leben, deine Wahrnehmung.
Bewusstheit für das, was wirklich wichtig ist, was wir haben, wie wir Dinge sehen und dass es in unserem Leben sicher unendlich viele kleine Glücksmomente gibt, kann einen großen Anteil daran haben, dass wir unsere Batterien für innere Stärke aufladen. Suche auch hier nach den kleinen Dingen. Beobachte genau, ob es dich glücklich macht, was du gerade machst. Ob es etwas ist, das zu den schönen Dingen des Lebens – deines Lebens – gehört.
Annehmen, was wir wahrnehmen und was uns als Gesamtheit ausmacht.
Das ist nicht nur Kraft, Energie, Mut, Selbstbewusstsein. Innere Stärke zeigt sich auch in der Akzeptanz und Anerkennung, dass wir nahbar und weich sein können und das so akzeptieren. Das kann man üben, indem wir uns gezielt in starken Momenten zurücknehmen und nach Weichheit streben. Indem wir unsere innere Stärke nutzen, um uns mit Problemen auseinanderzusetzen und Gefühle zulassen. Langfristig werden wir so nicht nur noch stärker sondern können auch mehr im Einklang mit uns sein. Mit all dem, das uns ausmacht.
Positive Emotionen zuzulassen, zu lachen, sich zu feiern, zeugt natürlich auch von innerer Stärke!
In einer Welt, in der Emotionen bei vielen kontrolliert scheinen, ist das manchmal gar nicht so einfach. In mir kommt dann nicht selten der Gedanke auf, dass man tief fallen könnte. Aber was soll's! Ist es nicht viel besser, den Moment zu leben, als auf den Fall zu warten, der vielleicht nie eintritt? Um dann rückblickend zu sagen, dass man in dem ein oder anderen Moment doch mal lieber gelacht, geweint, gejubelt hätte?
Über Nadin Eule-Mau: Die in Brandenburg a. d. Havel geborene und in Berlin lebende PR- und Marketingspezialistin gehört mit ihrer Triathlon- und Fitness-Website eiswuerfelimschuh.de zu Deutschlands bekanntesten Sportbloggerinnen. Wenn sie nicht gerade für den nächsten Wettkampf trainiert, arbeitet die Triathletin freiberuflich als Copywriter und ist zudem Element Yogalehrerin und Mentorin in einer Berliner Yoga Akademie.
Lifestyle 971
lauter.kunst:AdriaenWallendorf
„Kumpels“ Mixed Media auf Papier (2022)
Ich präsentiere euch hier mein kleines Bildchen „Kumpels“, da es sinnbildlich für mein künstlerisches Arbeitsverhalten der letzten Zeit steht. Mit Mixed Media zu arbeiten bringt mir Freude, auf dem Werk hier spiele ich mit Tusche, Acryl, Fineliner, Öl und Wachsmalkreide. Inhaltlich habe ich auf dem Bild meinen guten Freund Felix (links) und mich selbst (rechts) abgebildet. Generell versuche ich in meiner Kunst wirkliche Entitäten darzustellen, diese aber spielerisch mit dem Blick durch eine neo-expressionistische Brille zu verzerren.
Adriaen Wallendorf; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; Instagram: @mammut267
In jeder Ausgabe stellt ein:e Künstler:in sein/ihr persönliches Lieblingswerk vor. Der Kunstform sind dabei keine Grenzen gesetzt – ob Leinwand, Skulptur, Graffiti oder digital! Du möchtest mitmachen? Dann kontaktiere uns via Facebook, Instagram oder per Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Lifestyle 925
lauter.lieblingsort:_daja_photography
„Wenn ich mich für einen bestimmten Lausitzer Ort entscheiden müsste, wäre es das Staatstheater Cottbus. Dieses historisch schöne Gebäude ist von außen und von innen so wunderschön, dass ich als Fotograf zahlreiche Spots und Kulissen für tolle Fotos habe. Zu meinen Lieblingsorten im wunderschönen Cottbus zählen aber auch der Puschkinpark-Skaterpark, das Gelände der Unibibliothek, die schöne Gegend um den Bunter Bahnhof-Skandale und natürlich der Branitzer Park."
Daniel Ballaschk aka. daja-photography / Instagram: @_daja_photography
In jeder Ausgabe stellt ein:e Fotograf:in ihren absoluten Lieblingsort vor. Dieser darf in der Lausitz sein oder auch darüber hinaus – Hauptsache schön! Du möchtest auch mitmachen? Dann kontaktiere uns via Facebook, Instagram oder per Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Lifestyle 923
Der(Alb-)TraumvomEigenheim
„5 Euro pro Quadratmeter? In Berlin Platte, bei uns Villa“ – damit warb der Junge Lausitz e.V. im Januar 2023 für ein Leben in der Lausitz. Foto: James Zabel
Geld sparen. Gerade die Inflation der letzten Jahre hat uns gezeigt, wie unerlässlich finanzielle Sicherheit ist. Das reine Sparen allein führt aber oft nur zu einem kleinen Notgroschen und bei den gegen Null laufenden Zinsen ist ein Sparkonto auf der Bank in den letzten Jahren kaum lukrativer als das Sparschwein gewesen. Andere Geldanlagen, wie ETFs (die wir in der letzten Ausgabe vorgestellt haben), werden deswegen immer beliebter. Bei Immobilien dagegen sind die Preise heute so hoch, dass der Traum vom Eigenheim für viele ausgeträumt zu sein scheint …
„Generation Aktie”
Diese Bezeichnung haben sich junge Erwachsene mittlerweile an der Börse verdient – zu Recht. So war die Zahl an Aktionär:innen mit 12,9 Mio. Deutschen noch nie so hoch wie 2022, während der Zuwachs vor allem der Altersgruppe U30 mit +40 % und den 30- bis 39-Jährigen mit +19 % zu verdanken ist. Doch eine Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken zeigt auch, dass zukünftig zwar noch mehr in Aktien investieren wollen, das begehrteste Anlageprodukt, mit 60% Interessierten unter Anleger:innen, aber die Immobilie ist. Interesse von 60 % – während nur 20 % tatsächlich darin investieren.
Generation Haus?!
Ähnlich viele Aktionär:innen wie 2022 gab es schon 2001. Damals führte der Zusammenbruch des „Neuen Marktes” jedoch dazu, dass die Börse als Zockerbude geschmäht wurde und die Zahl der Aktionäre bis 2010 von 12,9 Mio. auf 8,4 Mio. sank. Genau in diesem Jahr explodierten die Kosten auf dem Immobilienmarkt, was damals eine Investition so interessant wie nie und heute den Traum vom Eigenheim so unmöglich wie nie gemacht hat.
Wohnen halb so teuer
Damals kamen mehrere Faktoren zusammen, die dazu führen sollten, dass der Immobilienpreis heute fast doppelt so teuer ist wie früher. Denn während die Bevölkerung weiterhin leicht wuchs und vor allem das Angebot in den großen Ballungszentren immer knapper wurde, waren die Zinsen auf einem sehr niedrigem Niveau, was auf der einen Seite das Anlegen auf der Bank weniger rentabel, gleichzeitig aber auch das Leihen von Geld günstiger machte. So bezahlten weniger gut Verdienende ihre eigenen vier Wände mit einem Kredit, während Wohlhabendere die Branche als sichere Wertanlage für sich entdeckten.
Miete weiterhin ein Muss?
Heute beträgt die Wohneigentumsquote in Deutschland lediglich 42,1 % mit stagnierendem Wachstum – im EU-Vergleich ist man damit letzter, Rumänien mit 96 % Spitzenreiter. Gerade jüngere Menschen können die Kosten nicht mehr stemmen, bei 30- bis 39-Jährigen liegt die Wohneigentumsquote nur bei 25 % bis 30 %, selbst die Mehrheit der 30- bis 45-Jährigen kann sich nur noch mit Unterstützung der Familie ein Eigenheim leisten. Dazu kommt, dass nach Corona-Pandemie und Ukrainekrieg die Baukosten nun ein Drittel höher sind als noch 2019 und die inflationsbedingte Erhöhung des Leitzinses durch die EZB Kreditnehmer:innen zusätzlich zum Verhängnis wird. Die dadurch gesunkene Nachfrage ließ die Immobilienpreise 2022 zwar seit 12 Jahren erstmals leicht sinken, ein Platzen der Blase ist aber noch lange nicht in Sichtweite.
Noch 2020 lag die beste Kondition bei 0,7%, 2022 bei 3,6%. Bei einer Finanzierung von 300.000€ auf 15 Jahre macht das eine monatliche Mehrbelastung von 403€ mit einem Anstieg von 1.756€ auf 2.159€.
Wohnen als Status
Und dabei ist der Besitz einer eigenen Immobilie mehr als nur der sichere Platz zum Leben oder eine Investition. Denn während die Einteilung in Unter-, Mittel- oder Oberschicht nur nach Nettoeinkommen erfolgt, ändern sich die finanziellen Umstände auch fulminant durch den Besitz von Wohnraum. So müssen Mietende durchschnittlich 27,2 % ihres Haushaltsnettoeinkommens allein für die Bruttokaltmiete ausgeben, im Gegensatz zu Besitzer:innen eines Eigenheims - die haben zugleich noch eine sichere Wertanlage. Wer über noch mehr Wohnraum verfügt, kann dann auch noch Miete beziehen.
In der Lausitz eine Villa, in München ein Schuhkarton
Dabei unterscheiden sich die Preise je nach Wohnort um Längen. So kosten 100 m² in München gerne mal über eine Millionen Euro, in Spree-Neiße dagegen nur ein Achtel davon. In der Lausitz allgemein ist Wohnraum vergleichsweise erschwinglich, während die Strukturentwicklung mit Mitteln in Höhe von 17 Milliarden Euro auf einen florierenden Standort hindeuten. Für Studierende ergibt sich hier damit eine besonders attraktive Universitätslandschaft, die am Wachsen ist, während Cottbus die bundesweit zweitgünstigsten Studentenwohnungen bietet. In Berlin und München dagegen reicht der Bafög-Höchstsatz teilweise nicht mal für die Miete aus.
Aber nicht nur Studierende, die wachsende Wirtschaft und die Nähe zu weiteren Großstädten etabliert die Lausitz zukünftig hoffentlich als aussichtsreiche Region für weitere junge Menschen- und das als Standort, wo das Wohnen nicht zur Belastung wird.
Lauter Animes 873
Anime,Avengers&Co.–dieElbenwald-Story
Von A wie Anime bis Z wie Zelda – mit über 15.000 Produkten aus mehr als 300 Fandoms ist Elbenwald Deutschlands führendes Merchandise-Unternehmen. Gerade in der Lausitz dürfte jedem, ob Nerd oder nicht, der Name dank des Elbenwald Festival geläufig sein, welches im letzten Jahr über 10.000 Besucher zählte. Doch vielleicht nicht jeder weiß, dass hier auch die Wurzeln des bekannten Onlineshops liegen …
Es war einmal vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten ...
Naja, in Wirklichkeit begann die Elbenwald-Story vor rund 25 Jahren und statt in einer weit entfernten Galaxis hier in der Lausitz – genau darum geht es ja aber. So probierten sich 1997, ein Jahr vor der Gründung von Google, zwei Studierende der Cottbuser Uni in den frühen Zeiten des World Wide Web am Programmieren von Internetseiten aus. Im Studium lernte man JAVA-Anwendungen und in der Freizeit erstellte man für 500 DM bereits erste Seiten für kleinere Unternehmen. Darunter befand sich auch der Auftrag für einen Onlineshop, wonach die Idee entstand, einen eigenen aufzuziehen.
Musikantenhain statt Elbenwald?
Dabei war die erste Geschäftsidee der beiden das Verkaufen von Musiknoten. Lange Bestand hatte diese zwar nicht, führte sie aber mit dem dritten Kopf hinter dem späteren Elbenwald zusammen, der gerade ein Musikstudium begann. Schon im ersten Meeting wurde die Idee verworfen – und auch heute erinnert sich keiner mehr an deren Ursprung – stattdessen widmete man sich der gemeinsamen Leidenschaft: Herr der Ringe. Die Idee kam dabei ausgerechnet vom eigentlichen Musikstudenten.
Die Könige des Elbenwalds: (v.l.n.r.) Ideengeber Alexander Lapeta, Jens Geppert und Dirk Wiedenhaupt
Apple aus der Garage, Elbenwald aus der Besenkammer
Von Fans für Fans, das ist auch heute noch das Motto und schon damals probierte man eher mit Spaß aus, als ans große Geschäft zu denken. Aus dem Studentenwohnheim heraus erreichte man aber trotzdem regional unbekannte Höhen, wenn’s um das Programmieren von Internetseiten ging und schon bald wurde das eigene Gewerbe angemeldet. Als Adresse dafür wurde das Wohnheim aber nicht akzeptiert, so musste dafür eine 2m² Besenkammer herhalten, die inklusive Briefkasten in einem Cottbuser Bürogebäude für 20 DM im Monat gemietet wurde.
Elbenwald macht seinem Namen alle Ehre
Zum Start des Onlineshops legten die drei Studenten 1.500 DM zusammen und stockten gut 100 Produkte aus dem Herr der Ringe Universum – welches auch sonst – auf. In der Fanszene wurde man immer bekannter und nach dem Start im Herbst 2000 konnte man über das Weihnachtsgeschäft schon einen Umsatz von 800 DM verzeichnen. Während 2001 ruhig begann, kam Ende des Jahres der erste Teil der Herr der Ringe Trilogie in die Kinos und zählte allein in Deutschland 12 Mio. Besucher. Als derzeit einzige Anlaufstelle für entsprechendes Merchandise kletterten die Umsatzzahlen von Elbenwald auf 100.000 DM und im Folgejahr nach Euroeinführung und mit Teil 2 der Trilogie auf 2 Millionen Euro. Die 2m² Besenkammer wurde zur wohl lukrativsten ganz Deutschlands.
Das erste verkaufte Produkt war natürlich die Herr der Ringe Trilogie im Schuber
Heute lassen sich im Onlineshop deutlich mehr Spielereien finden, wie DER Ring aus Gold (8 Karat) für 599,00€
Verklagt von Warner Bros (zum Glück)
Statt im Erfolg zu schwelgen, mietete man sich eine erste günstige Wohnung in Campusnähe, tagsüber ging es in den Hörsaal, nachmittags wurde gepackt und programmiert. Auch mit der Community blieb man in engem Kontakt und das sollte sich auch auszahlen. Denn nach drei Jahren Wachstum durch die Verfilmung der Herr der Ringe Trilogie folgte eine Durststrecke, der auch die Aufnahme von weiteren Franchises wie Harry Potter im Jahr 2004 nicht helfen konnte. 2006 verzeichnete man sogar einen Verlust von 200.000 Euro und hatte auch noch eine Klage von Warner Bros. (damals Time Warner) wegen eines nicht lizenzierten Produkts auf dem Tisch. Doch durch den Rückhalt der Community führte die Klage stattdessen in eine Zusammenarbeit und brachte ihnen das Know-how für den Bereich lizenzierte Fanartikel.
Gegen den Trend zum Onlinehandel
Daraufhin stabilisierte sich der Umsatz bei jährlichen 3 Millionen Euro, trotzdem blieb ein Wachstum, vergleichbar mit dem der Anfangsjahre, aus. Während dann 2008 der Trend immer stärker in den Onlinehandel ging, entschieden sich dessen frühe Pioniere nun genau zum Gegenteil: ihre Bekanntheit durch den stationären Handel zu erhöhen. So wurde 2010 der erste Elbenwald Store im Berliner Einkaufszentrum Alexa eröffnet, der sich anfangs zwar als Verlustgeschäft herausstellte, ein halbes Jahr später aber Fahrt aufnahm und auch die Onlineumsätze steigerte. Dem Beispiel folgend wurden weitere Stores u.a. in Hamburg und München gegründet, was den Umsatz schnell über die 10 Mio. Euro katapultierte.
Eroberung der Offline-Welt
In den Folgejahren setzte sich dieser Trend fort und mit 37 Filialen in Deutschland und Österreich stieg der Jahresumsatz auf 40 Mio. €. Trotzdem wurde sich kein Porsche vor die Tür gestellt, man blieb bodenständig und investierte das Geld wieder ins Unternehmen. In den drei Studenten, die mittlerweile erfolgreiche Unternehmer geworden waren, schlug weiterhin das Herz von Fans und so wollte man auch den Kontakt mit der Community wieder intensivieren – die Idee zum Elbenwald Festival war geboren. Während die ersten beiden Treffen die Lüneburger Heide nahe Hamburg zum wortwörtlichen Elbenwald werden ließen, besann man sich zum dritten Treffen auf seine Ursprünge zurück und wollte 2020 in die Heimat, nach Cottbus, zurückkehren.
Supervillain – Corona
Diesem Plan machte allerdings die Pandemie einen Strich durch die Rechnung und nur dabei sollte es nicht bleiben. Die Verkäufe aus den stationären Geschäften fielen weg, während die Mieten weiterhin gezahlt werden mussten. Rote Zahlen wurden geschrieben, sodass 2020 in einem sogenannten Schutzschirmverfahren Insolvenz angemeldet werden musste, um einer echten Insolvenz vorzubeugen. Doch auch dieses Problem wurde bezwungen, das Verfahren wurde im Juni 2021 beendet und während bei den Filialen auf 26 Stores in Deutschland und 6 in Österreich leicht abgespeckt wurde, machte man 2021 wieder 35 Mio. Euro Umsatz und beschäftigt weiterhin 300 Mitarbeiter, die meisten davon im Firmensitz am Cottbuser Stadtrand (direkt hinterm UCI). Und somit konnte dann im Sommer 2021 auch endlich das Elbenwald Festival in der Lausitz Einzug halten – passend unter dem Motto „Homecoming”.
Lauter Leute 2140
lauter.leute:phototanella
Echter Name: Daniele Lessig
Geburtsdatum: 08.05.2000
Geburtsort: Weißwasser
Lieblingsort: das Meer
Lieblingsgetränk an der Bar: Weißwein
Lieblingsmusik im Club: eindeutig Techno (am liebsten von Nysmus)
Lieblingsmusik beim Chillen: K.I.Z
Letzter Song auf Spotify: Liebe-Golem Session von Tarek K.I.Z
Du hast in einer Zeit mit dem Fotografieren angefangen, in der jede:r starke Smartphone-Kameras dabei hat. Welche Vorteile siehst du bei richtigen Kameras gegenüber der Handyknipse?
Ich finde tatsächlich nicht, dass Handys große Konkurrenten von professionellen Kameras sind. Die Kamera funktioniert wie das menschliche Auge, welches das gesehene Bild im Gedächtnis speichert, während viele wunderschöne Details bei einer Handykamera verloren gehen. Zudem kann man schöne Momente nachhaltiger festhalten und sichern. Das Handy gibt dir darauf leider nie eine Garantie. Ich kann mich mit meiner Sony-Kamera in so viele Richtungen entwickeln, was ich sehr schätze. Sie ist eine Herausforderung, und das ist es wahrscheinlich auch, was mich an der Arbeit als Fotografin so fasziniert.
Was war dein allererstes Motiv mit einer professionellen Linse?
Puh, das ist schwierig. Ich habe schon immer meine Freunde fotografiert und manche von ihnen hatten auch Spiegelreflexkameras, aber ich denke mein allererstes Motiv mit einer wirklich professionellen Kamera war das Meer beziehungsweise die Natur. Welches Bild das speziell war, kann ich leider nicht mehr sagen.
Gibt es seit deinem Start eine Person, die du am liebsten fotografierst?
Nope. Jeder Mensch, der vor meiner Kamera stand, war so einzigartig schön, dass ich mich nicht festlegen kann, ob ich einen „Liebling“ habe.
Was macht dich als Fotografin aus?
Ganz klar: Ich biete einen Safe Space. Bei mir stehen DU und dein Wohlbefinden im Mittelpunkt. Du darfst deine Gefühle und deine Bedürfnisse äußern und ich nehme sie wahr und vor allem ernst. Ich sehe dich nicht nur als ein schönes Motiv, sondern als Menschen. Mir egal, ob ich dich in einem Kartoffelsack fotografiere oder in einem Abendkleid. Hauptsache, DU fühlst dich wohl. Du darfst deine Wünsche und Ideen einbringen und am Ende entsteht ein tolles Motiv in Zusammenarbeit.
An welchen Moment erinnerst du dich, den du im Nachhinein gern mit einer Kamera festgehalten hättest?
Bisher habe ich eigentlich immer im richtigen Moment die Kamera gezückt. Es gibt aber auch Momente, die man einfach genießen und in seinem Herzen speichern sollte, statt auf einer Speicherkarte ;)
Welchen Tipp würdest du unseren Leser:innen geben, wenn sie selbst Fotograf:in werden wollen?
Mach’s einfach! Wenn du Bock darauf hast, dann probier' dich aus. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, jeder fängt klein an.
Und wenn du Fragen hast, dann frag' einfach. Leih' dir vielleicht erstmal eine Kamera, statt viel Geld zu investieren, aber fang' an. Je früher, desto besser <3
Wie hinterlässt du sonst deine Spuren in der Region – außer als Fotografin?
Aktuell bin ich ehrenamtlich im Chekov Cottbus tätig. Zuvor habe ich in einem evangelischen Jugendcafé gearbeitet, war Wettkampfschwimmerin und habe einen Kinderfilm produziert, dessen Geschichte aus meiner Feder stammt.
Instagram: @phototanella
Foto: Anima Plottke
Lauter Leute 1192
lauter.leute:annasparkles_sewing
Echter Name: Anna-Maria Paulick
Geburtsdatum: 11.11.1999
Geburtsort: Weißwasser
Beruf: Studentin & Hiwi an der BTU, selbstständig als Designerin & Schneiderin
Hobbies: Skizzen anfertigen, designen & nähen, laufen gehen, lange langweilige Spaziergänge, neue Musik entdecken
Lieblingsort: „der Sack“ (so heißt meine WG)
Lieblingsgetränk an der Bar: Bayreuther oder Sekt, kommt auf die Bar an
Lieblingsmusik im Club: Tech Trance & Eurodance
Letzter Song auf Spotify: Superwoman – MRD, Sticky Icky
Oftmals wird einem gesagt: „Sei so, wie du bist“. Wie stehst du zu dieser Empfehlung und welche Rolle spielt Mode für dein Selbstbild?
Ich denke, dass man schon weit gekommen ist, wenn man weiß, wer und wie man ist. Das ist ein Prozess und Mode kann bei diesem unglaublich hilfreich sein. Du kannst dich ausprobieren, experimentell und mutig oder ganz unscheinbar sein, dadurch rausfinden was sich für dich gut und richtig anfühlt. Ich stehe früh auf, frag mich, wie ich mich fühle und wie ich heute wirken möchte und kleide mich dementsprechend. So präsentiere ich meine Stimmung meinem Umfeld und kann ganz ich selbst sein.
Der Begriff „Mode“ impliziert, dass Kleidung nicht nur einen Zweck, sondern auch eine ästhetische Funktion hat. Worauf legst du deine Priorität: auf die Praktikabilität eines Kleidungsstückes oder auf eine ausdrucksstarke Gestaltung?
Das kommt ganz auf das Setting an. Wenn ich z.B. feiern bin, interessiert mich die Praktikabilität meistens herzlich wenig – da geht’s mir einfach ums Outfit. Wenn ich aber an den Wintereinbruch denke, ist mir die Gestaltung meiner dicksten Winterjacke egal, wenn sie dafür super warmhält. Am interessantesten finde ich aber die Kombination aus beidem. Das prägt vor allem meine letzten Entwürfe oder auch Kombinationsmöglichkeiten. Kimonos kann man zum Beispiel auch wintertauglich tragen und das sieht sogar ganz schön nice aus.
Zara, Primark, Shein … wie ist deine Einstellung gegenüber Fast Fashion – und wie unterscheidet sich deine Mode davon?
Fast Fashion ist nicht nur für die Umwelt ein Todesurteil, sondern auch für unser Empfinden zu Mode. Wir denken weniger über die vielfältigen Möglichkeiten nach, Kleidungsstücke zu kombinieren und vergessen so auch ihren Wert. Ich möchte mit von mir hergestellter Mode nicht nur zum Ausdruck bringen, dass es keine langen Transportwege etc. braucht, sondern man das gekaufte Teil viel mehr zu schätzen weiß, wenn es qualitativ hochwertig entwickelt wurde. Dazu kommt, dass ich jederzeit dazu bereit bin, die von mir genähte Kleidung zu reparieren, sobald sie irgendwann mal kaputt geht.
Welche Gabe hättest du lieber und warum: jederzeit intuitiv die nächsten großen Modetrends der Welt zu erspüren oder die filigranste Näherin vom gesamten Globus zu sein?
Da ich im besten Fall die nächsten großen Modetrends selber kreiere, würde ich mich dafür entscheiden, die filigranste Näherin vom Globus zu sein. Dann kann ich die nämlich auch perfekt umsetzen.
Was möchtest du mit deiner Leidenschaft langfristig erreichen?
Im Großen und Ganzen will ich einfach nur das machen, was ich liebe – designen und nähen. Und das nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft. Dafür möchte ich noch viel in verschiedenen Bereichen dazulernen und mich so vielfältig wie möglich ausprobieren. „Anna Sparkles“ werde ich dafür weiter ausbauen und glaube fest daran, dass das funktionieren wird. Und ich freue mich unfassbar doll auf das, was da noch auf mich zukommt.
Im Juli hattest du eine eigene Modenschau im Prima Wetter Cottbus. Kannst du uns schon Pläne für weitere Modenschauen verraten?
Hiermit nochmal ein fettes DANKE an das Prima Wetter und alle meine Freunde und Bekannte, die das mit ermöglicht haben. Mitte Dezember werde ich im Rahmen des Weihnachtsmarktes der BTU in Senftenberg eine Show haben, die Wintermode thematisiert. Im Frühjahr folgt dann planmäßig die nächste und wahrscheinlich wird man im Sommer einen Stand mit meinen Kleidungsstücken auf dem ein oder anderen Festival sehen.
An welchem Ort würdest du deine Mode einmal gern präsentieren?
Natürlich super gern in Städten wie Kopenhagen, London oder Shanghai. Ich finde aber auch die außergewöhnliche Gestaltung eines Laufstegs auf einer Modenschau super interessant. Ich könnte mir gut vorstellen, meine Stücke im Cottbuser Schillerpark um den Brunnen herum zu präsentieren – oder im Branitzer Park.
Nenne uns drei Wörter, die den Modegeschmack deiner aktuellen Heimatstadt beschreiben:
lässig – gediegen – aufstrebend
... und drei weitere darüber, in welche Richtung du ihn prägen möchtest:
facettenreicher – expressiver – skandalöser
Instagram: @annasparkles_sewing
Fotos: phototanella
Events 1219
DasLauter-Fanvoting:LiveTekno,Tekk&Tribe
Welche:r Musiker:in hat die größte Fangemeinde in der Lausitz? In jeder Ausgabe nehmen wir uns ein Musikgenre vor und lassen dich für deine Lieblingskünstler:innen abstimmen. Mit dabei sind diesmal vier Musiker:innen, die mit Synthesizern, Grooveboxen und Co. Live-Sound erzeugen. Beim produzierten Genre setzen wir keine Grenzen – Hauptsache technoid. Sie überzeugen allesamt mit Talent. Doch wer die meisten Probs bekommt, liegt in deiner Hand! Gib deine Stimme auf unserer Insta-Seite ab. Die Sieger erhalten ein Interview in der kommenden Ausgabe.
Voting-Start: 20.12.22 | Ende: 04.01.23
Instagram: @lauter.de
Foto Megafon: serazetdinov, istock
Lobra
Lobra aka. Lenny ist mit 18 Jahren unser jüngster Teilnehmer – Musik begleitet ihn dafür schon sein ganzes Leben lang. Über Keyboard, Gitarre und Schlagzeug fand er zum Hardtekk. Ausgestattet mit FL 20 und einer Korg erobert er seit 2022 die Clubs der Region, darunter das Kraftwerk Lübbenau oder die Tekkstube Luckau. Dabei bewegt er sich zwischen 160 und 190 BPM und ist immer für ein Versus mit anderen Liveacts zu haben.
Insta: lobra.bbk
Soundcloud: Lobra
Liam Evans
Melodisch, euphorisch, treibend – so beschreibt der Lübbener Liam Evans seinen Hardtekk-Sound. Technisch setzt er seine Musik, die vor allem durch den Künstler Leigh Johnson geprägt ist, mit den szenebekannten Korg Electribe Grooveboxen um. Bei Live-Sets kommen weitere Geräte hinzu, die den Sound des 24-Jährigen stets unverwechselbar machen.
Insta: liam_evans_efn
Soundcloud: Liam Evans (@corsa_x)
Jack Henry
Jack Henry fühlt sich vor allem mit der Software Fruity Loops wohl, in welcher er seit 2016 Projekte mit teilweise über 100 Spuren produziert. In seinen Tracks verpackt er all seine Gefühlslagen – mit dem Ziel, die Emotionen seiner Hörer:innen zu wecken. Seinen Stil konnte der Teupitzer bereits in allerlei Städten von Leipzig über Berlin bis Finsterwalde und Lübbenau zum Besten geben.
Insta: jackhenry.kwerk
Soundcloud: Jack Henry
Desoterik
Während seiner 2010 begonnenen Musik-laufbahn lernte Danny alle Seiten der Szene kennen – ob bei seinen unzähligen Gigs, als Partyveranstalter oder als Mitausrichter von Rave-Demonstrationen. Vielseitig kommt auch sein Sound daher, der von Hardtek über Tekno bis hin zu Acid Core reicht. Sein Erkennungsmerkmal ist dabei der hypnotische, kosmische Touch, von dem sich auch sein Name ableitet.
Interviews 1601
MetalimBlut
Mit über 100 Stimmen hat Kenny von GOING UNDER das Fanvoting der Metal- und Rock-Artists der Herbstausgabe – und damit unser bisher größtes – für sich entschieden. Hier erhältst du einen Einblick, welche Motivation hinter seinem Sieg steht.
Erstmal die Standardfrage: Wie bist du zur Musik gekommen?
Mir wurde Metal quasi in die Wiege gelegt. Meine Eltern haben mich nach niemand Geringerem als Kenny Hickey, dem Gitarristen und Background-Sänger von Type O Negative, benannt und dann hat es auch nicht lange gedauert, bis ich selbst mit meiner ersten eigenen (Plastik-)Gitarre vor dem Fernseher herumgesprungen bin. Mit den Jahren habe ich immer mehr Bands für mich entdeckt und auch meine ersten Konzerte besucht, was mich dann früh dazu inspiriert hat, selbst mit der Gitarre anzufangen – und meine eigene Musik zu machen.
Deine erste richtige Gitarre – was war das für ein Gefühl?
Da war ich 9 oder 10 Jahre alt gewesen und tatsächlich war das erste Gefühl Freude, aber es kam auch schnell Überforderung dazu. Erstmal mit diesem Instrument klarzukommen, das Greifen zu lernen, sich einzugewöhnen – das alles hat viele Gitarrenstunden und vor allem auch Handkrämpfe gekostet.
Du hast Tattoos von drei Bands: Type O Negative, Architects und Bring me the Horizon. Was muss man als Band machen, um auf deiner Haut zu landen?
Die drei sind meine musikalischen Vorbilder, weil mich die Texte berühren und die Musik sowohl mich als auch meine Werke inspiriert. Speziell mit Type O Negative verbinde ich viele Kindheitserinnerungen. Erst neulich habe ich mich bei einem Break meiner Songs erwischt, der in Richtung Doom-Metal-Gothic-Rock geht – also ganz nach dem Stil von Type O. Bring me the Horizon hat mir außerdem mit der Vielseitigkeit ihrer Songs – von Pop bis Death Core – gezeigt, dass man die Musik machen sollte, auf die man Bock hat, weswegen ich meine eigenen Songs auch nie in die Schubladen bestimmter Genres stecken würde.
Mit GOING UNDER hast du deine erste eigene Band gegründet, wie kam es zu dem Namen?
Das weiß ich ehrlich gesagt selbst nicht mehr. Damals gab es aber große Schwierigkeiten bei der Namensfindung. Mittlerweile bin ich bei der Gründung meiner zweiten Band. Der erste Song ist fertig und lustigerweise hadere auch hier ich noch mit dem Bandnamen. GOING UNDER mag ich nämlich selbst nicht mehr so doll, aber ich stehe weiterhin zu meinem musikalischen Baby und deswegen wird es unter diesem Namen auch weiterhin Musik geben.
Viele deiner Songs machst du zusammen mit anderen Musiker:innen, was muss man haben, um dabei zu sein?
Man muss Bock haben. Man darf nicht nur rumschwurbeln „ich will Musik machen …”, sondern muss auf jeden Fall dranbleiben und so auch mich mit der Musik erreichen. Zum Beispiel habe ich mal mit jemandem zusammen Musik gemacht, der eigentlich aus der Hip-Hop-Richtung kam und Beats gebaut hat. Ich fand aber so cool, wie viel Herzblut er da reingesteckt hat, dass wir das 'ne Zeit lang kombiniert haben. Ansonsten bin ich eh immer auf der Suche nach neuen Projekten.
Deine Freundin Vicky ist auch bei mehreren Songs dabei, wie wichtig war dir Metal bei der Partnerwahl?
Einen ähnlichen Musikgeschmack zu haben, ist für mich tatsächlich essenziell wichtig. Musik ist meine Leidenschaft und ich will nicht, dass meine Partnerin und ich uns dort wegen unterschiedlichen Geschmäckern aus dem Weg gehen müssen. So kann ich meine Interessen mit ihr teilen und es sind auch schon reichlich Konzerte geplant, die wir zusammen besuchen werden. Besser geht's ja wohl nicht.
Wie viel deiner Freizeit opferst du für die Musik?
Mindestens die Hälfte. Mit dem Schreiben von Musik, Proben, Aufnehmen und Produzieren kommt einiges zusammen, wenn es nicht sogar 60 Prozent meiner Freizeit sind. Aber 60 Prozent, die ich gerne opfere – für das, was mir am meisten Spaß macht.
Welches deiner Lieder gefällt dir am besten?
Das wechselt immer. Aktuell ist mein Lieblingstrack der neueste: „Why is everything fucked up?”, der seine Premiere bei meinem zweiten Live-Auftritt auf der Peppery Stage in Frankfurt (Oder) feiern durfte. Die Location war knackevoll und es gab gigantischen Applaus. Noch bedeutender für mich war aber, dass ich zusammen mit meinem Vater, dem Schlagzeuger seiner Band – killing mania – und dem großartigen ROBSE auftreten durfte.
Wie wichtig sind dir die Screaming-Parts deiner Songs?
Mittlerweile kommen sie nur noch dosiert vor, bedeuten mir aber viel. Ich mochte schon immer aggressivere Musik und hasse es sowieso, wenn Leute sagen, Metal ist nur Krach und Rumgeschreie. Man muss die Musik nicht mögen, aber diese Art zu singen ist die schwierigste überhaupt und sowas von Technik-basiert. Als ich vor vier Jahren angefangen habe zu screamen, war meine Stimme zum Teil mal für 'ne Woche weg, weil ich ohne genauer nachzudenken wie ein Bescheuerter los gebrüllt habe. Heute habe ich immer noch nicht die safeste Art gefunden, bin aber auf jeden Fall besser als damals und ich übe mich immer weiter daran.
Du veröffentlichst deine Songs auf YouTube und Soundcloud, warst du mit der bisherigen Resonanz zufrieden?
Tatsächlich ja. Ich kriege jetzt nicht so übermäßig viele Plays, aber mein erfolgreichster Track Dark Side of the Moon steuert jetzt so auf die 2.000 Aufrufe zu und es kommentieren auch Leute darunter. Da bekomme ich gute Resonanzen, was mich dann natürlich auch anspornt, dranzubleiben.
Du hattest im Oktober deinen ersten Auftritt im Muggefug, wie war die Atmosphäre?
Die Atmosphäre war cool. Das war die Vor-Geburtstagsfeier von 'nem langjährigen Freund von Vicky, der auf unsere Musik aufmerksam geworden ist und die auch tierisch cool fand. Vor dem Auftritt war ich so nervös vor Aufregung, dass ich mich fast übergeben musste und alles nur noch vernebelt gesehen habe. Am Ende lief es aber geil. Stimmung und Applaus waren gut, dafür, dass wir wegen mangelnder Besetzung nur den Gesang gemacht haben und Instrumental vom Background kam.
Ziehst du selbst in Betracht, mit der Musik mal deine Brötchen zu verdienen?
Auf jeden Fall! Ich behalte zwei Möglichkeiten im Auge: Artist zu werden oder Musik von anderen zu produzieren. Ich selbst habe auch mein eigenes kleines Heimstudio. Auf Platz 2 des letzten Fanvotings – Breaking The Mirror – bin ich zum Beispiel mit dem Angebot zugegangen, ihre Musik bei mir zu produzieren. Daraufhin habe ich sie immer weiter unterstützt, habe auch mal selbst Gitarre eingespielt oder die Backing Vocals übernommen und eins führte zum anderen ... mittlerweile bin ich ein vollwertiges Bandmitglied. Daran sieht man, dass meine beiden Optionen dicht beisammen liegen und das hat meinen Traum vom eigenen Studio, wo ich mit verschiedenen Bands arbeite und damit meinen gesamten Lebensunterhalt verdiene, nochmal gefestigt.
Wo würdest du gern mal auftreten?
Puuh ... Ja, geil wäre die Columbia Halle oder das Velodrom, weil ich da selbst auch meine meisten Konzerte gesehen habe. Ist vielleicht groß gedacht, aber mal sehen, was die Zeit so bringt …
YouTube: Going Under
Soundcloud: Going Under
Instagram: kenny_going_under
Demokratie 1178
Geldregiertdie(Sport-)Welt
„Sport ist ebenso unübersetzbar wie Gentleman”
Mit diesen Worten war es niemand anderes als unser Lausitzer Fürst Pückler, der 1830 »Sport« in den deutschen Sprachgebrauch einführte. Er verband die früher sogenannten Sportsman mit Leidenschaft und Geschick – Eigenschaften, die auch heute noch die ganze Welt begeistern.
Erfahre hier mehr über die Sportregion Lausitz.
Deutschland – Fußballland
So ist es wenig überraschend, dass die weltweit beliebteste Sportart auch die populärsten TV-Events stellt: der Fußball. Er füllt jeden Platz der Top 10 Einschaltquoten in Deutschland. Rund 35 Millionen verfolgten 2014 live, wie Götze das 1:0 gegen Argentinien verwandelte und 18 Millionen erlebten im Sommer 2022 bei der Frauen EM zwar einen zweiten Wembley-Skandal – der Frauenfußball schrieb aber Zahlen wie nie zuvor.
„Sport has the power to change the world. It has the power to inspire. It has the power to unite people in a way that little else does.”
Nelson Mandela
Die (halbe) Welt sieht zu
Bei der letzten Fußball-WM musste Deutschland dann zwar ein frühes Aus in der Gruppenphase verkraften, mit weltweit mehr als 3,5 Milliarden Zuschauenden wurden aber Rekordzahlen geschrieben und das Finale zementierte mit über 1 Milliarde Live-Zuschauer:innen die Stellung des Mega-Events.
Sport, aber keine Gentlemen
Totensonntag – warum beim Starttermin der diesjährigen WM schwarzer Humor mitschwingt, braucht mittlerweile keinem mehr erklärt zu werden. Der Skandal um den Ministaat Katar (kleiner als Schleswig-Holstein) ist in den Medien omnipräsent und überschattet jegliche sportliche Aspekte. Trotzdem kratzen die großen Schlagzeilen meist nur an der Oberfläche einer Materie, die den Wendepunkt unserer Sportkultur darstellen könnte. Lasst uns deshalb mit einem Rückblick beginnen.
„The winner is Katar“
Schon 12 Jahre ist es her, dass die FIFA mit dem Verkünden des Austragungsortes der WM 2022 die Welt überraschte. In dem Wüstenemirat sind mit Höchsttemperaturen von 50 Grad die Bedingungen für Fußball von vornherein alles andere als günstig – Falkenjagd und Kamelrennen sind Volkssport. Zwar existieren Fußball-Liga und Nationalmannschaft, seit der ersten WM-Bewerbung 1978 konnte man sich aber nie qualifizieren und entsprechend sieht auch die Fankultur aus.
Entsprechend schwach war dadurch übrigens auch die Fußball-Infrastruktur ausgeprägt. Warum bewarb man sich also ausgerechnet für die WM?
„In der Regel haben wir vor 800 Besuchern gespielt.“
Mario Basler, al-Rayyan SC
Brot und Spiele
... mit diesen Worten kritisierte der römische Dichter Juvenal, wie leicht sich das Volk mit diesen zwei simplen Dingen von politischen Problemen ablenken ließ.
Gas und Glamour
Gemeistert wurde dieses Prinzip von den Golfstaaten. So waren die Katari noch in den 1930er-Jahren arme Perlenfischer, doch dann beförderte sie die Entdeckung von Erdöl und -gas auf ihre heutige Position – die Top 10 Länder nach BIP pro Kopf. Der Wandel in Bezug auf Menschenrechte wurde von den Monarchien (Emiraten) aber verpasst, stattdessen versucht man sich durch internationale Sportevents reinzuwaschen. So Katar mit diversen Weltmeisterschaften, von Tennis oder Squash bis zur Leichtathletik-WM 2019 und jetzt die Fußball-WM.
WM der Schande – guck die ausführliche Doku in der ARD-Mediathek
Foto oben rechts: tiero, istock
Demokratie 927
Kata(r)strophaleWM
Einer ist direkter Nachbar, mit dem anderen teilt man sich das Gasfeld im Persischen Golf – die Halbinsel Katars liegt direkt zwischen den verfeindeten Lokalmächten Saudi-Arabien und Iran.
Freundschaftsspiele
Neben »Sportswashing« verfolgt Katar mit dem Ausrichten internationaler Sportevents aber noch ein anderes Ziel: weltweit Beziehungen knüpfen. Das Emirat liegt mitten im Nahen Osten, einer Region, die wir dank andauernder Konflikte kennen.
Pressing
Katars Position? Im Jemen-Krieg gegen den Iran war es Teil von Saudi-Arabiens Militärbündnis, wurde 2017-2021 während der Katar-Krise aber von eben diesen isoliert, da man radikale Gruppen wie die al-Qaida oder den IS unterstützte und bekam stattdessen Hilfe vom Iran. Als sich 2021 USA und Deutschland aus Afghanistan zurückzogen, half Katar als Vermittler, pflegte aber schon zuvor enge Beziehungen zum Taliban.
Kapitän
Ergo tanzt Katar auf mehreren Hochzeiten, will sich als Vermittler etablieren und damit sein Überleben sichern. Das beste Beispiel hierfür ist Al Udeid, größter US-Luftwaffenstützpunkt der Region, welcher sich unweit der Hauptstadt Doha befindet, wo ausgerechnet die Taliban ihr Auslandsbüro haben. Neue Verbindungen und mehr Aufmerksamkeit, dabei hilft Katar nun die WN.
Eigentor
Noch nie war eine WM so politisch motiviert, doch dabei sollte es nicht bleiben. „Revealed: 6,500 migrant workers have died in Qatar since World Cup awarded“ – Mit dieser Schlagzeile rüttelte die britische Tageszeitung »The Guardian« am 23. Februar 2021 die Welt wach und obwohl schon vorher medial Kritik geübt wurde, war erst die Zahl der 6.500 Toten nötig, um dem Skandal die heutige Bühne zu geben.
Jemen-Krieg: Seit 2015 herrscht ein Krieg im Jemen, wobei Saudi-Arabiens Militärbündnis auf der einen und der Iran auf der anderen Seite durch Unterstützung eingreifen. Mit 370.000 Opfern und Millionen Flüchtenden wird er von der UN als schlimmste humanitäre Krise der Welt eingestuft.
64 Partien – 15.000 Tote?
Der Vorwurf: Um die fehlende Infrastruktur durch neue Stadien, Flughafen, Hotels, Straßen etc. aufzupolieren, mussten Arbeitsmigranten ihr Leben lassen - doch wie viele?
Laut FIFA-Präsident und katarischem WM-Komitee waren es „nur“ 3 Tote. Amnesty International veröffentlichte zwar, dass „zwischen 2010 und 2019 insgesamt 15.021 Staatsangehörige anderer Staaten in Katar gestorben sind“, was wie die Zahl des Guardians, wo sich auf die von den Entsendeländern dokumentierten Fälle bezogen wird, in einer gänzlich anderen Größenordnung liegt, beide Zahlen aber gänzlich unabhängig von Beruf, Arbeitsort und Todesursache sind.
Zeitspiel
Das Problem – Katar untersucht die existierenden Todesfälle nur unzureichend, ist zu intransparent. Ein Großteil wird mit „Natürlicher Tod“ einfach zu den Akten gelegt und das, obwohl laut Human Rights Watch die meisten Verstorbenen junge Männer sind. So ist die tatsächliche Zahl weiterhin unbekannt, aber man weiß über die langen Arbeitszeiten in der Wüstenhitze, das Kafala-System, die menschenverachtenden Unterkünfte, geringe Löhne, ... – Gründe genug für eine unnatürliche Todesursache.
Kafala-System: Rund 80 % von Katars 2,7 Millionen Einwohnern sind Arbeitsmigranten. Sie kommen mit Aussicht auf mehr Lohn aus Ländern wie Nepal (durchs. Jahreseinkommen: 290 €) müssen aber einen Bürgen finden. Die Unternehmen können dafür Pässe einziehen, den Wechsel des Arbeitgebers oder das Ausreisen verbieten, zahlten sittenwidrige Löhne oder lassen sie ganz ausfallen, garantierten keine Krankenversicherung, ... – ein System, das 2020 zwar reformiert wurde, die moderne Sklaverei besteht aber oft weiter.
Vorlage
Einmal im Scheinwerferlicht endete es damit jedoch nicht und das zu Recht. Beschränkte Frauenrechte oder Strafen für Homosexualität – als Teil der arabischen Welt ist die Menschenrechtslage deutlich rückschrittlich. Mit der ersten Fußball-WM im Winter, klimatisierten Stadien oder dem Verbot von Bier kommen noch weiter Kritikpunkte hinzu. Jedoch klärte bereits 2009 ein Bericht von Amnesty International über die Umstände vor Ort auf, warum gewann man ein Jahr später trotzdem die WM-Vergabe?
Die offizielle Seite zum Boykott: www.boycott-qatar.de
Demokratie 961
FIFA–(k)einWirtschaftskrimi
2,6 Milliarden Dollar Überschuss erzielte die FIFA bei der WM 2014. Präsident Intantino lebt sogar im derzeitigen Austragungsland Katar. Foto: tiero, istock
Der gemeinnützige Verein
... so ist die in Zürich sitzende Fédération Internationale de Football Association eingetragen und trotzdem hält sie gleichzeitig das Monopol über internationale Fußballveranstaltungen. Als einziger Weltverband organisiert sie die WM für Männer und Frauen, aber auch das Olympische Fußballturnier, die Futsal-WM, die Beachsoccer WM und die FIFA-Klub-WM.
Ihr Winterwüstenmärchen
So waren es die 24 Wahlmänner (wirklich nur Männer) des FIFA-Exekutivkomitees, die 2010 eine WM 2022 in Katar besiegelten. Obwohl das Land die schlechteste Bewerbung im Vergleich zur Konkurrenz hatte, setzte es sich im finalen Wahlgang mit 14:8 gegen die USA durch. Wer sich über 22 Stimmen bei 24 Wahlmännern wundert – die anderen 2 haben sich nicht enthalten, sondern wurden einfach schon vorab beim Stimmkauf erwischt. Der Großteil dagegen erst im Nachhinein, fünf Jahre nach der Vergabe war schon die Hälfte gesperrt und strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet worden, welche aber teils durch die Intransparenz der FIFA scheiterten.
Verschlossene Auster
2021 bekam die FIFA diesen Negativpreis von der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche wegen seiner Intransparenz.
Unser Sommermärchen
Die Vergabe war ein Skandal? Richtig, aber kein Einzelfall. Die FIFA-Klub-WM 2019 und 2020 fand bereits in Katar statt, 2009, 2010, 2017, 2018 und 2021 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Russland-WM 2018 scheint heute noch verwerflicher, doch schon 2014 war die Halbinsel Krim völkerrechtswidrig annektiert worden, Homosexualität war weiterhin strafbar und beim Stadionbau sind Zwangsarbeiter aus Nordkorea verstorben, die 90 % ihres Einkommens an die Diktatur Nordkoreas abgeben mussten. Auch bei der WM-Vergabe ist Korruption nicht Neues. Selbst Deutschland soll seine WM 2006 gekauft haben, wobei Geld an Mohamed bin Hammam floss, Verantwortlicher für die Bestechung bei der WM Vergabe nach Katar.FIFA-Präsident Gianni Infantino spricht von der „besten WM aller Zeiten" und wohnt selbst in Doha.
Demokratie 982
BoykottmitDoppelmoral?
Auf dem Rücken der Fans – wir sollen boykottieren, die Wirtschaft aber nicht?
Foul
Vom korrupten Organisator bis zur Menschenrechtslage vor Ort, Gründe für einen Boykott gibt es genug. Trotzdem wird eines kritisiert: die eurozentrische Denkweise.
Bier oder Spiel
Eine mangelnde Fußballkultur kann man Katar unterstellen, aber nicht der gesamten arabisch-islamischen Welt. Der Sport wird globaler, weswegen selbst eine WM sich an den lokalen statt einzig den europäischen Gegebenheiten orientieren sollte. Kritik an hohen Temperaturen oder dem Verbot von Bier ist damit zwar unangebracht, die Verletzung von Menschenrechten sollte aber trotzdem nicht toleriert werden. Wenn nicht ...
Vor dem Anpfiff
Arbeitsmigranten sterben beim Bau der WM-Infrastruktur und Deutschland steckt mittendrin. Siemens liefert Stromversorgungssysteme für die Stadien, die Deutsche Bahn leitet den Bau des Schienennetzes und viele weitere Unternehmen sind mit lukrativen Aufträgen beteiligt.
Böller und Raketen
Doch auch abseits des Fußballs ist man wirtschaftlich eng verflochten. Sowohl Habeck als auch Scholz reisten erst kürzlich in die Golfstaaten, um nach dem Ukraine-Krieg einen neuen Lieferanten für Öl und Gas zu finden und in gleichem Zusammenhang wurden neue Waffenlieferungen an Saudi-Arabien genehmigt.
Nach dem Anpfiff
Für einen richtigen Boykott war es zu spät. Fans können nur noch symbolisch den Sender wechseln, wobei es sich hier auch noch um ARD und ZDF handeln muss, die nach eigener Kritik nun über 200 Millionen Euro für 48 der 64 Spiele zahlen. Selbst bei der Deutschen Nationalmannschaft dreht es sich nicht mehr um Menschenrechte, sondern warum man die Pseudo-Regenbogen-Binde nicht tragen durfte, was aber zeigt, wer der eigentliche Schuldige ist. Für einen langwierigen Effekt: nicht BoykottKatar – sondern BoykottFIFA.
Demokratie 1005
AbseitsderWM
Die Kommerzialisierung des Fußballs – Geld holt die Turniere nicht nur ins Land, sondern gewinnt sie auch.
Fußball – Markt statt Sport
Während die WM für Aufsehen sorgt, ist sie nur eine von über 500 internationalen Sportveranstaltungen, die Katar in den letzten 15 Jahren ausgerichtet hat. Gerade beim Spitzensport dreht es sich mittlerweile um viel Geld und hohe Investitionen – die auch erstmal jemand bezahlen muss. So hat Katar ca. 220 Mrd. Dollar für ihre WM 2022 hingeblättert.
Spielplatz der Reichen
Davon ist der europäische Fußball nicht ausgeschlossen. Viele der Top-Klubs gehören reichen Investoren, davon wohl am bekanntesten Manchester City, mehrheitlich im Besitz der Herrscherfamilie von Abu Dhabi oder Paris Saint-Germain (PSG), an dem Qatar Sports Investments die meisten Anteile hat.
Geld schießt eben doch Tore
Seit 2011 gehört PSG zu 70 % der Investorengruppe aus Katar und durfte sich über eine ordentliche Finanzspritze freuen. So zählen mittlerweile zahlreiche Topstars, wie Messi, Neymar oder Mbappé zum Kader, was zu vielen Titeln führt, aber auch ordentlich kostet, so bekommt Mbappé als bestverdienender Fußballspieler ein Jahresgehalt von 113 Mio.€.
Ewiger Sieger
Horrende Summen, bei denen selbst der FC Bayern München mit Gehältern von bis zu 20 Mio.€ nicht mithalten kann, die deutsche Konkurrenz aber trotzdem weit überbietet. So wird pro Saison 340 Mio.€ an alle Mitarbeitenden gezahlt, während der BVB „nur“ 215 Mio.€ bietet. Mit einem solchen Vorsprung kann man sich bessere Spieler leisten und so wurde den Bayern schon lange nicht mehr die Lederhose ausgezogen und sie holten in der letzten Bundesliga-Saison ihren 10. Titel in Folge.
Parallelen zum FC Bayern München gibt es auch in anderen Sportarten – im Radsport dominierte ein Team jahrelang die Tour de France: Team Sky / Ineos, mit 7 Siegen von 2012-2019. Danach gewann 2020 und 2021 UAE Team Emirates 50% weniger Radrennen.
Reiche Champions
Ein Faktor für die Siegesserie der Bayern ist die europäische Königsklasse, die seit 1992 unter dem Namen Champions-League spielt und darauf abzielte den Fußball verstärkter ins Fernsehen zu bringen und damit mehr Einnahmen zu generieren. Das ist ihr auch gelungen und mittlerweile werden die teilnehmenden Klubs mit einer Ausschüttung von 2 Milliarden Euro (Saison 2022/23) an den Gewinnen beteiligt. Während der FC Bayern München bisher 26 Teilnahmen verzeichnet, sind es beim BVB 17, Bayer Leverkusen hat sich von den deutschen Klubs zwar am dritthäufisten qualifiziert, aber immer noch nur halb so oft wie die Bayern.
Im Schatten der Stars
Die Explosion der Einnahmen geht vor allem auf die Sponsoren und Medien zurück, die über den Spitzensport versuchen potenzielle Kunden zu erreichen. Dass dabei die „oberster Spitze” überproportional entlohnt wird, zeigt sich auch in Deutschland. In der Saison 2018/19 (vor Corona) erzielte die Bundesliga einen Umsatzrekord von 4 Mrd. €, während schon die zweite Liga nur noch ein Fünftel davon abbekam.
Abseits des Fußballs
Diesen Effekt merken aber insbesondere die anderen Sportarten. Mit 215 Mio. € Umsatz mach selbst die 3. Fußball-Liga noch mehr als die Bundesligen der Sportarten Eishockey (133 Mio.), Basketball (132 Mio.) oder Handball (105 Mio.). Dabei ist Fußball zumindest bei Erwachsenen „nur” auf Platz 8 der am häufigsten betriebenen Sportarten, nach Schwimmen, Radsport, Laufen, Wandern, Fitness, Bowling/Kegeln und Gymnastik.
Demokratie 1351
SportregionLausitz
67 Plaketten sind bislang vor dem Cottbuser Rathaus im „Walk of Fame“ eingelassen, sie erinnern an Medaillengewinner:innen bei Olympischen/Paralympischen Spielen.
Fürst Pückler hat den Begriff Sport geprägt, die Lausitz selbst ist vielen aber wahrscheinlich nicht gerade als Zentrum des Sports bekannt. Besonders Cottbuser würden eher an das Stadion der Freundschaft denken und einen Verein, der noch in der Saison 2007/08 die Bayern bezwang, heute jedoch nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Im Breitensport sieht es schon ganz anders aus. So sind rund ein Viertel der Einwohner:innen Teil des Stadtsportbund Cottbus e.V. und damit Teil von einem der 145 Sportvereine bzw. 6 Sportfachverbände.
Weg des Ruhmes
… dies ist der Name der 67 Plaketten, die in den Bürgersteig vor dem Cottbuser Rathaus eingelassen sind und an Medaillengewinne bei Olympischen und Paralympischen Spielen erinnern. 11 davon sind den Leistungen bei den Spielen in Tokio zu verdanken. Neben Silber durch Bahnradsprinterin Emma Hinze, räumte die Lausitz vor allem bei den Paralympics ab. Der Brandenburgische Präventions- und Rehabilitationssportvereins (BPRSV) Cottbus brachte sowohl zwei Mal Gold als auch Silber und sechs Mal Bronze nach Hause. Damit konnte man seine Leistung gegenüber Rio 2016 (zwei Mal Silber und zwei Mal Bronze) mehr als verdoppeln, während Deutschland insgesamt ein Viertel weniger Medaillen gewann.
Doch Sportzentrum
Damit ist der BPRSV mit Abstand führend im bundesweiten Vergleich. Der 2. Platz Bayer 04 Leverkusen räumte zwar noch acht Medaillen ab, der drittplatzierte aber schon nur noch drei Medaillen. Dabei ist Cottbus erst seit Januar 2021 paralympischer Bundesstützpunkt für Radsport und Leichtathletik. Für die 4.000 Mitglieder bietet der BPRSV vor allem Reha- und Präventionsangebote, ist aber schon längst im Höchstleistungssport angekommen. Mit mageren zehn Millionen Euro Fördergeld für die Paralympics muss diese Erkenntnis aber in der Politik anscheinend noch ankommen.
Sportliche Höhepunkte
Vom 23. bis 26. Februar 2023 findet in Cottbus wieder das Turnier der Meister statt, das als älteste Turnveranstaltung von internationaler Bedeutung, die seit 1979 ununterbrochen jährlich in stattfindet. Das Turnier ist eines von weltweit vieren mit Qualifikationsmöglichkeit für die Olympischen Spiele. Es gibt zudem neue Entwicklungen, so bringt der Strukturwandel den Ausbau BMX Sportzentrum und Trampolinhalle. Cottbus investiert weitere 10 Mio. Euro für den barrierefreien Ausbau des Sportzentrums, dem Herzstück der Lausitzer Sportstadt.
Die Bahnradsprinterin Emma Hinze gewann bereits fünf Mal die WM und räumte 2021 Olympiasilber in Tokio ab. Ihr Zuhause: das Oval am Olympiastützpunkt Cottbus. Seit diesem Sommer trainiert sie gemeinsam mit Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch – zusammen sind sie das schnellste Teamsprint-Trio der Welt.
Lausitzer Sportfakten, die kaum jemand weiß
- Die Junioren EM U23 im Bahnradsport 2024 findet in Cottbus statt (Ausrichter: RSC Cottbus e.V.)
- Auch die Deutsche Meisterschaften im Bahnradsport finden 14.-18. Juni 2023 in Cottbus statt (Ausrichter RK Endspurt 09 e.V.)
- Die Nationalmannschaft im Drachenbootsport ist mit mehreren Cottbuser:innen besetzt. 2022 haben sie mehrere EM- und WM-Medaillen errungen, ihr Heimatverein ist der ESV Lok RAW Cottbus.
- Sowohl der SC Cottbus Turnen e.V. (mit Turnen und Trampolin) als auch der Motor Saspow e.V. (Abteilung Billiard) sind Bundesligisten.